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01.06.2010 | 06:02 | Nutzpflanzen-Genbank 

Agroscope und Biodiversität - eine feste Beziehung

Changins -   Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW besitzt eine der ältesten Nutzpflanzen-Genbanken Europas.

Dinkel
(c) proplanta
ACW hat nämlich seit 1900 Getreidesorten gesammelt, die damals von Schweizer Bauern angebaut wurden. Diese alten Sorten sind noch heute in der nationalen Genbank von ACW verfügbar. Ohne diese Sammlung wären sie ausgestorben, da ihr Anbau aufgegeben wurde oder weil diese alten Sorten durch neuere ersetzt wurden.


Sicherung der Getreidesorten seit über 100 Jahren

Im Jahre 1836 haben Getreideexperten eine in der Region Lausanne angebaute Emmersorte unter der Bezeichnung «Nonette de Lausanne» beschrieben. Bauern haben sie zu jener Zeit in breiten Teilen Zentraleuropas angebaut. Dank der Lagerung in der Genbank von ACW ist sie noch immer verfügbar. Das gleiche gilt für eine unter dem Namen «Rouge de Gruyère» bekannte Sorte, die 1900 gesammelt wurde. Angebaut hat man sie vor allem wegen ihres Strohs, das geflochten wurde. Diese langjährige Tradition in der Region von Bulle und Freiburg hat man zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben. Seit 20 Jahren erlebt sie ein Comeback. Die aus der Genbank von ACW stammende «Rouge de Gruyère» wird in dieser Region wieder angebaut. Heute sind rund 10.500 Getreidesorten in der Genbank von ACW vorhanden.


Wichtige Sammlung von Gemüsepflanzen

Die Sicherung von Getreide geht auf mehr als 100 Jahre zurück, wobei ACW ab dem Jahre 1980 mit dem Sammeln von Gemüse-Sorten begann, sowohl bei Saatguthändlern als auch bei Privatpersonen. Zu jener Zeit hat man damit begonnen, herkömmliche Sorten durch Hybriden zu ersetzen. Die Genbank von ACW verfügt über mehr als 400 Sorten von rund 35 Gemüsepflanzen-Arten. Zur Erweiterung der Genbank wurden dabei enge Kontakte mit privaten Organisationen geknüpft, die sich in der Schweiz für die Erhaltung der Genressourcen einsetzen.


Erhaltung der genetischen Ressourcen und Ernährungssicherheit

Lohnt es sich wirklich, diese alten Sorten zu sammeln und zu erhalten, obwohl man weiß, dass diese Arbeit zeit- und kostenintensiv ist? Die Genbank verfolgt zwei unterschiedliche Ziele: Zum einen die Erhaltung und Zurverfügungstellung des einheimischen genetischen Erbguts, zum anderen die Bildung eines Sortenreservoirs, um künftigen Herausforderungen gewachsen zu sein. Die Ernährungssicherheit kann nämlich jederzeit durch eine neu auftretende Krankheit oder durch Klimaveränderungen bedroht werden. Gegenüber früher baut man heute viel weniger Sorten an. Aktuell werden zum Beispiel 25 Weizensorten angebaut; im Jahre 1900 waren es über 200. Diese alten Sorten waren genetisch gesehen sehr heterogene Populationen. Aus diesem Grund gilt es festzuhalten, dass die aktuelle genetische Basis relativ schmal ist, was die Empfindlichkeit der Kultur erhöht.


Erhaltung im Labor und auf dem Feld

Die zahlreichen Sorten der Genbank können getestet werden. Wird ein interessantes Gen gefunden, kann dieses durch klassische Einkreuzung in agronomisch vorteilhaftere Sorten überführt werden. Im Vergleich zu Rebsorten oder Obstarten, die in Form von Setzlingen oder Bäumen auf dem Feld erhalten werden müssen, sind die Kosten für die Saatgutkonservierung deutlich tiefer. Mit der Verbesserung der Techniken mittels vorgängiger Trocknung der Körner und anschließender Niedertemperaturlagerung (-18 °C) bedarf es je nach Art nur alle 50 Jahre einer Saatguterneuerung. Im Idealfall baut man jede Sorte an ihrem Ursprungsort an, damit sie sich so an die Umweltbedingungen anpassen und entwickeln kann. Aufgrund der großen Anzahl an Sorten ist eine solche Konservierung jedoch nicht realistisch. Deshalb stellt die Genbank von ACW dank idealen und zuverlässigen Konservierungsverfahren sicher, dass den nachfolgenden Generationen Genmaterial von alten Nutzpflanzen zur Verfügung steht - für einen erneuten Anbau, die Züchtung neuer Sorten oder die weitere Forschung. Diese Aufgabe fällt jedem Staat zu. (acw)

Lokale DinkelsorteBild vergrößern
Lokale Dinkelsorte (c) acw
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