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24.11.2010 | 19:22 | dena-Netzstudie  

WWF: Mängel im Netzausbauszenario

Berlin - „Wenig zielführend“, so bewertet der WWF die gestern vorgestellte Studie der Deutschen Energieagentur (dena II Studie).

Stromnetzausbau
Darin sollte der Modernisierungs- und Ausbaubedarf des deutschen Stromnetzes transparent skizziert werden. Es blieb bei dem Versuch. „Eine glaubwürdige Weichenstellung für die Entwicklung einer langfristigen und nachhaltigen Infrastruktur muss noch entwickelt werden“, so Regine Günther, Leiterin des Fachbereichs Energiepolitik und Klimaschutz des WWF Deutschland. Die Studie liefere leider nicht den notwendigen Beitrag zur Entschärfung des Infrastrukturengpasses.

Die Einschätzung des WWF basiert auf einem Gutachten von Prof. Dr. Christian von Hirschhausen, Wirtschaftswissenschaftler an der TU Berlin. Er hat die wesentlichen Ergebnisse, die Methodik, den zeitlichen Rahmen und die Transparenz der dena II-Studie unter die Lupe genommen. Einer der Hauptkritikpunkte ist die mangelnde Transparenz. "Die Netzbetreiber entwerfen den Netzausbau für sich selbst. Die zugrundeliegenden Daten sind für Außenstehende nicht nachvollziehbar. Auf diese Weise rückt die notwendige Akzeptanz für die Infrastrukturprojekte in weite Ferne", so von Hirschhausen. In dem Gutachten kritisiert er zudem, dass in dem Ausbauszenario von fragwürdigen Voraussetzungen ausgegangen werde. Das Szenario beinhalte, dass ein beachtlicher Anteil an fossilen Energieträgern, also Braun- und Steinkohlekraftwerke, neu gebaut werden. In einer Studie, die in erster Linie der Integration von Erneuerbaren Energien dienen solle, sei dies "bemerkenswert".

Auch der Untersuchungszeitraum ist umstritten. Die dena II-Studie skizziert den Ausbaubedarf des Stromnetzes bis 2020. „Angesichts der langen Planungs- und Umsetzungszeiträume ist dieser zeitliche Rahmen unangemessen“, so Regine Günther. Nötig sei eine nachhaltige Infrastrukturplanung, die von einem langfristigen Ziel her denke. Deutschland brauche eine Planung, die einen Zeithorizont bis 2050 spannt und von einem Energiesystem auf Grundlage erneuerbarer Energien ausgehe. Überdies müsse sie die europäische Perspektive im Auge haben und mit einem Höchstmaß an Transparenz erstellt werden.

Der WWF bemängelt zudem, dass die dena den Alternativen zum Ausbau klassischer Freileitungen durch eine verengte Kostenperspektive eine pauschale Absage erteile. Weder der Ausbau von Speichern, noch die Anwendung von Freileitermonitoring bzw. der Ausbau von Hochtemperaturseilen, die zu einer Verringerung der vermeintlich notwendigen Freileitungstrassen führen könnten, seien ernsthaft geprüft worden. Christian von Hirschhausen: „Bei dieser Bewertung wird keine Kosten-Nutzen-Analyse hinsichtlich langfristiger Effekte einer CO2-Einsparung und der vollständigen Integration erneuerbarer Energien vorgenommen".

Um einen möglichst sinnvollen Plan zur notwendigen Erweiterung der europäischen Netzinfrastruktur zu entwickeln und zur Schaffung eines Leitbildes nachhaltiger Infrastruktur, empfiehlt das WWF Gutachten eine Erweiterung des Mandats von Regulierungs- bzw. Aufsichtsbehörden, sowohl auf deutscher wie auch europäischer Ebene. (wwf)
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