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07.03.2007 | 08:43 | Kükentötung 

Hessen unterstützte Forschung zur Früherkennung des Geschlechtes von Hühnerküken

Wiesbaden - Deutschlandweit werden pro Jahr etwa 40 Millionen männliche Küken der Legerassen als Eintagsküken getötet.

Küken
(c) proplanta
„Diese rechtlich und ethisch bedenkliche Vorgehensweise muss durch Methoden ersetzt werden, die bereits vor dem Schlupf eine sichere Geschlechtsbestimmung erlauben. Bislang konnten allerdings keine praxistauglichen Verfahren entwickelt werden“, erläuterte Staatssekretär Seif heute in Wiesbaden.

Ausgehend von einer Initiative der Hessischen Landestierschutzbeauftragten wird nun seit über einem Jahr an der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität Leipzig im Rahmen eines vom Hessischen Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie von der Lohmann Tierzucht GmbH geförderten Forschungsprojektes weiter nach Alternativen zum Töten der männlichen Eintagsküken gesucht.

Dazu führte Staatssekretär Seif aus: „Die Wissenschaftler der Universität Leipzig ermittelten dabei besonders in zwei Richtungen: Zum einen wurde überprüft, ob es möglich ist, das Geschlecht über Hormonkonzentrationen bereits vor dem 10. Bebrütungstag, also in einer Entwicklungsphase zu bestimmen, in der nach gegenwärtigem Kenntnisstand davon ausgegangen wird, dass der Embryo noch keine Schmerzen empfindet. Die Messungen ergaben, dass dies ab dem 8. Bebrütungstag möglich ist.“

Zum anderen wurde parallel dazu ein zweiter Ansatz näher untersucht, bei dem aus der Keimscheibe des Hühnereies Zellen mittels Biopsie entnommen werden, um daran eine Geschlechtsbestimmung mit molekulargenetischen Standardverfahren vorzunehmen. Hierzu ist eine genaue Lokalisation der Keimscheibe erforderlich, um die Zellen gezielt entnehmen zu können. Dabei hat sich die 3D-Röntgentomographie grundsätzlich als prinzipiell geeignete Methode zur Lokalisation der Keimscheibe im unbebrüteten Hühnerei erwiesen.

Besonders interessant erscheint aber nach Einschätzung von Staatssekretär Seif auch ein weiterer Versuchsbereich. Hierbei wurde zum ersten Mal untersucht, ob sich mittels hoch sensibler spektroskopischer Verfahren auch eine direkte Geschlechtsbestimmung am unbebrüteten Ei vornehmen lässt. „Hierbei sind insbesondere ramanspektroskopische Untersuchungen zu benennen. Wir haben deutliche Hinweise, dass diese Untersuchungsform für unsere Fragestellung benutzt werden könnte. Sicherlich wäre diese Lösung optimal, da die als männlich erkannten unbebrüteten Eier bedenkenlos als Konsumeier verkauft werden könnten“, betonte der Staatssekretär.

„Aber auch die anderen Ansätze sind es wert verfolgt zu werden! Wir sehen nun endlich Licht im Dunkeln dieser Problematik. Die hoffnungsvollen Forschungsergebnisse müssen allerdings nun mit dem notwendigen Nachdruck weiter verfolgt und unterstützt werden. Hessen wird dabei sein!“, so Seif abschließend.


Hintergrund:
Bei keiner anderen Nutztierart hat die Spezialisierung und Industrialisierung der Produktion in den vergangenen Jahrzehnten einen ähnlich hohen Grad erreicht wie beim Haushuhn. Für die früher weit verbreiteten Zweinutzungsrassen, also Hühnerrassen, bei denen die Hennen zunächst eine gewisse Legeleistung erbringen und außerdem Hahn wie Henne auch früher oder später einen akzeptablen Braten liefern, bestehen mit Ausnahme von Hobbyhaltungen und Nischenproduktionen, etwa im Bereich des ökologischen Landbaus, gegenwärtig kaum Verwendungsmöglichkeiten, die unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten als sinnvoll erachtet werden. Das „Mehrzweckhuhn“ hatte ausgedient, als man auf Mastlinien mit rascher Gewichtszunahme und hoher Legeleistung selektierte.

Quelle: HMULV
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