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25.12.2013 | 10:15 | Pflanzengenetische Ressourcen 

Kein Züchtungsfortschritt ohne Pflanzenvielfalt

Quedlinburg D / Wageningen NL - Die Pflanzenzüchtung trägt entscheidend zur Sicherung der Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung und des Bedarfs an nachwachsenden Rohstoffen und Energie bei.

Emmer
(c) proplanta
„Eine ausreichende genetische Vielfalt ist die Grundvoraussetzung für den Züchtungsfortschritt“, sagt Dr. Lothar Frese, Wissenschaftler am Julius Kühn-Institut (JKI) Quedlinburg.

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnten Pflanzenzüchter auf eine scheinbar unerschöpfliche Vielfalt von Wildpflanzenarten und kultivierten Pflanzen zurückgreifen. Nun seien diese genetischen Ressourcen in ihren natürlichen Lebensräumen gefährdet und auch in Genbanken nicht hinreichend gesichert, verdeutlicht Dr. Frese das Problem.

Auswege aus diesem Dilemma aufzuzeigen, war Ziel einer vom JKI mitorganisierten Arbeitstagung Ende November (vom 25. bis 28.11.2013) im niederländischen Wageningen. Abschließend forderten die anwesenden Experten ein besser koordiniertes und finanziertes europäisches System zur Sicherung pflanzengenetischer Ressourcen in ihren natürlichen Lebensräumen sowie in Genbanken.

Genbanken, Artenschutzorganisationen und Nicht-Regierungsgebundene Organisationen (NGO) erhalten pflanzengenetische Ressourcen (PGR). Forschungs­institute und Pflanzenzüchter verwenden diese für Forschung und Innovation.

Die Tagungsteilnehmer erörterten daher Stärken und Schwächen der Zusammenarbeit. Sie diskutierten sehr engagiert über die von den Veranstaltern vorgeschlagenen Lösungsstrategien. Sie befürworteten einvernehmlich eine engere Zusammenarbeit zwischen der EU-Kommission und dem Europäischen Kooperationsprogramm für Pflanzengenetische Ressourcen, kurz ECPGR. Es wurde angeregt, die Programme der Mitgliedsländer zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen im Rahmen von EU-Förderprogrammen zu stärken.

„In einer Zeit, in der genetische Vielfalt in unverminderter Rate verloren geht, braucht die Pflanzenzüchtung genetische Vielfalt dringender denn je, um Kulturarten an den globalen Wandel anzupasssen“, sagt Dr. Lothar Frese. Seit der Gründung des ECPGR im Jahr 1980 hat sich zwischen den Interessengruppen mit Unterstützung der Politik eine intensive und durchaus erfolgreiche europäische Zusammenarbeit entwickelt. Nun gilt es, die Maßnahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in Europa bis zum Jahr 2020 zu verbessern.

Die Experten regten an, die bestehenden Informationssysteme zu verbessern. Ziel ist es, den Zugriff auf Daten zu wertgebenden Eigenschaften pflanzengenetischer Ressourcen wie Krankheitsresistenzen oder Qualitätsmerkmale zu verbessern. Die Erschließung solcher Eigenschaften für die landwirtschaftliche Erzeugung verzögert sich nach Ansicht von Pflanzenzuchtunternehmen, weil Folgekosten, die sich aus der Nutzung genetischer Ressourcen ergeben können, nicht abzuschätzen sind.

Die Politik sollte Rechtsicherheit hinsichtlich der gerechten Aufteilung von Vorteilen zwischen Gebern und Nehmern genetischer Ressourcen herstellen. Ein so genanntes „access-and-benefit-sharing“ muss den Experten zufolge gewährleistet werden.

Im März 2014 beginnen Beratungen der „Focus group on genetic resources: co-operation models“ im Rahmen der Europäischen Partnerschaft für Innovation im Agrarbereich (EIP-AGRI). Parallel dazu wird eine Beraterfirma im Auftrag der EU-Kommission eine Studie zur Rolle der Europäischen Union im Bereich der Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen durchführen. Das PGR-Secure-Projekt wird nach Meinung vieler Tagungsteilnehmer diese Entscheidungsfindungsprozesse stark und langfristig beeinflussen.

Hintergrundinfo zur Tagung: An der Arbeitstagung „On the conservation and sustainable use of plant genetic resources in Europe: a stakeholder analysis” nahmen insgesamt 90 Teilnehmer aus 20 europäischen Ländern sowie Vertreter der EU-Kommission und Bioversity International teil.

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des PGR-Secure-Projektes vom Zentrum für Genetische Ressourcen (CGN), Niederlande, gemeinsam mit dem Julius Kühn-Institut, Deutschland, und der Nordischen Genbank (NordGen), Schweden, organisiert. (jki)
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