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23.04.2015 | 09:30 | Spermienproduktion 

Passt die Stute, gibt der Hengst mehr Spermien ab

Bern - Manchmal können Tiere andere gut riechen, manchmal aber auch nicht. Hierfür können die sogenannten „MHC-Gene" eine Rolle spielen.

Spermienproduktion Hengst
(c) proplanta
Eine Forschungszusammenarbeit von Agroscope und den Universitäten Bern, Hannover und Lausanne zeigt nun, dass das Zusammenpassen dieser Gene beim Pferd einen Einfluss auf die männlichen Reproduktionsstrategien hat: Passt eine Stute genetisch zum Hengst, produziert die-ser signifikant mehr Testosteron und gibt mehr Spermien ab.

Über Jahrmillionen hat sich in der Reproduktion durchgesetzt, dass wer am besten gegen Widrigkeiten des Lebens ausgerüstet ist, überlebt und sich wiederum fortpflanzt. Die soge-nannten «Transplantations-Antigene» oder auch MHC-Gene (MHC = Major Histocompatibility Complex) spielen hierfür eine wichtige Rolle im Immunsystem. Diese beeinflussen auch Gerüche und geruchliche Kommunikation, wobei man sich über die Bedeutung dieser Art von Signalgebung noch nicht im Klaren ist.

Potentielle Partner mit einem MHC-Typ, der dem eigenen ähnlich ist, werden normalerweise als nicht attraktiv wahrgenommen. Beide Geschlechter haben eine Vorliebe für unähnliche MHC-Typen. Denn je unähnlicher sich die Fortpflanzungspartner sind, desto diverser ist die genetische Kombination der Nachkommen und desto besser werden so allfällige Inzuchteffekte vermieden. Wie in Experimenten mit Mäusen gezeigt werden konnte, sind MHC-abhängige Gerüche auch in anderen Kontexten wichtig. Sie können zum Beispiel den Erfolg einer Trächtigkeit oder die Kooperation unter trächtigen Weibchen beeinflussen.

In einer Zusammenarbeit zwischen dem Institut suisse de médecine équine (ISME) von der Universität Bern und Agroscope sowie den Universitäten Hannover (D) und Lausanne wurde getestet, ob und wie MHC-abhängige Gerüche das Verhalten und die Reproduktion von Pferden beeinflussen. Während der Zuchtsaison bringen viele Züchteinnen und Züchter ihre Stuten ins Reproduktionszentrum des ISME am Nationalgestüt in Avenches zur Belegung. Dort werden die Stuten dann so naturnah wie möglich im Stall bei einem der vielen Hengste des Gestüts gehalten. Ausserdem werden die Hengste des Gestüts im Rahmen der Pferde-zucht oft und routinemässig abgesamt, weshalb es leicht war an die Informationen zur Quali-tät der Ejakulate zu kommen.

Erste Ergebnisse eines Experiments zu diesem Thema sind nun im renommierten Fachblatt Proceedings of the Royal Society Series B (Datum 22.4.2015) publiziert worden. Es zeigte sich, dass Hengste höhere Testosteron-Werte zeigten, wenn sie in der Nähe einer MHC-unähnlichen Stute gehalten wurden, als wenn der MHC-Typ der Stute in der Nachbarbox dem eigenen ähnlich war. Die Präsenz der MHC-unähnlichen Stute führte dann auch zu höheren Spermienzahlen pro Ejakulat. Aus diesen Beobachtungen lässt sich schliessen, dass beim Pferd MHC-abhängige Signale zwischen den Geschlechtern männliche Reproduktionsstrategien beeinflussen können. Weiterführende Studien zum Thema sind bereits in Arbeit. (Agroskope) 

Link zur Publikation: http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/282/1807/20150407
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