Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
09.02.2013 | 20:30 | Kartoffelkrankheit 

2012 war Hochsaison für Schwarzbeinigkeit bei Kartoffeln

Nyon - Die bakteriellen Krankheiten Schwarzbeinigkeit, Stängel- und Knollennassfäule bei Kartoffeln sind seit einigen Jahren die Hauptursache für die Deklassierung oder den Ausschluss von Pflanzkartoffel-Parzellen (zertifizierte Produktionskette).

Kartoffelpflanzen
(c) proplanta
Diese Infektionen werden durch einen Bakterienkomplex verursacht, der früher der Gattung Erwinia zugeordnet wurde und der folgende Bakterien umfasst: Dickeya sp (Ds), Pectobacterium atrosepticum (Pa) und Pectobacterium carotovorum subsp. carotovorum (Pc). Für die Diagnose ist das Labor für Bakteriologie von Agroscope in Changins zuständig.

In den Jahren 2007 und 2010 verursachten diese Krankheiten grosse Ausfälle in der Branche: von rund 1ʼ500 ha, die für die Zertifizierung angemeldet waren, wurden durchschnittlich 40 bis 50 ha pro Jahr abgelehnt. Die Krankheiten werden zurzeit mit vorbeugenden Massnahmen bekämpft. Agroscope entwickelt jedoch zusammen mit Partnerinstitutionen Forschungsprojekte, um die Situation der Produzenten von Pflanzkartoffeln gegenüber diesen Krankheitserregern zu verbessern.

Nach der Parzellenbesichtigung im Jahr 2012 mussten 45 ha aufgrund von Schwarzbeinigkeit ausgeschlossen werden. Die Wetterbedingungen und die ungünstigen Bodenstrukturen haben wesentlich dazu beigetragen. Sie hatten zur Folge, dass die Anzahl der deklassierten Parzellen gegenüber 2011 anstieg und die Qualität der neuen Kartoffelgeneration möglicherweise beeinträchtigt wurde. Nur 50% des Kartoffelkontingents konnte unter guten Bedingungen gepflanzt werden.

Nach einer langen Regenperiode, welche die Anpflanzung verunmöglichte, musste die andere Hälfte in kalte und teils schlecht durchlüftete Böden gepflanzt werden. Diese für die Entwicklung der Kartoffeln negativen Bedingungen begünstigten wiederum Pilzgemeinschaften wie Colletotrichum, Botrytis, Sclerotinia, Fusarium, aber auch Rhizoctonia, welche von der Schwächung der Pflanzen profitierten. Diese erste Invasion ermöglichte es anderen Krankheitserregern, insbesondere Bakterien, sich ebenfalls einzunisten und die Pflanzen zusätzlich zu schwächen.

Bei rund 150 repräsentativen Pflanzen von zertifizierten Parzellen, die Symptome von Schwarzbeinigkeit aufwiesen, konnten die Labors für Bakteriologie und Mykologie von Agroscope in Changins in 42% der Fälle Pilze und in 54% der Fälle Bakterien (Ds, Pa und Pc) feststellen. Die Hälfte der Pflanzen, die von der Schwarzbeinigkeit befallenen sind, ist auch mit Pilzen infiziert. Die Pilze erleichtern den Bakterien, die Schwarzbeinigkeit verursachen, das Einnisten. In diesem Jahr wurde diese Wirkung der Pilze durch die ungewöhnlichen Symptome verstärkt, welche auf dem Feld beobachtet wurden, insbesondere Fälle von diskontinuierlich und absteigend faulenden Stängeln.

Das Jahr 2012 war vor allem bezüglich seiner ungünstigen bodenklimatischen Bedingungen untypisch. Dies wirkte sich auf die Bakterienflora des Bodens aus und besonders auf die Verteilung der Schwarzbeinigkeit verursachenden Bakterien. So wurde zum Beispiel Ds in 62% der Fälle nachgewiesen, die im Labor von Agroscope in Changins analysiert wurden. Pc in 2% und Pa in 35% der Fälle. Das letztere Verhältnis ist in der Schweiz ungewöhnlich, da die Pa-Bakterien normalerweise eher im Norden Europas auftreten (Bretagne, Niederlande, usw.). Agroscope verfolgt diese Veränderungen aufmerksam, vor allem im Zusammenhang mit dem Klimawandel. (acw)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Überdurchschnittliche Kartoffelernte in Nordwesteuropa

 Kartoffelwirtschaft erwartet weiter hohe Preise

 Verarbeitungskartoffeln: EEX-Future weiter im Aufwind

  Kommentierte Artikel

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau