In den USA ließen Mutmaßungen über einen unmittelbaren Wechsel vom
Wetterphänomen El Niño zu La Niña die Märkte hochkochen. La Niña ist das Pendant zu El Niño und hat weit aus negativere Auswirkungen auf die Ernten in Nord- und Südamerika, Nordwestafrika, Osteuropa und Asien. Zwar führte im März wüchsiges Wetter in den US-Plains zu überdurchschnittlich guter Wachstumsentwicklung bei Wintergetreide, doch die nachfolgend kalte Witterung mit Frosteinbrüchen in den westlichen Plains sowie Regendefiziten in den südlichen Plains stoppte den Abwärtstrend bei Weizen in Chicago.
Besorgniserregender als die Spätfröste ist die bereits leichte Trockenheit in den US-Bundesstaaten Kansas, Colorado, Oklahoma und im Westen Texas. Dort muss der April zeigen, ob sich die Wachstumsbedingungen noch weiter verschlechtern oder nicht. In den nordwestlichen Plains können dagegen Frostschäden nicht ausgeschlossen werden. Die Lage hat insofern mehr Gewicht, weil der Weizenbau in den USA rückläufig ist. An der schwachen Exportsituation und steigenden Weizenvorräten in den USA änderte dies aber nichts. Dabei bekommen die USA mit Argentinien einen härteren Wettbewerber zu spüren, weil Argentinien wegen veränderter Zollregime den Weizenanbau kräftig ausdehnen wird.
In der EU bleiben die Wachstumsbedingungen geradezu ausgezeichnet. Die Getreidebestände auf der iberischen Halbinsel, in England, Frankreich, Deutschland und Norditalien sind ausgezeichnet entwickelt und liegen über der Vorjahresbonität.
In der Ukraine und Südrussland sorgten dagegen viel zu geringe Herbst- und Winterniederschläge sowie Frosteinbrüche Mitte März für schlechtere Wachstumsbedingungen, was sich beim La Niña fortsetzen könnte. Die ganzen Maghreb-Länder leiden ohnehin unter starker Dürre und auch in Äthiopien zeichnet sich nach der letztjährigen Missernte eine neue Dürre ab. Im Gegensatz zu den USA gewährte Brüssel im März extrem hohe Exportlizenzen für Weizen. Mit 1,05 Mio. mt Weizenexporten letzte Woche, schrumpfte der Jahresrückstand bei insgesamt 21,2 Mio. mt EU-Weizenexporten auf nur 1,5 Mio. mt Abstand zum letzten WJ zusammen. Auch in nächsten Wochen bleiben genügend Exportchancen in den Nahen Osten, nach Nord-, Ost- und Südafrika.
Fazit: Der Weizenmarkt dreht langsam in die entgegengesetzte Richtung. Die hohen Getreide- und Weizenexporte entlasten die vollen Getreidelager in der EU spürbar. Das bedeutet weitere Preisbefestigung.