Mehr Anschub für E-Mobile
Und sie bewegen sich doch nach vorn. Um stolze 34,6 Prozent schoss die Zahl der Elektroautos auf deutschen Straßen im vergangenen Jahr nach oben. Allerdings auf gerade einmal 25.500.
Und selbst zusammen mit 130.000 Hybridfahrzeugen mit Batterie plus Verbrennungsmotor kann von einem Durchbruch der viel beschworenen Antriebe der Zukunft weiter keine Rede sein - bei 45 Millionen Pkw insgesamt. Nach monatelangen Beratungen will die große Koalition ein millionenschweres Förderpaket festzurren. Die Chancen, dass auch umstrittene Kaufzuschüsse hineinkommen, sind zuletzt gestiegen.
Wie weit ist die Koalition mit ihren Überlegungen?Nach einem Treffen mit den Chefs der deutschen Autokonzerne Anfang Februar im Kanzleramt sollte eigentlich schon bis März Klarheit her. Nun steht ein stärkerer Anschub für die Elektromobilität mit auf der Agenda der schwarz-roten Koalitionsspitzen, die an diesem Mittwoch über wichtige Projekte der nächsten Wochen beraten wollen.
«Ich gehe davon aus, dass wir uns in der Koalition relativ bald verständigen», formuliert es Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Dienstag. Dabei geht es auch darum, das schwer ins Wanken geratene offizielle Ziel von einer Million E-Autos bis 2020 am Leben zu erhalten.
Welche Elemente eines Förderpakets zeichnen sich ab?Neben den relativ hohen Preisen für E-Autos lässt ihre begrenzte Reichweite viele potenzielle Käufer zögern. Und derzeit gibt es nur 5.600 Ladestationen - viel zu wenig, wie nicht nur der Verband der Automobilindustrie (VDA) meint. Nicht mehr strittig bei Union und
SPD ist denn auch, das Netz zu vergrößern.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) schweben 15.000 zusätzliche Stromtankstellen im ganzen Land vor. Kosten: 300 Millionen Euro. Konsens herrscht im Prinzip auch, öffentliche Fuhrparks stärker auf E-Mobile umzurüsten. Erhoffter Nebeneffekt ist, dass so ein Gebrauchtwagenmarkt entsteht.
Und was ist mit Kaufprämien?Die Koalitionäre brüten auch über direkten Zuschüssen für Autokäufer wie die einstige Abwrackprämie. Dabei hatten Union und SPD eigens in den Koalitionsvertrag geschrieben, auf «nutzerorientierte Anreize statt auf Kaufprämien» zu setzen. Dann preschte Wirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel vor und brachte eine 5.000-Euro-Prämie ins Gespräch.
In einem Domino-Effekt schloss sich Horst
Seehofer (CSU) als zweiter Parteichef an. Und auch Finanzminister Wolfgang Schäuble (
CDU) rückte von seinem strikten Nein ab und sprach zuletzt von einem möglichen «begrenzten Anreiz». Als denkbar galt, zur Finanzierung zum Beispiel einen Fördertopf wie den Energie- und Klimafonds zu nutzen.
Wie geht es weiter?Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich noch nicht offen festgelegt. Gabriel lässt keinen Zweifel daran, dass es um nicht weniger geht als ein Schlüsselthema für die Zukunft der deutschen Vorzeigeindustrie.
Druck für Kaufzuschüsse machen einflussreiche Betriebsräte mehrerer Autobauer. Die Politik hat aber auch schon platziert, dass sie die Konzerne in der Pflicht sieht. «Sie müssen sich an der Finanzierung einer Kaufprämie und dem Ausbau der Ladeinfrastruktur beteiligen», sagt SPD-Fraktionsvize Sören Bartol.
«Klug wäre bei einer Kaufprämie eine Differenzierung zwischen vollelektrischen und Hybridfahrzeugen.» Überhaupt geht es bei alternativen Antrieben nicht nur um «Stromer».
Am Dienstag lud Dobrindt zu einer Tagung über Brennstoffzellen-Autos. Dafür gab es zuletzt 19 öffentliche Wasserstofftankstellen im Land.