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10.03.2012 | 19:14 | Windkraft 

Preisexperte: Windkraftgeschäft hat im Süden Nachteile

Stuttgart/ Bonn - Das Geschäft mit der Windkraft im Süden ist nach Einschätzung eines Preisexperten riskanter als im Norden.

Windenergie
(c) proplanta
«Die Anlagen werden sich auch im Süden drehen - aber der Wind bläst im Norden nun einmal stärker.

Fakt ist, dass dies eine erhebliche Auswirkung auf Wirtschaftlichkeitsrechnungen hat», sagte Philip Grothe der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Er betreut das Thema Erneuerbare Energien weltweit für Simon-Kucher & Partners. Das Beratungsunternehmen begleitet Klienten bei deren Geschäftsstrategie und ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für die Preisberatung.

Grothe gab jedoch auch zu bedenken, dass fern der Lukrativität auch die Industrie- und Bevölkerungsdichte entscheide, was wiederum für den Süden spreche. «Man muss bei der Standortfrage ja nicht nur die Auslastungen und die Windgeschwindigkeiten betrachten, sondern auch sehen, wo im Land der Strom gebraucht wird.»

Nach Statistiken der Leipziger Strombörse und der überregionalen Stromnetzbetreiber liegt die Leistung der Windenergie aus dem Süden deutlich unter Werten wie etwa im küstennahen Niedersachsen. Selbst gemessen am bundesweiten Durchschnitt ist das Potenzial südlich eher mau.

Und wo weniger Wind weht, müssen die Anlagen höher hinaus. «Eine Faustregel gilt auch im Süden ganz klar: Jeder Meter höher bei den Anlagen bringt auch mehr Prozente in der Auslastung», sagte der Branchenexperte.

Die Flügel moderner Strommühlen haben ihr Zentrum locker 120 Meter über dem Boden. «Und die Anlagen sind nicht nur hoch, sondern auch laut. Ein Rotor erreicht an der Spitze Geschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern.»

Ein Problem beim Ausbau der Windkraft sind ihre Schwankungen und der Bedarf zusätzlicher Stromleitungen. «So lange das Thema Speicherung und neue Transportwege nicht geklärt ist, müssen wir über einen signifikant höheren Anteil der Erneuerbaren am Energiemix in Deutschland gar nicht erst reden», gab der Berater zu bedenken. Die Bundesregierung setzt in ihrem Energiekonzept aber stark auf Wind.

Bisher erhalten die Anlagenbetreiber bei ihrer Stromvergütung eine fixe Zulage. Diese Subvention, die die Erneuerbaren antreiben soll, zahlt jeder Haushalt mit Umlagen über die Stromrechnung. Betreiber einer Anlage, die einen windreichen Standort hat und lange hält, machen daher gute Geschäfte.

An weniger attraktiven Orten scheint das Geschäftsmodell dagegen nicht so lukrativ - dabei will die Politik die Windkraft erheblich weiter ausbauen. Allein in Baden-Württemberg ist für die nächsten Jahre der Aufbau Hunderter neue Räder geplant.

Fachmann Grothe sagte zu den starren Subventionen: «Es wäre eine interessante Idee, mit einer reformierten Einspeisevergütung stärker regionale Schwerpunkte zu setzen. Denn eine differenzierte Förderung könnte Standortnachteile in der Auslastung auffangen.» Bisher sieht er die politischen Weichenstellungen eher skeptisch.

«Es herrscht ein gewisser Aktionismus. Die Langfristigkeit des Geschäfts bei den Erneuerbaren Energien passt meiner Meinung nach überhaupt nicht zusammen mit der Kurzfristigkeit der politischen Entscheidungen», sagte er mit Blick auf die Diskussionen über die Solarförderung.

Grothe berichtete aus seiner Praxis, die Branche der alternativen Energie sei derzeit wirklich nicht zu beneiden. «Politisch wird derart viel gesteuert - so viele Wirtschaftlichkeitsrechnungen können die Unternehmen gar nicht aufmachen, um da tagesaktuell zu bleiben.» (dpa)
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