Sie berichten über die biologische Vielfalt der Aromapflanzen, aktuelle Entwicklungen in der Inhaltsstoff-Analytik sowie über Trends der industriellen Nutzung der Öle.
Ohne ätherische Öle geht im Parfümerie- und Kosmetikbereich nichts mehr. Die flüchtigen Pflanzeninhaltsstoffe verleihen den Produkten nicht nur den spezifischen Duft, sondern übernehmen darüber hinaus auch wichtige Funktionen bei der Körperpflege. Zudem zählen Aromapflanzen wie Kümmel, Fenchel, Kamille oder Wermut zu den ältesten natürlichen Arzneimitteln.
Am Hauptsitz des Julius Kühn-Instituts (JKI) in Quedlinburg analysieren Wissenschaftler seit über 15 Jahren Aromapflanzen, um neue Typen mit verbesserten Qualitätseigenschaften zu züchten. Sie untersuchen, welchen Einfluss Anbau, Erntezeitpunkt, Verarbeitung sowie Lagerung auf die Pflanzen und insbesondere ihr Aroma haben. Der Ehrgeiz der Pflanzenanalytiker vom JKI besteht vor allem darin, neue innovative spektroskopische Analysentechniken zu entwickeln, mit denen sich die Pflanzeninhaltsstoffe zerstörungsfrei bestimmen lassen.
„Mit den von uns angewandten Spektroskopie-Techniken können die Stoffe innerhalb kurzer Zeit identifiziert und quantifiziert werden. Die aufwendige Probenvorbereitung entfällt“, erklärt Dr. Hartwig Schulz stolz. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Günter Schumann ist er Ausrichter und Gastgeber der 39. ISEO-Veranstaltung, die vom 7.-10. September im Palais Salfeldt in Quedlinburg stattfindet.
Die internationale Tagung zu ätherischen Ölen ist das alljährliche Forum, auf dem Wissenschaftler aus ganz Europa ihre neuesten Forschungsergebnisse präsentieren. In den Beiträgen geht es um die Identifizierung neuer Inhaltsstoffe, um die züchterische und pflanzenbauliche Optimierung der Ölzusammensetzung sowie um die Anwendung neuer analytischer Methoden.
„In jüngster Zeit werden außerdem im zunehmenden Maße rechtliche Aspekte im Zusammenhang mit pseudoallergischen Reaktionen, Schwermetallen oder Pestiziden diskutiert“, berichtet Schulz. Die Organisatoren tragen dieser Entwicklung Rechnung. Die Quedlinburger Tagung bietet den Teilnehmern ca. 40 Vorträge und mehr als 150 Postervorträge. Außerdem findet ein Young Scientist Workshop statt. Auf dem Programm stehen eine Fachexkursion zu regionalen Anbau- und Verarbeitungsbetrieben und an mehreren Firmenständen können sich die Teilnehmer über neue Entwicklungen in der Analytik und Vermarktung ätherischer Öle informieren.
Schwerpunktthemen der Tagung: Biodiversität, sprich Artenreichtum der Pflanzen, die ätherische Öle enthaltenDr. Roman Kaiser von der Riechstoffforschung der Givaudan Schweiz AG stellt im Plenarvortrag neue und ungewöhnliche Duftstoffe vor, die er während der vergangenen 25 Jahre mit Hilfe spezieller Analysentechniken in seltenen zum Teil vom Aussterben bedrohten Pflanzen in Korea, auf den Seychellen, in Südafrika, Südamerika, auf Hawaii oder im Death Valley entdeckt hat.
Züchtungs- und AnbaumethodenÄtherisch-Ölpflanzen werden in Kultur genommen sowohl aus Gründen des Artenschutzes, als auch weil die Industrie größere Mengen in einheitlich guter Qualität wünscht. Dr. Eli Putievsky von der Agricultural Research Organization (ARO) in Israel führt in die Thematik ein. Neben den konventionellen Züchtungsmethoden werden gentechnische Methoden erprobt.
Analytische Methoden, Trennung von Naturstoffen, Aufklärung der chemischen Struktur der Duft- und AromastoffeDies ist das Spezialgebiet der analytischen Chemiker des JKI. Prof. Dr. Pat Sandra vom Institut für Organische Chemie der Universität Gent (Belgien) ist ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Gas-, Flüssig- oder überkritischen Flüssigchromatografie (GC, HPLC, SFC). Mit diesen Trennmethoden lassen sich einzelne Aromagebende Komponenten isolieren. Er berichtet über neue Probenvorbereitungstechniken wie z.B. die Festphasen-Mikroextraktion (SPME).
Biogenese, natürliche biochemische Synthese von Substanzen in der PflanzeProf. Jonathan Gershenzon vom Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena erläutert am Beispiel der Lippenblütler, wie die Produktion ätherischer Öle im Stoffwechsel gesteuert wird. Um die Biosyntheseleistung in der Pflanze oder die Zusammensetzung des Öls zu verbessern sind Kenntnisse über die molekulare Steuerung in der Zelle und ihren Untereinheiten erforderlich.
kommerzielle Nutzung ätherischer Öle und gesetzliche Regelungen
Prof. Dr. Jan Karlsen vom Institut für Pharmazie der Universität Oslo ist auf dem Gebiet der Formulierung von Arzneimitteln tätig und berichtet über Mikro- oder Nanoverkapselung ätherischer Öle, um sie in Zahnpasta, Kaugummi, Kunststoffe, auf die Haut oder auf Textilien zu bringen. (JKI)
Weitere Informationen http://www.gdch.de/iseo2008.