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17.05.2014 | 13:02 | Lieferverträge 

Forscher möchten Verträge von Kleinbauern in Entwicklungsländern verbessern

Göttingen - In vielen Entwicklungsländern werden Lebensmittel von Kleinbauern produziert und auf traditionellen Märkten gehandelt.

Landwirtschaft in Entwicklungsländern
(c) proplanta
Um eine hohe Lebensmittelqualität gewährleisten zu können, schließen Unternehmen der Ernährungsindustrie zunehmend Lieferverträge mit Landwirten ab.

Solche Verträge mit Kleinbauern funktionieren jedoch oftmals nicht, da sich die Bauern entweder betrogen fühlen oder die Unternehmen über zu geringe Liefermengen und die Nichteinhaltung vertraglicher Regeln klagen. Agrarökonomen der Universität Göttingen erforschen deshalb, wie Verträge mit Kleinbauern verbessert werden können. Eine Studie ist kürzlich in der Fachzeitschrift American Journal of Agricultural Economics erschienen.

Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Matin Qaim am Göttinger Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung beschäftigt sich mit Milchlieferverträgen in Vietnam. Der Milchpreis, den vietnamesische Kleinbauern von den Molkereien erhalten, hängt von verschiedenen Qualitätskriterien ab, die in den Molkereilaboren getestet werden.

Die Bauern können diese Tests nicht überprüfen. Daher vermuten sie, dass die Molkereien die Labor-ergebnisse und damit den Preis nach unten verfälschen. Die Lieferverträge sind aufgrund dieser „asymmetrischen Information“ – eine Partei weiß mehr als die andere – von starkem Misstrauen geprägt.

Um herauszufinden, welchen Effekt höhere Markttransparenz haben könnte, führten die Göttinger Wissenschaftler ein Experiment mit 200 zufällig ausgewählten Milchbauern in Vietnam durch. Die Hälfte der Bauern erhielt Gutscheine, mit denen sie die Qualität ihrer Milch in einem unabhängigen Labor jederzeit testen lassen konnten, um die von der Molkerei mitgeteilten Ergebnisse zu überprüfen.

Die anderen Bauern hatten diese Möglichkeit nicht. Von allen Bauern wurden über 12 Monate hinweg Daten gesammelt. Ein solch randomisiertes experimentelles Design ist für Wirkungsanalysen besonders geeignet, wurde aber im Bereich der Agrarökonomie bisher kaum angewendet.

„Die Kontrollmöglichkeit durch die Gutscheine wirkte sich deutlich auf das Verhalten der Bauern aus. Aufgrund der höheren Transparenz investierten sie erheblich mehr in die Produktion und steigerten die Milchmenge um 40 Prozent“, erklärt Dr. Christoph Saenger, Erstautor der Studie.

Ebenso stieg das Einkommen, obwohl der durchschnittliche Milchpreis unverändert blieb. Damit können auch die Molkereien profitieren, da höhere Liefermengen pro Bauer verringerte Logistikkosten bedeuten. „Probleme von asymmetrischer Information treten im Kleinbauernsektor häufig auf“, so Prof. Qaim. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass bessere Verträge zu höherer Markteffizienz und wirtschaftlicher Entwicklung beitragen können.“

Originalveröffentlichung: Christoph Saenger et al. (2014). Impact of third-party contract enforcement in agricultural markets – a field experiment in Vietnam. American Journal of Agricultural Economics. Doi: 10.1093/ajae/aau021. (PD)
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