Dies erklärte der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Norbert Schindler, anlässlich des „Tages des Eigentums 2011" (19.10.2011), der in diesem Jahr dem Waldeigentum gewidmet ist. Wald ist in Deutschland zu 44 Prozent in Privatbesitz, wovon ein Drittel durch Landwirte bewirtschaftet wird. Die Arbeitsgemeinschaft der Grundbesitzerverbände, der Deutsche Waldbesitzerverband, der Deutsche
Bauernverband und die Deutsche Stiftung Eigentum veranstalteten deshalb in Berlin eine offene Diskussion, zum Waldeigentum um Konflikte, hervorgerufen durch Nutzungseinschränkungen, drohende Stilllegungsverpflichtungen und das Betretungsrecht zu erörtern. Die unzureichende Anerkennung der gesellschaftlichen Leistungen des Waldes durch die Öffentlichkeit wurde vor dem Hintergrund der neuen „Waldstrategie 2020" der Bundesregierung problematisiert.
Schindler betonte, dass die Land- und Forstwirte besonders sensibel auf eigentumspolitische und eigentumsrechtliche Veränderungen reagierten. Aktuell nannte er den energiepolitisch notwendigen Ausbau des Stromnetzes, dem sich die Land- und Forstwirte nicht verwehren würden. Sie forderten aber eine gerechte Entschädigung für den Eigentumsverlust. Einen zusätzlichen Flächenbedarf durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen dürfe es hierfür nicht geben. Schindler forderte, dass die Entsiegelung als Ausgleich besser sei als eine zusätzliche Streuobstwiese.
Die im vergangenen Jahr erfolgte Novellierung des Bundeswaldgesetzes habe die wirtschaftliche Funktion des Waldes gestärkt, auch im Hinblick auf die Haftungsfrage für Waldbesitzer. Die Förderung von Forstbetriebsgemeinschaften und ihre erweiterten Aktionsmöglichkeiten leisteten einen wichtigen Beitrag zur politisch gewollten breiten Streuung von Eigentum.
Schindler bedauerte, dass die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes häufig verkannt werde, wie die politischen Auseinandersetzungen um die vom Bundeskabinett jetzt verabschiedete Waldstrategie 2020 zeigten. Das Bemühen der Bundesregierung sei anzuerkennen, mit der Waldstrategie 2020 das Spannungsverhältnis zwischen der Wirtschaftlichkeit der Wälder und dem Erhalt der biologischen Vielfalt zu entschärfen und aufzulösen.
Einen gravierenden Schwachpunkt sehe er aber darin, die biologische Vielfalt im Wald durch nicht bewirtschaftete Flächen, durch die Steigerung des Totholzanteils und die Vermehrung von „Naturwaldzellen" sowie durch die Vernetzung der NATURA 2000-Flächen weiter verbessern zu wollen. Die Umsetzung einer solchen Strategie greife massiv in die Eigentumsrechte der Waldbesitzer ein, ohne einen echten ökologischen Mehrwert zu erhalten. Erst die Nutzung des Waldes durch gut ausgebildete Forst- und Landwirte habe die heute schützenswerte Vielfalt an Arten und Biotopen hervorgebracht. Nur mit den Forst- und Landwirten könne deshalb diese Vielfalt auch erhalten bleiben, betonte Schindler. (dbv)