Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

23.04.2007 | 15:26 | Weinbau 

Zuckeranreicherung von Wein in EU weiterhin heftig umstritten

Stuttgart - Die Anreicherung von Wein mit Zucker ist zwischen der EU-Kommission und Deutschland weiterhin heftig umstritten.

Wein
(c) proplanta
EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel (Dänemark) sagte am Montag auf der Weinbaufachmesse «Intervitis» in Stuttgart: «Wir wollen Zucker bei der Weinvorbereitung abschaffen». Dagegen setzte sich Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) auf der «Intervitis» entschieden dafür ein, die Anreicherung mit Saccharose (Zucker) auch nach der anstehenden Weinmarktreform in Europa unbedingt bestehen zu lassen.

Seehofer sagte, das traditionelle Weinbereitungsverfahren mit Zucker sei seit 200 Jahren «ein Kern unserer Weinkultur». Der Wein werde bei Saccharose-Anreicherung nicht minderwertiger, sondern könne erst dann sein ganzes Potenzial entwickeln. Seehofer fügte hinzu: «Wir würden also einen Teil unserer Wettbewerbsfähigkeit verlieren, wenn wir ohne Not darauf verzichten.» Dazu erklärte die EU-Kommissarin: «Ich glaube, dass die Deutschen von einem Verbot für Saccharose nur profitieren können».

Auch der Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, Norbert Weber, sprach sich entschieden dagegen aus, die Verwendung von Zucker durch die EU zu verbieten. Dies würde eine Diskriminierung der Staaten darstellen, in denen der Weinbau auf Grund ungünstiger klimatischer Bedingungen erschwert sei. Ein Verbot der Saccharose in Frankreich, Deutschland, Österreich, Luxemburg, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Malta würde nach den Worten von Weber bedeuten, dass sich die Weinherstellung verteuert und damit Wettbewerbsnachteile eintreten. In 18 Staaten der derzeitigen 27 EU- Mitglieder würde augenblicklich eine Anreicherung mit Zucker betrieben.

«Obwohl wir einen gemeinsamen Binnenmarkt haben, gibt es noch kein gemeinsames Wetter in Europa», sagte der Weinbaupräsident. Deshalb brauche Europa unterschiedliche Mindestmostgewichte und unterschiedliche Anreicherungsbedingungen. An die Adresse der EU- Kommissarin Fischer Boel richtete Weber die Frage: «Wie passt ein Verbot der Saccharose zu ihren Vorstellungen, die Weinbereitungsmethoden total zu liberalisieren?»

Seehofer sprach sich dagegen aus, dass die EU derzeit 500 Millionen Euro allein dafür ausgibt, Überschüsse zu Schnaps zu destillieren. Diese Überschüsse würden nicht in Deutschland erzeugt.

«Mit strukturellen Überschüssen wie in anderen Ländern haben wir in Deutschland Gott sei Dank nicht zu kämpfen». Der Deutsche Weinbau befindet sich nach den Worten des Bundeslandwirtschaftsministers in einer «sehr guten Verfassung». Der Weinexport aus Deutschland habe im vergangenen Jahr eine neue Bestmarke erreicht. Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr liege bei zehn Prozent und mache inzwischen 290 Millionen Liter Wein aus. Für kein anderes alkoholisches Getränke würden die Deutschen in diesem Jahr mehr Geld ausgeben als für Wein. Der Minister bezifferte die Summe auf rund 5,5 Milliarden Euro. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Wir lassen den sächsischen Obst- und Weinbau nicht alleine

 Niedrige Temperaturen - Obstbauern müssen noch ein wenig zittern

 Weinbauern nach Minusgraden: Ernte 2024 größtenteils passé

 Obstbauern besorgt wegen Spätfrösten

 Schutz vor Frostschäden: Winzer entzünden Feuer in Weinbergen

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet