Zu Beginn eines dreitägigen Treffen der EU-Agrarminister im portugiesischen Porto kritisierte der deutsche Staatssekretär Gert Lindemann vor allem die Rodungspläne der Kommission. Es habe überhaupt keinen Sinn, jetzt bis 200 000 Hektar Rebenflächen zu vernichten, wenn es von 2014 an keine Begrenzung für Neuanpflanzungen mehr geben werde.
Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel will vor allem die Destillation von unverkäuflichen Weinen zu Alkohol abschaffen, für die die EU etwa eine halbe Milliarde Euro jedes Jahr ausgibt. Insgesamt gibt die EU 1,3 Milliarden Euro zur Stützung des Weinbaus aus. Der Beihilfenbetrag soll auch nach der Reform erhalten bleiben.
Lindemann verteidigte auch die in Deutschland genutzte Zugabe von Saccharose, um den Alkoholgehalt des Weines zu erhöhen. Das Verfahren will die Kommission abschaffen. «Eine Abschaffung des Verfahrens hat nichts damit zu tun, den Sektor zu reformieren», sagte Lindemann. Deutschland stehe damit nicht allein. Insgesamt 20 Mitgliedstaaten seien dafür, die Zugabe von Saccharose beizubehalten. Die Kommission ignoriere eine Drei-Viertel-Mehrheit der Mitgliedstaaten. «Das ist schon ärgerlich.»
Fischer Boel wehrte sich gegen den Vorwurf, sie plane die Grundlagen europäischer Weinwirtschaft zu zerstören. Alle seien sich einig, dass angesichts massiver Konkurrenz aus Übersee-Ländern wie Australien, Chile, Südafrika und USA Europa konkurrenzfähiger zu machen. Eine Reform sei nötig, sagte sie in Porto. Winzer, die keine konkurrenzfähige Qualität anbieten könnten, müssten die Chance haben, aus der Produktion auszusteigen. Sie verteidigte ihre Pläne. Kein
Winzer werde zu Rodungen gezwungen. (dpa)