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15.03.2012 | 22:29 | Windkraft  

Windstrom bringt Netz im Nordosten an die Grenzen

Berlin - Die Energiewende hat gerade erst begonnen, doch die Windkraft bringt das Stromnetz im Nordosten der Republik schon jetzt zum Glühen. Die Probleme werden noch größer, sagt der Betreiber.

Windkraft
(c) proplanta
Die große Strommenge aus Windkraft bringt das Überlandnetz im Nordosten Deutschlands an seine Grenzen. Um eine Überlastung zu vermeiden, musste der Netzbetreiber 50Hertz Transmission im vergangenen Jahr an 45 Tagen Erzeuger von Windstrom anweisen, ihre Anlagen zu drosseln. Im Jahr zuvor war dies nur an sechs Tagen der Fall, sagte 50Hertz-Vorstandschef Boris Schucht am Donnerstag in Berlin. Dieses Instrument werde als allerletztes Mittel angewendet, um das Netz stabil zu halten.

Die Steuerung von Engpässen im Netz habe das Unternehmen im vorigen Jahr 101 Millionen Euro gekostet nach 36 Millionen Euro 2010. «Diese Kosten werden noch steigen und letztlich von allen Kunden bezahlt», erläuterte Schucht. Bläst etwa der Wind im Norden so stark, dass der produzierte Strom nicht komplett vom Netz aufgenommen werden kann, dann dürfen sich nicht mehr alle Windräder drehen. Zugleich kann aber an anderer Stelle Leistung fehlen, dort müssen dann zum Beispiel Gaskraftwerke hochgefahren werden.

Die immer wieder sehr angespannte Lage zeige, wie wichtig der schnelle Ausbau des Hochspannungsnetzes in die Verbrauchszentren im Westen und Süden Deutschland sei, sagte der Unternehmenschef. Das deutsche Netz müsse um zehn Prozent ausgebaut werden, «das ist keine utopische Zahl», aber die Zeit sei knapp.

Schon heute seien die Nord-Süd-Trassen bei Starkwind ausgelastet. Bis 2020 dürften auch wegen neuer Windparks in der Ostsee 50 bis 60 Gigawatt Leistung hinzukommen, aber nur 12 Gigawatt Transportkapazität. Zusammen mit den drei anderen deutschen Netzbetreibern Amprion, EnBW und Tennet will 50Hertz am 3. Juni einen Netzentwicklungsplan vorlegen.

50Hertz betreibt das 9.840 Kilometer lange Übertragungsnetz in Ostdeutschland und in Hamburg. In dieser Region gebe es seit 2011 mehr erneuerbare als konventionelle Stromerzeugungskapazität, bemerkte Schucht. 28,2 Prozent des ins 50Hertz-Netz eingespeisten Stroms stammten aus Wind, Sonnenkraft und Biomasse. «Keine andere Region auf der Welt hat einen so großen Anteil», sagte der Vorstandschef.

50Hertz steigerte seinen Umsatz 2011 um 25 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Ein Großteil des Zuwachses stamme aus dem Geschäft mit erneuerbaren Energien, dieses Geld werde aber nach dem Gesetz nur von den Stromkäufern an die Erzeuger weitergeleitet, sei also ergebnisneutral. Der Gewinn sank um 13 Prozent auf 54 Millionen Euro. Grund dafür seien vor allem die höheren Kosten für das Engpassmanagement an windstarken Tagen gewesen. «Die Hälfte unseres Jahresergebnisses wurde im Dezember vom Winde verweht», sagte Schucht. (dpa)
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