Darauf deuten Studienergebnisse eines internationalen Forscherteams um Raffaella Capobianco vom Neurologischen Carlo-Besta-Institut in Mailand an Mäusen hin. Wurden die Tiere mit dem Erreger der vor allem bei älteren Rindern hin und wieder spontan auftretenden Prionenerkrankung namens BASE infiziert, entwickelten sie unter bestimmten Bedingungen die für
BSE charakteristischen Symptome - und nicht die für den Verlauf von BASE typischen Krankheitsanzeichen. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, müssten die Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Epidemien und zum Schutz des Menschen überdacht werden, schreibt der Onlinedienst des Magazins "New Scientist".
Seit Mitte der 80er Jahre die ersten BSE-Fälle bei Rindern in Großbritannien auftraten, halten Wissenschaftler verseuchtes Futter für den Auslöser der Epidemie. Das Futter, so die Theorie, habe Überreste von mit der Traberkrankheit Scrapie infizierten Schafen enthalten, deren Erreger dann auf die Rinder übergegangen seien und dort die typischen Hirnschäden auslösten. Allerdings hätte es von Anfang an Zweifel an diesem Szenario gegeben, berichtet der "New Scientist". So seien Versuche, Scrapie gezielt auf Rinder zu übertragen, gescheitert, und außerdem habe es nicht in jedem Land BSE-Fälle gegeben, in dem Schafskadaver zu Futter verarbeitet wurden. Aus diesem Grund hatten Wissenschaftler schon seit längerem vermutet, BSE könnte eine Abwandlung einer natürlich vorkommenden Prionenerkrankung bei Rindern seien.
Dieser Verdacht wird nun durch die Ergebnisse von Capobianco und ihrem Team gestützt. Die Wissenschaftler untersuchten die Erreger von BASE, einer Prionenerkrankung, die 2003 erstmals bei zwei italienischen Kühen beobachtet wurde und später auch in Deutschland, Frankreich und Japan auftrat. Die verantwortlichen Eiweiße sind zwar ebenfalls falsch gefaltete Formen des natürlichen Prionproteins, unterscheiden sich jedoch in ihrer Struktur und auch ihrer Verteilung im Gehirn deutlich von den BSE-Erregern. Als die Forscher ihre Testmäuse mit diesen Proteinen infizierten, entwickelte lediglich eine einzige Krankheitssymptome - und zwar die von BSE, nicht die von BASE. In einer zweiten Versuchsreihe, in der einige Mäuse Gehirnmaterial der ersten Gruppe verabreicht bekamen, erkrankten schließlich alle Tiere an BSE.
BSE könnte demnach tatsächlich eine veränderte und aggressivere Variante von BASE sein, schließen die Forscher. Möglicherweise sei auch eine Art Zwischenwirt an dieser Veränderung beteiligt gewesen, beispielsweise Schafe, die mit Rinderkadavern gefüttert wurden. Es müsse nun genau untersucht werden, ob BASE auf den Menschen übergehen kann und wie genau die BSE-Epidemie entstanden sei, um weitere Fälle von Ansteckungen zu vermeiden, betonen die Wissenschaftler. DJG/ddp/crb/19.3.2007
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March 19, 2007 10:36 ET (14:36 GMT)
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