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21.08.2008 | 02:02 | Jahresbilanz Wald 2007 

Minister Hauk stellt Jahresbilanz Wald 2007 vor

Stuttgart - "Der Klimawandel beherrschte 2007 in vielen Bereichen die Diskussion: Nicht nur in den Medien, sondern auch in den betroffenen Fachbereichen, wie zum Beispiel in der Forst- und Landwirtschaft.

Forstminister Hauk stellt Jahresbilanz Wald 2007 vor
Entscheidend für den Wald und die Natur werden die Größenordnung und das Tempo der Erderwärmung sein. Der Wald stellt ein empfindliches Frühwarnsystem für den Klimawandel dar. Hohe Temperaturen und wenig Niederschlag bringen einige heimische Baumarten an ihre Grenzen", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz Wald 2007 in Stuttgart.

In Baden-Württemberg finde eine massive Veränderung unserer natürlichen Umwelt bereits statt. Die Jahresmitteltemperatur sei von 1951 bis 2000 um 1,5 °C gestiegen. Mit einer früheren Blüte und Blattentfaltung und späterem Blattfall im Herbst habe sich die Vegetationsperiode gegenüber dem Jahr 1950 um einen halben Monat verlängert.

Zahlreiche Bioindikatoren wie das Verhalten der Zugvögel, die Einwanderung Wärme liebender Tier- und Pflanzenarten oder die Entwicklungszyklen der Insektenwelt signalisierten ebenfalls die veränderten Umweltbedingungen. 


Folgen des Klimawandels nicht vorhersehbar

"Obwohl sich die lokalen Konsequenzen und die Reaktionen der einzelnen Baumarten kaum abschätzen lassen, ist eine erhöhte Belastung unserer Wälder sehr wahrscheinlich – langfristig erscheint vor allem ein Anbau der Fichte vielerorts gefährdet", erklärte Hauk. Die Forstwirtschaft werde sich anpassen müssen, nicht zuletzt, um die gesellschaftlichen Bedürfnisse am Wald erfüllen zu können. Doch anstatt voreilig mediterrane Waldgesellschaften zu etablieren, sollten Waldbesitzer angesichts der großen Unsicherheiten versuchen, den Risiken mit einem möglichst artenreichen Mischwald zu begegnen.

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) sei beauftragt, die Reaktionen der Wälder auf die Klimaveränderungen genau zu beobachten und regionale Prognosen so weit zu verfeinern, dass die Risiken für die Forstwirtschaft abschätzbar werden und Handlungsempfehlungen erarbeitet werden könnten. "Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass die FVA die Federführung für ein mit sieben Millionen Euro dotiertes Forschungsprojekt im Rahmen des siebten Forschungsrahmenprogramms der EU erhalten hat. Neben der eigenen Forschung mit Mitteln von 750.000 Euro haben wir durch das auf vier Jahre angesetzte Projekt die Möglichkeit, wertvolle Tipps und internationale Einschätzungen für unsere Waldbesitzer zu erhalten, worauf sie sich zukünftig einzustellen haben", so der Minister.

"Es ist jedoch schwierig, großflächige Klimaprognosen auf örtliche Verhältnisse zu übertragen. Derzeitige Modellrechnungen erlauben noch keine Vorhersage tatsächlicher jährlicher Temperatur- und Niederschlagsverteilungen. Auch Extremereignissen wie extreme Trockenjahre oder Stürme können noch nicht vorherbestimmt werden", betonte Minister Hauk. Bei den Veränderungen handele es sich nicht um einen Prozess nach dem sich irgendwann ein neues Gleichgewicht einpendele, sondern um einen dynamischen Prozess und eine völlig offene Entwicklung.


Resistente artenreiche Mischwälder als Reaktion auf den Klimawandel

Hauptaufgabe der Forstwirtschaft werde es daher zukünftig sein, Wälder zu entwickeln, die gegenüber Störungen möglichst resistent beziehungsweise in der Lage seien, sich rasch wieder zu regenerieren und an veränderte Klimabedingungen anzupassen.

