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21.04.2009 | 01:55 | Atomenergie  

Aufwind für Kernkraft kann Risiken nicht verdrängen

Peking - In Zeiten des weltweit wiedererwachten Interesses an der Kernenergie dürfen nach Meinung der IAEA die Risiken der Technologie nicht aus dem Auge verloren werden.

Risiko Kernkraft
(c) proplanta
Zum Auftakt einer zweitägigen internationalen Konferenz über Atomkraft sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohammed el Baradei, am Montag in Peking, die Sicherheit von Atomkraftwerken sei heute zwar viel besser als vor zehn Jahren, «aber wir haben weiter Schwachstellen». «In einigen Ländern sehen wir eine besorgniserregende Kombination von alten Reaktoren, von Betreibern, die schlecht geführt werden, oder unterfinanzierte und schwache Aufsichtsbehörden.» Diese Probleme müssten angegangen werden.

Das Interesse an der Nutzung der Kernenergie wachse weltweit, sagte der IAEA-Chef. Mehr als 60 Staaten, vor allem Entwicklungsländer, hätten die UN-Behörde unterrichtet, dass sie möglicherweise Interesse an der Entwicklung eines eigenen Atomprogramms hätten. Zwölf dieser Staaten erwögen aktiv einen Einstieg in die Nutzung der Kernenergie. Die Ursachen für das wiedererwachte Interesse an der Kernenergie seien schwindende Ölvorräte, starke Preisschwankungen für Gas und Öl, die Sorgen über den Klimawandel und der steigende Energiebedarf, sagte El Baradei.

An der Konferenz nehmen Energieminister und Repräsentanten aus rund 65 Ländern teil. Aus Deutschland, das den Ausstieg aus der Kernenergie verfolgt, ist ein Referatsleiter des Wissenschaftsministeriums angereist. Umweltorganisationen bezeichneten das wieder zunehmende Interesse an der Kernkraft als einen «letzten Überlebensversuch» der Atomindustrie, die die Klimakrise ausnutze. «Selbst wenn wir die heutigen Atomkapazitäten vervierfachten, würde es nur zu einer Verringerung der Treibhausgase um sechs Prozent führen», sagte Aslihan Tumer von Greenpeace. Das würde allerdings zehn Billionen US-Dollar kosten. «Es wäre zu wenig, zu teuer und zu spät», sagte Tumer. «Jeder Dollar, der in Atomreaktoren gesteckt wird, wird den wirklichen Lösungen für den Klimawandel gestohlen.»

Trotz der Kritik und der Sicherheitsprobleme dürften die Kapazitäten für die Erzeugung von Atomstrom nach Schätzungen der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) bis 2030 um 66 Prozent ausgeweitet werden. Selbst die Weltwirtschaftskrise dürfte den Ausbau der Kernkraftnutzung in einigen Ländern nur für begrenzte Zeit verzögern, sagte El Baradei. «Mittel- und langfristig wird die weltweite Nachfrage nach Energie aber weiter beträchtlich steigen, während Länder überall versuchen, ihren Lebensstandard zu verbessern.» 2008 sei zwar kein Reaktor ans Netz gegangen, doch sei mit dem Bau von zehn Atommeilern begonnen worden. Das ist die höchste Zahl seit 1985, dem Jahr vor dem Atomunfall in Tschernobyl.

Es gibt heute 436 Atomreaktoren in 30 Ländern. Vor allem in Asien wächst die Nutzung der Kernenergie. Von den zehn Reaktoren, deren Bau 2008 begonnen worden sei, liegen acht in Asien beziehungsweise sechs in China. In den USA sind 26 neue Atommeiler beantragt worden. In Europa plant Italien das Wiederanfahren seines Kernkraftprogramms, während die schwedische Regierung ihre Pläne fallen gelassen hat, die Atomkraft auslaufen zu lassen. Andere europäische Staaten planen laut IAEA ebenfalls den Ausbau der Atomkraft. (dpa)
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