Als Annika Strebel die Krone der Deutschen
Weinkönigin aufgesetzt bekommt, fließen erstmal Tränen. Während ihre Familie und Freunde aus Rheinhessen jubeln, fällt die 23-Jährige im Konfetti-Regen auf der Bühne ihren Weinprinzessinnen in die Arme. Die 22 Jahre alte Ramona Sturm von der Mosel und die 26-jährige Elisabeth Born aus dem Anbaugebiet Saale-Unstrut werden die Weinkönigin in den kommenden zwölf Monaten unterstützen. Die drei jungen Frauen hatten am Freitagabend bei einer großen Weingala in Neustadt an der Weinstraße unter sechs Finalistinnen die Nase vorn. Sie überzeugten die 80-köpfige Jury mit Fachwissen, aber auch mit Charme und Humor.
Mit Annika Strebel kommt das erste Mal seit 1999 wieder eine Weinkönigin aus dem größten deutschen Anbaugebiet Rheinhessen. Die quirlige Winzerin und Weinbaustudentin übernimmt das Amt von Mandy Großgarten von der Ahr. Als höchste Repräsentantin des deutschen Weins warten nun etwa 200 Termine im In- und Ausland auf die junge Frau, die vor allem mit ihrer Schlagfertigkeit und Natürlichkeit punktete. Das zeigt sich etwa, als sie bei einem Pantomime-Spiel den Begriff «Sexuallockstoff» darstellen muss und ihrem Rateteam mit einer ebenso witzigen wie eindeutigen Geste auf die Sprünge hilft. Vorher hatte sie bereits mit vollem Körpereinsatz und schauspielerischem Talent einen Kronkorken gespielt.
Außerdem soll sie mit einer Rede speziell die Delegation aus dem Anbaugebiet Mittelrhein von ihren Königinnen-Qualitäten überzeugen. «Ich habe zwar ein wenig Ähnlichkeit mit der Loreley», ruft sie und dreht ihren langen blonden Zopf zwischen den Fingern. «Aber ich werde keine Märchen erzählen und auch keine Schiffe versenken.» Auch bei den Fachfragen glänzt die Weinbaustudentin. Sie erkennt treffsicher einen Weißwein als
Riesling und ordnet ihm bei der Teamaufgabe die richtigen Aromen zu: Honig, Pfirsich und Ananas.
Das Studium in Geisenheim im Rheingau muss Annika Strebel nun eine Weile hintenan stellen, und auch im elterlichen Weingut in Wintersheim kann sie in den kommenden Monaten nicht so viel helfen. Ebenfalls zurückstehen muss die Arbeit in ihrem Kürbisgärtchen.
Auch Elisabeth Born wird in den kommenden Monaten nicht so viel wie sonst auf dem heimischen Weingut in Höhnstedt sein oder auf ihrem Norweger-Pony durch die Weinberge reiten. Die 26-Jährige hat bereits bei Praktika auf Weingütern in Neuseeland und Südafrika internationale Erfahrung gesammelt. Ramona Sturm studiert Mathematik und Wirtschaft auf Lehramt an der Universität in Koblenz. Zum Wein kam sie über ihren Vater, der im Nebenerwerb
Winzer ist.
Zur Wahl der 63. Deutschen Weinkönigin waren bei der Vorentscheidung vor einer Woche die Gebietsweinköniginnen der 13 deutschen Weinanbaugebiete angetreten. Zur ersten Hoheit für Westdeutschland war im Oktober 1949 die pfälzische Weinkönigin Elisabeth Gies gekrönt worden. (dpa)