Die erfolgreiche Transformation einer Tabakpflanze durch Schell und seine Arbeitsgruppe in Köln hatte den Molekularbiologen einen Weg aufgezeigt, neue Gene und Genelemente in das Genom einer Pflanze einzufügen. Rasch wurde das Verfahren weiterentwickelt, sodass es nicht nur bei zweikeimblättrigen Pflanzen wie Tabak, Kartoffeln oder Sojabohnen gut funktionierte, sondern auch bei einkeimblättrigen wie Reis oder Mais.
Inzwischen sind weitere Gentransfer-Methoden hinzugekommen, doch die Transformation mit Agrobakterien ist bis heute Standard - sowohl in der Grundlagen- oder Genomforschung, als auch bei der Entwicklung gentechnisch veränderter Pflanzen. Gut zehn Jahre nach dem Durchbruch in Köln kamen die ersten herbizidresistentenherbizidresistenten Sojabohnen auf den Markt, Mais und Baumwolle mit Resistenzen gegen
Schädlinge (Bt‑Protein) folgten wenig später.
Doch als sich die kommerzielle Bedeutung des Gentransfers mit Agrobakterien für die Agro-Biotechnologie abzeichnete, setzte auch der Streit um die Patentrechte ein - es wurde der längste in der Geschichte der Agrobiotechnologie. Erst 2003 konnten sich die Max-Planck-Gesellschaft, für die Jeff Schell in Köln tätig war, und die
Bayer CropScience, zu der nach mehreren Übernahmen auch das von Montagu gegründete Institut Plant Gentic Systems (PGS) in Gent gehörte, auf einen gemeinsamen Lizenzvertrag einigen.
Monsanto, dessen heutiger Chef-Wissenschaftler Robert T. Fraley in den 1980er Jahren parallel zu Schell, Van Montagu und Chilton an der Agrobakterien-Transformation arbeitete, akzeptierte diese Entscheidung der Patentämter in Europa und den USA nicht. Erst nach weiteren Auseinandersetzungen legten die Max-Planck-Gesellschaft, Bayer und
Monsanto 2005 ihren Streit bei. Im letzten Jahr gab Monsanto bekannt, universitäre und andere nicht-kommerzielle Forschungseinrichtungen könnten das Agrobakterien-Transformationsverfahren lizenzfrei nutzen.
Die großen Erwartungen, welche Pioniere wie Schell oder Van Montagu mit der Pflanzen-Gentechnik verbanden, erfüllten sich jedoch nur bedingt. Doch es liegt nicht an ihrer "Erfindung", wenn sich die bisher landwirtschaftlich genutzten gv-Pflanzen auf wenige neue Merkmale beschränken - im wesentlichen Resistenzen gegen Schädlinge und Herbizide.
An Eigenschaften wie höheren Erträgen oder einer besseren Anpassung an schwierige Umweltbedingungen wie Trockenheit, Hitze oder
Überschwemmungen sind in der Regel mehrere Gene beteiligt. Es reicht nicht aus, sie einfach in andere Pflanzen zu übertragen. Doch um den genetischen Hintergrund solcher Merkmale zu finden, die Funktion der Gene und ihre Wechselwirkungen zu verstehen - dazu werden Verfahren, die sich der Tricks der Agrobakterien bedienen, auch in Zukunft benötigt. (TransGen)