«Einen klaren Auftrag der Verbraucherministerkonferenz und zwei Drittel Zustimmung in der Bevölkerung kann Frau
Aigner nicht ignorieren», sagte Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode am Montag der Deutschen Presse- Agentur dpa in Berlin. «In Deutschland gibt es eine überwältigende Mehrheit für die Nährwert-Ampel.» Aigner berät an diesem Dienstag in einer Spitzenrunde mit der Ernährungsindustrie und dem Handel über die Kennzeichnung. Aigner hat sich bisher nicht festgelegt.
Mitte Januar sagte Aigner auf Nachfrage, es sei entscheidend, dass sich die Europäische Union (EU) auf ein System einige. Sie plädiere für eine Kennzeichnung, bei der der Anteil an Fett, Zucker, Salz, Kalorien und gesättigten Fettsäuren in Bezug zur empfohlenen Tagesration auf der Packung angegeben wird. Ihr Vorgänger Horst
Seehofer (CSU) hatte nach einer
Umfrage, bei der die Mehrheit der Bundesbürger für eine Farbkennzeichnung war, seinen Widerstand aufgegeben. Die Verbraucherminister der Länder fordern eine verpflichtende europaweite «Ampel»-Kennzeichnung. Dabei steht Rot nach britischem Vorbild für einen hohen Anteil etwa an Zucker oder Salz, Grün bedeutet «unbedenklich».
Eine Emnid-Umfrage für
Foodwatch hatte ergeben, dass 67 Prozent von rund 1.000 Befragten für eine farbliche Kennzeichnung sind. 64 Prozent fordern einen nationalen Alleingang, wenn es nicht zu einer EU-weiten Lösung kommt. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn warf Aigner vor, sie setze die «mutlose Verbraucherpolitik» ihres Vorgängers Seehofer fort. Höhn fordert ebenfalls eine «Ampel»-Kennzeichnung. «Offenbar will Aigner das Thema aussitzen und die
Bundestagswahl im September abwarten», sagte die Grünen-Politikerin der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Montag). «Da gibt sie den Lobbyinteressen der Lebensmittelindustrie nach.» (dpa)