Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
29.04.2012 | 11:32 | EU-Forschungsprojekt  

Schutz und Fruchtbarkeit von Ackerböden im Blickpunkt

Kassel - Eine der größten Herausforderungen für die Landwirtschaft der Zukunft ist der langfristige Schutz der Böden bei gleichzeitiger Bewahrung ihrer Produktivität. Ein neues EU-Forschungsprojekt an der Universität Kassel widmet sich diesem Thema.

Trockener Boden
(c) proplanta
Obwohl nur etwa elf Prozent der Erdoberfläche landwirtschaftlich nutzbar sind, geht der Mensch verschwenderisch mit fruchtbaren Ackerflächen um. Nach Angaben der Welthungerhilfe gehen durch Erosion, Versalzung, Austrocknung oder Versiegelung jährlich zwischen fünf und sieben Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche verloren - alle fünf bis sechs Jahre eine Fläche von der Größe Deutschlands.

„Um diesem für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung verheerenden Trend entgegen zu wirken, muss die Landwirtschaft in Zukunft deutlich schonender und nachhaltiger mit Böden umgehen“, sagte dazu die Leiterin des Fachgebiets Ökologischer Pflanzenschutz an der Universität Kassel, Prof. Dr. Maria R. Finckh.

Im Rahmen des EU-Projektes „OSCAR“ („Optimizing Subsidiary Crop Applications in Rotations“ = Optimierung der Anwendung von ergänzenden Pflanzen in Fruchtfolgen) werden Experten des Fachbereichs Ökologische Agrarwissenschaften in den kommenden vier Jahren neue Bodenbearbeitungs- und Bewirtschaftungsmethoden entwickeln. Das von Prof. Finckh koordinierte Forschungsprojekt wird von der Europäischen Union bis März 2016 mit drei Millionen Euro gefördert. Insgesamt 20 Partner aus elf Ländern in Europa, Nordafrika und Südamerika, darunter drei Agrartechnik- und zwei Züchterfirmen, sind an „OSCAR“ beteiligt.

„Um zu einem wirksamen Schutz der Ackerflächen zu kommen, sind eine minimale Bodenbearbeitung sowie eine konsequente Bodenbedeckung notwendig“, sagte Finckh. Dies klinge in der Theorie einfach, werfe in der Praxis aber viele ungelöste Probleme auf. Im Fokus der Wissenschaftler und Experten stehen die Entwicklung von leichten Maschinen zur schonenden Bodenbearbeitung und Methoden der Mulchwirtschaft. Darüber hinaus wollen die Forscher Arten und Sorten identifizieren und selektieren, die neben den regulären Früchten zusätzlich angebaut werden können, um so die Böden zu schützen sowie die Bodenfruchtbarkeit zu steigern.

Identifizieren wollen die Wissenschaftler zudem Pflanzenarten und Sorten, die effizient über Winter zwischen den Hauptfrüchten angebaut werden können. „Diese zusätzlichen Pflanzen sterben später ab und bilden eine Mulchschicht, die der Hauptfrucht als Dünger und Bodenschutz dient“, erklärte die Leiterin des Fachgebiets Ökologischer Pflanzenschutz. Alternativ könnten so genannte Untersaaten als lebender Mulch mit der Hauptfrucht angebaut werden: „Vor allem Leguminosen mit ihrer Fähigkeit Stickstoff zu fixieren sind hier interessante ergänzende Pflanzen.“ (Pp)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 EU-Bodenrichtlinie: Position des Europaparlaments steht

 Baden-Württemberg: Einigung beim Erosionsschutz steht

  Kommentierte Artikel

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut