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07.06.2011 | 01:17 | Forstwirtschaft Hessen 

Waldbesitzer sorgen sich um ländlichen Raum

Friedrichsdorf/Taunus - Der deutsche Wald ist in den vergangenen 40 Jahren um eine Fläche von einer Million Hektar gewachsen. Seine Holzvorräte sind die größten in ganz Europa - ein Verdienst der nachhaltigen und naturnahen Forstwirtschaft.

Waldwirtschaft
(c) proplanta
Als Teilziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt beabsichtigt die Bundesregierung nun, bei fünf bis zehn Prozent der Wälder die wirtschaftliche Nutzung einzustellen. Diese Absicht stößt bei privaten und kommunalen Waldbesitzern in Hessen und anderen Bundesländern auf Protest. Erst kürzlich sind zudem Forderungen von Naturschutzverbänden laut geworden, statt der von der Bundesregierung angestrebten fünf Prozent sogar zehn Prozent der deutschen Wälder sich selbst zu überlassen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen dagegen, dass die nachhaltige und naturnahe Bewirtschaftung, wie sie seit langem in Deutschland betrieben wird, sich positiv auf die Artenvielfalt auswirkt.

Bei einer Realisierung der Pläne von Bund und Umweltverbänden sehen die Waldbesitzerverbände schwerwiegende Folgen für ihre Mitglieder. Denn die Nutzungseinschränkungen im Wald treffen den Nerv der strukturschwachen ländlichen Räume. Auf dem Land verdienen viele Menschen ihren Lebensunterhalt mit der Forst- und Holzwirtschaft. Teile der Holz verarbeitenden Industrie befürchten wegen der Pläne zum Naturschutz eine existenzbedrohende Verknappung des Rundholzangebotes. "Der Wald muss Lebens- und Wirtschaftsraum bleiben", argumentieren die Waldbesitzer.

Nutzungsbeschränkungen im Wald sind nicht erforderlich, denn Naturschutz und Holznutzung erweisen sich als gut vereinbar. Bei der letzten Überprüfung der Bundesregierung, wie weit die Ziele der Biodiversitätsstrategie heute erreicht sind, hat die Forstwirtschaft mit Bestnoten abgeschnitten. Gerade in den bewirtschafteten Wäldern nimmt die Artenvielfalt zu. Multifunktionale, nachhaltige Forstwirtschaft bewährt sich. "Deswegen gibt es keinen Grund, Flächen in Wäldern stillzulegen", stellt Michael Freiherr von der Tann, Präsident des Hessischen Waldbesitzerverbandes, fest.

"Viele Waldbesitzer haben das Gefühl, dass dieser Erfolg von der Politik überhaupt nicht wahrgenommen wird, sondern im Gegenteil die Wälder zusehends zu Museen gemacht werden." So plant die staatliche Forstverwaltung in Hessen, weitere 3.400 Hektar Wald aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen. In Baden-Württemberg will die Regierung zehn Prozent der Staatswaldflächen stilllegen und empfiehlt den Kommunen, es ebenso zu tun. In mehreren Bundesländern wird die Ausweisung weiterer Nationalparks vorbereitet.


Waldbesitzer beziehen in Positionspapier Stellung

Eine Delegation der Waldbesitzer hat die ernsthaften Sorgen der Forst- und Holzwirtschaft um den Verlust ihrer Wirtschaftsgrundlage am Freitag, 27. Mai, bei der Umweltministerkonferenz in Wernigerode vorgetragen. Sie übergaben den Ministern ein Positionspapier mit dem Titel "Waldstrategie 2020". Darin äußerten sie ihr Unverständnis, den Pfad der bewährten nachhaltigen Forstwirtschaft zu verlassen. Wald und Forstwirtschaft leisten einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz, zur Energiewende, zur Beschäftigung und zum Erhalt der ländlichen Räume.

Unterstützt wird die Position der Waldbesitzer vom Deutsche Städte- und Gemeindebund, der weitere Unterschutzstellungen oder Nutzungseinschränkungen im Wald ablehnt.


Bewirtschaftung erhält Arbeitsplätze

Der Wald hat nicht nur eine klima- und artenschützende Funktion, sondern ist auch wirtschaftlich von großer Bedeutung. In Deutschland sichert er 1,2 Millionen Menschen eine Arbeit. Der Wirtschaftszweig Forst und Holz erzielt pro Jahr einen Umsatz von 170 Milliarden Euro. Es spricht viel dafür, in konsequenter Folge aus dem Moratorium über die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke in Deutschland auch die Strategie der Flächenstilllegung grundlegend zu überdenken.

Ein erheblicher Teil der Wälder ist bereits als europäisches Naturschutzgebiet ausgewiesen. Eine Stilllegung von genutzten Wäldern erfordert Holzimporte aus dem Ausland - bereits jetzt kann Deutschland seinen Verbrauch an Holz nur zu zwei Dritteln aus heimischen Wäldern decken. Wird die Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung umgesetzt, gehen der holzverarbeitenden Industrie mindestens fünf Millionen Kubikmeter Holz verloren. Daran hängen etwa 40.000 Arbeitsplätze und eine Wertschöpfung von 2,3 Milliarden Euro. Dies geht aus einer Berechnung des Johann Heinrich von Thünen-Instituts in Hamburg hervor.

Die Waldbesitzerverbände setzen sich dafür ein, dass die Menschen auf dem Land mit produktiver Arbeit im Wald Wertschöpfung und Einkommen erwirtschaften können. Zudem ist eine Stilllegung von Waldfläche langfristig dem Klimaschutz abträglich: In ungenutzten Wäldern zerfällt das Holz und verliert somit die klimaschützende Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern. (ots)
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