Es gibt in Thüringen nur einen sesshaften Wolf - aber bald trotzdem ein eigenes Wolfsgebiet. Dadurch sollen Tierhalter beim Schutz vor dem Raubtier unterstützt werden - die Maßnahme zielt aber auch auf etwas Anderes. (c) chphotography86 - fotolia.com
Wie das Umweltministerium am Donnerstag in Erfurt mitteilte, werde der Freistaat in den kommenden Wochen sein erstes Wolfsgebiet ausweisen. «Mein Ministerium hat eine Förderrichtlinie erarbeitet, die Tierhaltern im Wolfsgebiet die Kosten für Schutzzäune und Hütehunde ersetzt», sagte Naturschutzministerin Anja Siegesmund (Grüne).
Diese und andere Präventionsmaßnahmen sollen zu drei Vierteln vom Land gefördert werden. Wenn ein Wolf trotz Schutzmaßnahmen ein Tier töte, werde dem Besitzer der Schaden vollständig ersetzt. Bei Ohrdruf südlich von Gotha wurde seit Mai 2014 mehrmals eine Wölfin gesichtet.
Die Maßnahme zielt dabei nicht nur auf den Schutz der Nutztiere, sondern auch auf Ansehen der Wölfe in der Bevölkerung: «Der Schutz des Wolfes kann nur erfolgreich sein, wenn die Gesellschaft bereit ist, dessen Anwesenheit in der Kulturlandschaft zu akzeptieren», sagte Siegesmund. Deshalb müssten Betroffene finanziell unterstützt werden. Wieviel die Maßnahmen insgesamt kosten werden, sei noch nicht klar, sagte ein Sprecher - am Geld werde es aber nicht scheitern.
In Thüringen ist die Wölfin von Ohrdruf nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) bislang als einziges Tier ihrer Art zu Hause: «Das ist der einzige bisher nachweislich sesshaft gewordene Wolf in Thüringen», sagte Nabu-Experte Silvester Tamás. Bislang gebe es keine Hinweise, dass das Raubtier schon einmal Nutztiere gerissen habe.
Wie sich die Zahl der Wölfe im Freistaat in Zukunft entwickeln werde, könne nicht zuverlässig vorausgesehen werden, so Tamás. Die Lebensbedingungen für Wölfe seien aber grundsätzlich gut. Insgesamt lebten im gesamten Bundesgebiet - darunter vor allem in Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen - 31 Wolfsrudel. Zudem gebe es vier Wolfspaare und weitere Einzeltiere. (dpa/th)