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26.04.2010 | 20:50 | Weltraumrecht 

Müll im Weltall kennt keine Gesetze

Köln - Je mehr Raumfahrt der Mensch betreibt, desto mehr verkommt das Weltall zu einer Mülldeponie.

Müll im Weltall kennt keine Gesetze
Mehr als eine halbe Million Trümmerteile - auch als "Space Debris" bezeichnet - umkreisen die Erde und gefährden Missionen ins All. Die rechtliche Ebene dieses Problems behandelt nächste Woche eine Konferenz an der Universität zu Köln. "Da es noch keine verbindlichen Gesetze zur Entsorgung von Satelliten gibt, sollen nun Vorschläge präsentiert werden", erklärt Stephan Hobe, Professor am Institut für Luft- und Weltraumrecht, im pressetext-Interview.


Mini-Geschoße zerstören Satelliten

Weltraumschrott stammt vor allem von Oberstufen von Raketen und von abgesplitterten Teilen. "Manche Teile entstehen jedoch auch bei direkten Kollisionen, wie etwa zwischen dem sowjetischen Satelliten Kosmos und seinem amerikanischen Kollegen Iridium", so Hobe. Die Trümmer entwickeln sich immer mehr zu einem Problem globalen Ausmaßes. "Sie verstopfen zunehmend die verschiedenen Umlaufbahnen um die Erde. Diese Orbits werden jedoch dringend gebraucht, etwa für Satelliten."

Je wichtiger eine Erdumlaufbahn, desto gefährlicher die Schrottteile, die auf ihr herumflitzen. "Das ist etwa der Orbit in 400 Kilometer Höhe, in dem die Internationale Raumstation ISS stationiert ist. Auch die geostationären Satelliten in 36.000 km Höhe müssen sich auf möglichst schrottfreien Erdumlaufbahnen befinden", erklärt der Rechtsexperte. Sowohl die ISS als auch der Space Shuttle bekommen bei den Flügen kleinere Einschläge durch Weltraumtrümmer ab. Bereits ab einem Zentimeter Durchmesser sind diese Teile allerdings imstande, große Satelliten durch einen Aufprall funktionsuntüchtig zu machen.


Haftung für Crashs noch offen

Die Weltraumforschung konzentriert sich bisher erst darauf, das Problem als solches zu erkennen. "Da es noch keine wirklichen Vermeidungsstrategien gibt, wird noch wenig dagegen getan." Als beste Waffen gegen gefährlichen Schrott scheint bisher die Verwendung von geeignetem Fabrikationsmaterial und die Panzerung der Objekte. "Eine Weltraum-Müllabfuhr könnte vielleicht ein wichtiges Geschäftsfeld der Zukunft für die private Wirtschaft sein", spekuliert Hobe. Ob das technisch auch durchführbar wäre, bleibt freilich abzuwarten.

Doch auch juristisch gibt es noch große Lücken. Die offenen Fragestellungen reichen von der Aufstellung von Rechtsverpflichtungen zur Vermeidung von Weltraumschrott bis hin zur Haftung durch eine Kollision mit Debris-Teilen. "Bisher unbeantwortet ist auch die Definitionsfrage, also ob Weltraum-Trümmerteile überhaupt Weltraumobjekte sind. Hier gilt bisher, dass nur Weltraumgegenstände als solche zu fassen sind, während Space Debris nicht darunter fällt", erklärt der Kölner Rechtswissenschaftler.


Im Weltraum gilt Völkerrecht

Diese Fragen zur Trümmervermeidung und zur Haftung nach erfolgten Unfällen sollten in einen Prinzipienkatalog eingehen, so bisherige Vorschläge. Zur Kasse gebeten solle für die Beseitigung von Schäden im Weltraumrecht so wie auch im allgemeinen Völkerrecht der jeweilige Verursacher von Gefahren. "Diese Tatsache ist einer der wichtigsten Gründe dafür, dass es international so wenig Bewegung in dieser Frage gibt", kritisert Hobe. (pte)
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