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25.01.2009 | 18:01 | Bodenschutz 

Der Boden geht den Bach ab

Zürich - Eine der wichtigsten Ressourcen der Schweiz hat Probleme: Erosion und Versiegelung.

Der Boden geht den Bach ab
Die heutige Tagung der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon steckte das Ausmass der Bedrohung unserer Böden ab und zeigte, dass bezüglich Umsetzung der Schutzmassnahmen mehr getan werden muss.

Eine angehauchte Billardkugel zeigt, um wie wenig es hier geht. Die dünne Lage kondensierten Wasserdampfs entspricht verhältnismässig der belebten Bodenschicht, die zuoberst auf der Erdkruste liegt und die Welt mit Nahrung und sauberem Wasser versorgt. Leider geht diese wichtige Ressource durch die Erosion buchstäblich den Bach ab. Gemäss Modellrechnungen gehen so allein in der Schweiz pro Jahr bis zu 840 000 Tonnen wertvolle Erde durch Bodenerosion von Ackerflächen verloren, wenn keine Schutzmassnahmen getroffen werden. Das entspricht einem Fussballfeld, das mit einer hundert Meter hohen Erdschicht bedeckt ist oder 2,1 Tonnen pro Hektare Ackerland. Darum befasste sich die jährliche Tagung von Agroscope Reckenholz-Tänikon ART heuer intensiv mit dem Thema des Bodenschutzes. Neun Referentinnen und Referenten aus sieben verschiedenen Institutionen aus der Schweiz und dem Ausland präsentierten aktuelle Daten zum Ausmass des Problems und diskutierten mögliche Gegenmassnahmen.

Klimawandel spielt mit

Zwar stehe die Schweiz, was die Erosion betrifft, im internationalen Vergleich noch gut da, wie Volker Prasuhn von ART sagte, doch auch hierzulande könnte sich der Abtragungsprozess durch vermehrte Extremniederschläge aufgrund des Klimawandels beschleunigen. Schon heute werden auf einzelnen Ackerparzellen Spitzenwerte von über 50 Tonnen pro Hektare und Jahr an Bodenverlust gemessen.

Ferner ist das altbekannte Problem der Überbauungen immer noch ungelöst. Stefan Mann von ART stellte fest, dass der Versiegelung heute noch nirgendwo wirkungsvoll Einhalt geboten werden kann. Einzig die Waldfläche sei wirksam geschützt. Die Gesellschaft bevorzuge gesamthaft offene Flächen; doch bei Privatpersonen sei dies genau umgekehrt. Sie ziehen ihr neues Einfamilienhaus am Dorfrand dem Bodenschutz vor. Darum brauche es ein stärkeres Bewusstsein der Kantone und der Gemeinden für einen haushälterischen Umgang mit dem Boden, sagte Reto Camenzind vom Bundesamt für Raumentwicklung ARE.


Gegenmassnahmen scheitern an Gewohnheiten

Brauchbare Lösungen sind zumindest auf der Seite der Landwirtschaft vorhanden. Bei der so genannten Direktsaat wird der Acker vor der Aussaat nicht gepflügt. Folglich haben Regen und Wind eine viel kleinere Angriffsfläche und die Erosion bleibt klein.

Doch die Umsetzung neuer Bewirtschaftungsformen ist nicht einfach. Oft macht die Tradition hier einen Strich durch die Rechnung, wie die Umweltberaterin Patricia Fry berichtete. Ein gepflügtes Feld wird als sauber und aufgeräumt wahrgenommen. Hingegen gilt ein Feld mit vielen Resten als unaufgeräumt. Solche ästhetische Argumente können verhindern, dass ein Landwirt mit der Direktsaat beginnt.

Hier kann die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden helfen, wie Norbert Emch vom Amt für Umwelt des Kantons Solothurn zeigte. Die Verwaltung förderte das Bewusstsein für den Bodenschutz und verpflichtete die Betriebe mittels Massnahmeplänen. Ein Vertrag machte die Umsetzung des Plans verbindlich. So konnten das Anlegen von Grassstreifen, der Wechsel zur Direkt- oder Mulchsaat und die Einführung einer Zwischenbegrünung realisiert werden. (BLW)
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