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08.01.2014 | 12:35 | Forst- und Holzwirtschaft in Brandenburg 

Landeswaldbericht zieht positive Bilanz

Potsdam - In dem zum Jahreswechsel an den brandenburgischen Landtag übermittelten Bericht zur Lage und Entwicklung der Forstwirtschaft in Brandenburg 2010 bis 2012 kann Forstminister Jörg Vogelsänger ein positives Bild der Branche zeichnen.

Holzwirtschaft in Brandenburg
(c) proplanta
Der Holzmarkt hat sich nach einem kurzzeitigen Einbruch im Jahr 2008 wieder erholt und auf einem hohen Niveau stabilisiert. Mit einem Sinken der Nachfrage ist nicht zu rechnen. Dementsprechend sind auch die Holzpreise derzeit gut und stabil.

Erstmals konnten Daten für den Kleinprivatwald aus den seit 2007 laufenden Erhebungen des Testbetriebsnetzes ausgewertet werden. Nach dem Landeswaldgesetz ist der Landtag mindestens alle drei Jahre zusammenfassend über die Lage und Entwicklung der Forstwirtschaft und über Fördermaßnahmen in diesem Bereich zu unterrichten.

In den Berichtszeitraum fiel das von der UNO für 2011 ausgerufene Internationale Jahr der Wälder. Die Waldbesitzer nutzten das Jahr, um im Rahmen regionaler und überregionaler Veranstaltungen noch nachdrücklicher als sonst auf die vielfältigen Leistungen und Funktionen des Waldes aufmerksam zu machen.

Vogelsänger: „Brandenburg setzt seinen Weg zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung konsequent fort. Dadurch können auch die durch den Klimawandel erwarteten negativen Folgen für den Wald abgemildert werden. Der Landesbetrieb Forst geht dabei mit gutem Beispiel voran.“

Im Waldprogramm 2011 sind die Ziele und Bewirtschaftungsgrundlagen für den Umgang mit Wald in den kommenden Jahren festgeschrieben worden. Die Waldvision 2030 ist die Strategie für den Bewirtschafter des Landeswalds, den Landesbetrieb Forst Brandenburg.

Mit insgesamt rund 1,1 Millionen Hektar sind 37 Prozent der Landesfläche Brandenburgs Wald. Damit stehen in Brandenburg fast 10 Prozent aller deutschen Wälder. Ewa 43.000 Hektar (4 Prozent) sind so genannter Nichtholzboden. Dabei handelt es sich um Waldflächen, die nicht unmittelbar zur Holzproduktion beitragen, beispielsweise Waldwege, Schneisen oder Gewässer. Der Wald gehört fast 100.000 Waldbesitzern.

Größter Eigentümer sind mit rund 274.000 Hektar Waldfläche die Brandenburgerinnen und Brandenburger selbst. Der Landeswald wird vom Landesbetrieb Forst Brandenburg bewirtschaftet.

Für einen wichtigen Bereich kommt der Bericht ein Jahr zu früh: Die Erhebungen sowohl für die dritte Bundeswaldinventur als auch für die erste landesweite Waldinventur Brandenburgs sind abgeschlossen. Die Ergebnisse werden zentral errechnet und liegen erst 2014 vor. Trotzdem enthält der Bericht neue Aussagen, zum Beispiel aus dem Testbetriebsnetz für den Kleinprivatwald und forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse.

2007 wurde mit dem Aufbau eines Testbetriebsnetzes für den Kleinprivatwald begonnen. Damit wurde das bereits bestehende Netz des Bundes ergänzt, das nur Betriebe ab einer Größe von 200 Hektar berücksichtigt. Das Testbetriebsnetz ermöglicht eine Analyse zur wirtschaftlichen Lage und Entwicklung der kleineren Forstbetriebe und gibt neben dem Bericht über die Tätigkeiten auch ein Stimmungsbarometer der Waldbesitzer wieder.

Die Waldbesitzer und die Vorstände der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse schätzen die aktuelle wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe als überwiegend gut (23 Prozent) bis durchschnittlich (62 Prozent) ein. Für die kommenden Jahre wird die Prognose der wirtschaftlichen Situation als gleichbleibend oder sich besser entwickelnd eingeschätzt.

Brandenburger Waldbesitzer nutzen etwa 4 Kubikmeter Holz pro Hektar und Jahr. Dieser Nutzungsgrad ist hoch und ebenso ein Abbild des gegenwärtig guten Holzpreises.

Brandenburg verfügt über einen Holzvorrat von etwa 263 Kubikmetern pro Hektar Wald und liegt naturbedingt 20 Prozent unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Dabei dominiert mit 73 Prozent noch immer die Kiefer. Nur 22 Prozent des Brandenburger Holzes wächst an Laubbäumen.