Die Ergebnisse der Zweiten Bundeswaldinventur belegten, dass zahlreiche staatliche als auch private Waldbesitzer bereits auf dem richtigen Weg seien und verstärkt standortsgerechte Laub- und Mischwälder anbauten. Auch in Zukunft würden gepflegte, naturnahe, möglichst ungleichaltrig und stufig aufgebaute Mischwälder der Schlüssel zur größeren ökologischen Amplitude angesichts bevorstehender Klimakapriolen sein.


Ökologie und Ökonomie gehen im Land Hand in Hand

"Grundsätzliches Ziel in Baden-Württemberg ist und bleibt eine nachhaltige, naturnahe multifunktionale Waldwirtschaft auf der ganzen Waldfläche. Das Konzept dieser Waldwirtschaft sieht einen ausgewogenen Kompromiss zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Zielen vor. Eine einseitige Verschiebung, zum Beispiel zugunsten der ökologischen Komponente, kann zu Verlusten im Bereich der ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit führen. Diesen Spagat vollzieht die baden-württembergische Waldwirtschaft bisher mit Erfolg", erklärte Hauk mit Nachdruck.

Um zukünftigen Generationen einen in allen Bereichen voll funktionsfähigen Wald zu überlassen, sei eine sorgfältige Abwägung der unterschiedlichen Ansprüche der Gesellschaft an den Wald notwendig. Angesichts der globalen Herausforderung werde dem eine einseitige Forderung nach Flächenstilllegung, Nutzungsverzicht und die Ausweisung von Schutzgebieten nicht gerecht. Eine solche Forderung ziehe vielmehr zwangsläufig Mehreinschläge in anderen Wäldern, die auch außerhalb Deutschlands liegen könnten nach sich oder führe zur steigenden Verwendung von nicht nachwachsenden Rohstoffen. 


Entwicklung des Holzmarktes und wirtschaftliche Bilanz

"Die im Durchschnitt des Jahres 2007 erfreulichen Holzpreise führten in der Produktgruppe Holzproduktion, trotz eines gegenüber den Vorjahren um circa zehn Prozent reduzierten Holzeinschlags, zu einem Gewinn in Höhe von 23,6 Millionen Euro oder 75,50 Euro je Hektar Waldfläche (Vorjahr: 13,2 Millionen Euro oder 42 Euro je Hektar Waldfläche)", gab Minister Hauk mit Blick auf die Entwicklung des Holzmarktes und die wirtschaftliche Bilanz im Staatswald an. Für das gesamte Geschäftsfeld des Staatsforstbetriebes der Landesforstverwaltung ergebe sich, unter Berücksichtigung der Kosten der Daseinsvorsorge von 7,3 Millionen Euro, noch ein positives Betriebsergebnis in Höhe von 15,3 Millionen Euro.

Dämpfend auf die Marktentwicklung hätten sich die Schäden durch das Orkantief "Kyrill" ausgewirkt, das am 18. und 19. Januar 2007 über Europa hinweggezogen sei. Rund 59 Millionen Kubikmeter Sturmholz seien in Europa insgesamt angefallen. In Deutschland seien es circa 37 Millionen Kubikmeter und in Baden-Württemberg mit über 800.000 Kubikmeter vergleichsweise wenig Sturmholz gewesen. Im weiteren Jahresverlauf hätten sich die Absatzmöglichkeiten für Schnittholz beim Export durch den starken Euro, die Immobilienkrise in den USA und durch stark gestiegene Kosten für Schiffsfrachten nach Fernost weiter eingeschränkt.

Brennholz stehe weiter hoch im Kurs. In Baden-Württemberg kommt zwischenzeitlich auf jede Ölheizung eine Feuerstätte für Holz. Über zwei Millionen Kubikmeter Brennholz, einschließlich dem Holz aus Flächenlosen, seien 2007 aus dem Wald bereit gestellt worden. Trotz der deutlich gestiegenen Nachfrage haben sich die Brennholzpreise im Jahr 2007 nur moderat nach oben entwickelt. Im Vergleich zu anderen Energieträgern ist Brennholz nach wie vor erschwinglich und preiswert. Bei starken regionalen Schwankungen lägen sie für Laubholz in langer Form gerückt am Waldweg bei circa 50 Euro je Kubikmeter Holz. (PD)


Weitere Infos:
> Jahresbilanz 2007 (PDF 4.3 MB)
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