Bis zu 60.000 Hektar land- und forstwirtschaftliche Fläche (dies entspricht etwa zwei drittel der Fläche der Stadt Berlin) will das Land Brandenburg aus der Nutzung nehmen - mit schwerwiegenden Folgen. Zusammen mit betroffenen Unternehmen aus der Region fordern Verbände der Forst- und Holzwirtschaft deshalb in einem offenen Brief an die brandenburgische Landesregierung einen sofortigen Stopp der Flächenstilllegungen.
„Mit der großräumigen Ausweisung von Totalschutzgebieten wird der Holz- und Energiewirtschaft der Rohstoff entzogen und den Förstern die Möglichkeit genommen, die Wälder klimaresistent umzubauen. Wir schützen am besten, indem wir nutzen“, erklärt Dr. Denny Ohnesorge, Geschäftsführer der AGR. Die Vorteile einer schonenden Waldnutzung ziehen sich laut Ohnesorge durch die gesamte Wertschöpfungskette. Der Forstwissenschaftler betont: „Der bewirtschaftete Wald bewahrt
Artenvielfalt, bietet Schutz vor Stürmen, und die langfristige Verwendung von Holz speichert
CO2, dient also damit dem Klimaschutz. Forst- und Holzwirtschaft gehören zu den wenigen Wirtschaftszweigen, die mit Natur- und
Klimaschutz einhergehen.“
Die brandenburgische Forst- und Holzwirtschaft verzeichnet einen Warenumsatz von 1,1 Mrd. Euro und hat damit eine große Bedeutung für die Region. Der Wirtschaftszweig beschäftigt fast 19.000 Menschen. Darunter 3.800 in der reinen Holzwirtschaft, wie beispielsweise Mitarbeiter von Sägewerken sowie weitere 15.000 Arbeitsplätze in der Forstwirtschaft und im weiterverarbeitenden Gewerbe. Dazu gehören Waldarbeiter, Förster, Forstdienstleister, Holzspediteure, der Handel, Zimmereien und viele nachgelagerte Branchen. „Diese Arbeitsplätze sind, im Gegensatz zu dem oft propagierten Arbeitsplatzmotor Naturtourismus, saisonunabhängige und gut entlohnte Beschäftigungsverhältnisse“, erklärt Lars Schmidt, geschäftsführender Vorstand beim BSHD.. Er warnt daher vor einer langfristigen Schwächung der regionalen Wirtschaft: „In den ländlich geprägten Regionen Brandenburgs herrscht eine Arbeitslosenquote von bis zu 20 Prozent. Der Schwerpunkt muss deshalb weiter auf einer regionalen Strukturpolitik liegen, die die modernen Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft mit einer hohen Wertschöpfungstiefe in der Region hält.“
Zusammen mit Unternehmen aus der Region kritisieren AGR und BSHD außerdem, dass die Ausweisung der Schutzgebiete „hinter verschlossenen Türen“ stattfindet und relevante Interessengruppen nicht in den Prozess eingebunden werden. Sie fordern von der Landesregierung schon bei Planungen von Schutzgebieten frühzeitig einen öffentlichen und transparenten Informations- und Diskussionsprozess einzuleiten.
Weiterhin machen die Verbände auf den Widerspruch zu den energiepolitischen Zielen der Bundes- sowie der Landesregierung aufmerksam. Diese sehen in den nächsten Jahrzehnten eine deutliche Erhöhung der energetischen Verwertung des Rohstoffs Holz vor. Im Offenen Brief heißt es: „Der Holzbedarf zur Deckung energiepolitischer Ziele des Landes Brandenburg und der Hauptstadt Berlin kann unmöglich aus Brandenburger Wäldern gedeckt werden. Vor diesem Hintergrund sind Pläne unverantwortlich, die eine Minderung statt eine Steigerung der produktiven Landfläche nach sich ziehen." (agr/bshd)