Die Bodenpreise für Waldflächen sind seit 2002 von 11 Cent pro Quadratmeter auf über 30 Cent im Jahr 2011 gestiegen und haben sich damit fast verdreifacht. Allein im Berichtszeitraum betrug der Preisanstieg 24 Prozent. Ein Trend zu Flächenverkäufen im Kleinprivatwald ist trotz dieser Preisentwicklung nicht erkennbar.

Zum heutigen Zeitpunkt können noch keine konkreten Aussagen über die Anpassung des Waldes an den Klimawandel getroffen werden. Deshalb bleibt der Waldumbau in standortangepasste naturnahe Mischwälder auch weiterhin eine wichtige forstpolitische Aufgabe.

Im Berichtszeitraum wurden 4.800 Hektar Wald künstlich oder natürlich verjüngt, davon etwa 2.600 Hektar im Landeswald. Waldumbau ist nicht von heute auf morgen zu machen, sondern benötigt einen langen Zeitraum. Der Landesbetrieb Forst hat ab 2013 seine jährliche Umbaufläche daher auf 1.500 Hektar erhöht.

Wald ist wichtiger Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen. Für dessen Erhalt, Schutz und Bewirtschaftung wurden deshalb von 2010 bis 2012 rund 18,9 Millionen Euro Fördermittel an private und kommunale Waldbesitzer ausgereicht. Förderschwerpunkte waren Waldumbau und vorbeugender Waldbrandschutz.

Im Land Brandenburg waren 2010 fast 13.000 Hektar Wald einer natürlichen Entwicklung überlassen. Dabei handelt es sich um Waldflächen, auf denen keine forstlichen Nutzungen und Bewirtschaftungsmaßnahmen stattfinden. Damit sind 1,2 Prozent der Waldfläche in Brandenburg ohne eine forstliche Nutzung. Für weitere 30 Prozent Waldfläche ist eine naturschutzorientierte eingeschränkte forstliche Bewirtschaftung auf Grund von Verordnungen, Managementplänen oder anderen Vereinbarungen vorgesehen.

In Brandenburg wurden 28 Flächen mit einer Größe von rund 800 Hektar als Naturwälder ausgewählt. Dabei dominieren natürlich vorkommende Buchenwaldgesellschaften, Kiefern-Traubeneichenwälder sowie Stieleichen-Hainbuchenwälder. Einige der Naturwälder werden bereits seit 1935 nicht mehr bewirtschaftet. Im Jahr 2011 wurden fünf deutsche Buchenwälder in die Liste der Weltnaturerbestätten der UNESCO aufgenommen, darum der Brandenburger Grumsiner Wald.

Zwischen 2005 und 2012 wurden mehr als 100 Moorschutzprojekte mit enger fachlicher Begleitung durch das Landesumweltamt erfolgreich bearbeitet.

Die Holzindustrie hat in Brandenburg einen Anteil von 6 Prozent an der gewerblichen Wirtschaft. In 44 Unternehmen (erfasst sind nur Betriebe mit 20 und mehr Mitarbeitern) erwirtschaften 3.800 Beschäftigte einen jährlichen Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro. Den größten Anteil daran haben mit etwa 75 Prozent die Unternehmen der Faserplattenindustrie und der Laminatfußbodenproduktion. Baruth, Heiligengrabe und Beeskow sind die größten Standorte der Holzindustrie im Land.

Die Jagd trägt als ein wichtiger Baustein zur ökologischen Stabilisierung der Wälder bei. Sie wird auf 2,5 Millionen Hektar der Landesfläche Brandenburgs ausgeübt, davon sind 9 Prozent landeseigene Flächen. Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 472.459 Stück Schalenwild geschossen.

Brandenburg ist mit seinen ausgedehnten Kieferngebieten das Bundesland mit der höchsten Waldbrandgefährdung. Fast ein Drittel aller Brände entfallen auf Brandenburg. Seit 2000 werden die Waldflächen mit einem automatisierten Waldbrandfrüherkennungssystem „Fire Watch“ überwacht, das nach und nach die Feuerwachtürme abgelöst hat. Bei ausgelöster Waldbrandwarnstufe sind landesweit 109 optische Sensoren (Kameras) in Betrieb, die Waldbrände frühzeitig erkennen und sofort eine Alarmmeldung an eine der Waldbrandzentralen senden.

Zweck des Brandenburger Waldgesetzes ist unter anderem, den Wald wegen seines wirtschaftlichen Nutzens zu erhalten und seine ordnungsgemäße Bewirtschaftung nachhaltig zu sichern. Allerdings halten sich einige Waldbesitzer nicht an diese Vorgaben, so dass die Landesforstverwaltung jährlich 50 Kahlschläge, die laut Waldgesetz verboten sind, feststellen und ahnden muss. Oft lagen diesen Verstößen gewinnorientierte Interessen der Flächennutzer zugrunde. Hauptsächlich waren dies die Umsetzung von Großprojekten, zum Beispiel der Bau von Solaranlagen, oder eine kurzfristige Gewinnerzielung durch den Verkauf von Holz. (PD)
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