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11.03.2018 | 05:00 | Digitalisierung 

Verbraucherzentrale will mehr Transparenz bei persönlichen Daten

Dresden - Sachsens Verbraucherzentrale kann sich nicht über mangelnde Arbeit beklagen: Unseriöse Schlüsseldienste, Partnervermittlungen oder auch Geschäftsbedingungen von Fitness-Studios stehen auf ihrer Problemliste weit oben.

Verbraucherzentrale
Beim Kauf eines Fernsehgeräts, bei einem Sparvertrag oder einer Schuldnerberatung muss guter Rat nicht teuer sein - dank der Verbraucherzentralen. Mit der Digitalisierung nehmen ihre Aufgaben zu. (c)
«Die Anliegen der Menschen werden nicht weniger», sagte Vorstand Andreas Eichhorst in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. So sei etwa die Digitalisierung zwar schnell und komfortabel. Sie biete aber auch Gelegenheit, etwa mit falschen Internet-Shops, Online-Reisebuchungen oder Vertragsfallen im Netz Verbraucher zu überrumpeln oder abzuzocken. «Diese Löcher müssen wir stopfen.» Die Menschen müssten glasklar wissen und selbst entscheiden können, was mit ihren Daten passiert und wer Zugriff auf sie hat.

Landesweit steht die Verbraucherzentrale Rat- und Hilfesuchenden nach eigenen Angaben mit 83 Mitarbeitern und 13 Beratungsstellen zur Seite. In den vergangenen fünf Jahren habe sie jeweils zwischen 20.000 und 27.000 Beratungen geleistet, 2017 seien es rund 21.300 gewesen. Hinzu kämen Informationsgespräche bei Stadtfesten, Vorträgen und Workshops, Auskünfte am Telefon oder auch Kontakte im digitalen Bereich.

Seit vergangenem Jahr wird Eichhorst zufolge im Raum Auerbach im Vogtland auch die persönliche Beratung zu Hause getestet. Das Angebot ist vor allem für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung gedacht.

«Die kostenlose Schuldner- und Insolvenzberatung würden wir gern ausbauen», sagte Eichhorst. «Momentan können wir das nur in Leipzig anbieten.» Die Nachfrage sei aber so hoch, dass das Konzept mit mehr finanziellen Möglichkeiten auch in anderen Städten und ländlichen Räumen Sachsens umgesetzt werden könnte.

Der Freistaat hat den Verbraucherschutz 2017 mit rund 3,5 Millionen Euro gefördert; 2018 steht etwa die gleiche Summe zur Verfügung. Das Land sieht laut dem Pressesprecher des Verbraucherschutzministeriums, Jörg Förster, unter anderem die Digitalisierung im Gesundheitswesen oder auch das automatisierte Autofahren als Schwerpunkt. Dabei geht es unter anderem um Daten von sogenannten Wearables - tragbaren Fitnesscomputern am Handgelenk - Gesundheits-Apps sowie weiteren mobilen Gesundheits- oder Fitnessmöglichkeiten.

Bei der Entwicklung des vernetzten Straßenverkehrs sollte der Verbraucherschutz laut Förster darauf achten, dass es keine Monopolbildung bei den starken Autokonzernen gibt. Im Online-Handel wiederum sei der Lebensmittel-Bereich ein Schwerpunkt, heißt es.

Eichhorst zufolge hat es bei der Verbraucherzentrale wegen der Frühjahrsstürme unlängst vermehrt Anfragen gegeben. Nach Schadensmeldungen sei Bürgern die Wohngebäudeversicherung gekündigt worden und diese fänden nun schwer einen neuen Versicherer. Bei Anfragen gehe es außerdem immer wieder um wucherähnliche Ratenkredite.

In den vergangenen zwölf Monaten seien viele Sparer zur Beratung gekommen, denen verschiedenen sächsischen Sparkassen langfristige Prämiensparverträge gekündigt hätten, berichtete der Verbraucherschützer. «Mit einzelnen Instituten konnten wir für nicht klagewillige Sparer ein zusätzliches Alternativangebot aushandeln, andere nicht kompromissbereite Sparkassen werden verklagt.» Die Geldinstitute führten zudem neue Kontomodelle und höherer Preise ein,  doch nicht jede Entgeltklausel sei zulässig.

Oft sorgten neue Tarife oder Vertragsänderungen der Mobilfunkanbieter mit aufgedrängten Zusatzoptionen für Ärger, die Nutzer nur schwer wieder los würden. Ähnlich sei es im Bereich von Festnetz, DSL oder Kabel. Auch da gingen die Anbieter sehr aggressiv vor. Bei Nahrungsergänzungsmitteln gibt es seit dem vergangenem Jahr Beschwerden, weil die vollmundigen Werbeversprechen so manchen Herstellers etwa bei Gelenkbeschwerden nicht gehalten würden.

Linke und Grüne im Landtag kritisieren, dass es vor allem für die Lebensmittelüberwachung zu wenig Personal gebe. Der Verbraucherschutz komme nur auf, wenn ein Skandal passiert sei - wie etwa beim Wein, sagte die verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Linken, Janina Pfau. Die Fraktionen fordern mehr Unterstützung für die Verbraucherzentrale. Mit den im Haushalt bereitgestellten Mitteln könne diese gerade mal ihre Standardaufgaben absichern, stellte Grünen-Fraktionschef Volkmar Zschocke fest.
dpa/sn
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