(c) proplanta Die Experten sind nun in Sorge, dass dadurch Schafe, Hunde oder sogar Kinder gefährdet sein könnten.
Die sporenartigen Gebilde in den Rispen der Pflanze entpuppten sich als Mutterkorn. Der Pilz mit dem lateinischen Namen Claviceps purpurea befällt meist Roggen. «Dass Claviceps auch Schlickgras besiedelt, war uns neu», erklärte die Biologieprofessorin Jutta Papenbrock am Mittwoch. Die Wissenschaftler konnten den Pilz in Schlickgras-Beständen an der gesamten Wattenmeerküste von den Niederlanden bis nach Dänemark nachweisen.
Im Mittelalter war die Mutterkorn-Vergiftung, das so genannte Antoniusfeuer, mit geistiger Verwirrung und zum Tode führenden Organschäden extrem gefürchtet. Eine Darstellung auf dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald in Colmar zeigt eindrucksvoll einen Menschen, der am „Antoniusfeuer“ leidet. Heute besteht durch das Sieben von Getreide in der konventionellen Landwirtschaft keine Gefahr mehr.
In Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe der Tierärztlichen Hochschule Hannover fanden sie heraus, dass die Giftkonzentrationen größer waren als beim Roggen-Mutterkorn. Die giftigen Überwinterungsorgane des Pilzes - sogenannte Sklerotien - entwickeln sich im Herbst. «Allerdings haben wir festgestellt, dass das Gift kaum abgebaut wird», sagte Papenbrock. Mehrere der Sklerotien könnten ein Kleinkind töten.
Das Schlickgras Spartina anglica wurde zunächst zur Küstenbefestigung in England und Holland angebaut. Inzwischen findet sich die ursprünglich aus Amerika stammende Pflanze fast überall an der Nordsee bis an die Deiche. Die zuständigen Ämter und die Nationalparkverwaltung wurden bereits informiert.
Um die Ausbreitung zu stoppen, müsse man Experten ins Boot holen und international zusammenarbeiten, forderte Papenbrock. In Deutschland sei es der erste Fund, aus den Niederlanden, Belgien und Frankreich gebe es aber ähnliche Meldungen.
In einer Warnliste des Bundesamtes für Naturschutz wird Schlickgras als invasive Art aufgeführt, die andere Pflanzen verdrängt und sich negativ auf die Fischerei und den Tourismus auswirkt. Negative gesundheitliche Auswirkungen werden hier aber verneint. (dpa/Pd)
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