Ein Großteil von Pflanzen produziert Wirkstoffe, die sie für ihr primäres Wachstum nicht brauchen: Die Rede ist von so genannten sekundären Metaboliten. Bei Befall von Schädlingen reagieren Pflanzen mit Widerstand. Durch Botenstoffe setzen sie bei sich und anderen Pflanzen ein exzellentes Abwehrsystem in Gang: Zur Schadenbegrenzung werden befallene Zellen abgekapselt, unangenehme Geschmacksstoffe verderben den Schädlingen den Appetit, Duftstoffe wehren die ungebetenen Gäste ab oder locken deren natürliche Feinde an.
"Unser Ziel ist es, Pflanzen zu züchten, bei denen solche Mechanismen verstärkt ausgeprägt werden", bringt Prof. Dr. Gerd Weber, Sprecher des Forschungsschwerpunktes Biotechnologie und
Pflanzenzüchtung, seine Zukunftsgedanken zum Ausdruck. "Dadurch können künftig weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden." Besonders lukrativ könnte auch der Einsatz sekundärer Metaboliten in der Pharmazie sein. "Viele dieser Substanzen sind bioaktiv und werden zum Teil schon lange eingesetzt, um Krankheiten zu heilen oder die Nahrung zu verbessern", sagt Prof. Dr. Weber. Dazu gehört zum Beispiel Herzmittel aus Fingerhut, Beruhigungsmittel aus Baldrian, entzündungshemmende Kamille oder wundheilende Ringelblume.
Besonders intensiv erforscht die Universität
Hohenheim derzeit die Produktion von Wirkstoffen im Hopfen, mit denen Ärzte Tumore bekämpfen und Beschwerden in den Wechseljahren lindern. Der Umsatz im Hopfenbereich ist beeindruckend, denn für Letzteres wird für ein Gramm fast 10.000 Euro verlangt. "Gleichzeitig ist der Bedarf enorm: In Belgien wurde die gesamte Hopfenproduktion von einem Pharmakonzern aufgekauft. Hier wird eine ökonomische Lücke sichtbar", sagt Prof. Dr. Weber. Für Landwirte tut sich in diesem Bereich auch eine interessante wirtschaftliche Nische auf. (PD)