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13.03.2009 | 15:00 | Schweinepest bei Hausschweinen 

Fortschritte beim Kampf gegen die Schweinepest

Dülmen - Drei Jahre nach dem letzten Ausbruch der Klassischen Schweinepest bei Hausschweinen in Nordrhein-Westfalen sehen die handelnden Akteure wichtige Fortschritte in der Bekämpfung der tückischen Seuche.

Klassische Schweinepest
Vor allem in puncto Reaktionsgeschwindigkeit sei man entscheidend vorangekommen, stellten die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion einhellig fest. 150 Interessierte waren der Einladung des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) und der Landwirtschaftskammer NRW gefolgt und gestern Nachmittag ins Dülmener St.-Barbara-Haus gekommen, um sich aus erster Hand über neue Konzepte zur Seuchenprävention und -bekämpfung zu informieren.

Dr. Rolf Krieger vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) betonte, dass ein neues Konzept vor allem eine Frage beantworten müsse: „Wie kommen wir von der massenhaften Keulung eigentlich seuchenfreier Betriebe weg?“ Ein entscheidender Baustein sei hier die Umsetzung eines neuen Diagnostik-Verfahrens, der sogenannten Polymerasekettenreaktion (PCR-Methode). Dieses Verfahren mache die bisher praktizierte Prüfung vorhandener Antikörper bei getöteten Tieren überflüssig und ermögliche stattdessen den Nachweis des Virus selbst. Mit diesem inzwischen auch von der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) anerkannten Verfahren könne der Nachweis einer Infektion sehr viel schneller erfolgen und damit die Reaktionsgeschwindigkeit im Seuchenfall entschieden verbessert werden.

Hierzu führte Kriegers Amtskollege aus NRW, Dr. Friedhelm Jaeger vom Landesministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft- und Verbraucherschutz (MUNLV), aus: „Im Seuchenfall wird künftig für die Dauer von 72 Stunden ein großräumiges, sofortiges Stand-Still greifen. Dies ist nicht nur notwendig, um die notwendigen Ermittlungen zu tätigen, sondern auch, um Vertrauen bei unseren Partnern herzustellen.“ Dr. Krieger stellte klar, dass in diesem Falle ein absolutes Handels- und Schlachtverbot in ganz NRW anzustreben sei. Eine Impfung der Bestände sei hingegen nur das allerletzte Mittel der Wahl.

Dr. Albert Groeneveld, Kreisveterinär im Kreis Borken, nahm auch die anwesenden Landwirte in die Pflicht, bei der Seuchen-Früherkennung ihrer Verantwortung gerecht zu werden: „Typisch für die Schweinepest ist, dass nichts typisch ist. Nutzen Sie deswegen auch im kleinsten Verdachtsfall das kostenlose Angebot der Ausschlussuntersuchung.“ Bezogen auf die aktuelle Gefahr einer Übertragung des Schweinepestvirus durch infizierte Wildschweine verdeutlichte er die Bedeutung strenger Disziplin in Hygienefragen: „Die Schweinepest fällt nie vom Himmel. Sichern Sie Ihre Höfe entsprechend ab!“

In seinem einleitenden Vortrag wies WLV-Vizepräsident Karl-Heinz Schulze zur Wiesch auf die aktuellen Fälle der Wildschweinepest links und rechts des Rheines hin: „Hier sind alle Seiten gefordert, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.“ Speziell die Jägerschaft müsse dafür sorgen, dass sich die Schwarzwildbestände und damit das Seuchenrisiko verkleinerten.

Anton Holz, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer NRW und als Kreislandwirt des Kreises Coesfeld zugleich Gastgeber der Veranstaltung, bilanzierte abschließend wichtige Fortschritte in der Strategie der Schweinepestbekämpfung: „Ich bin seit 15 Jahren im Amt und habe in der Zeit drei Seuchenzüge erlebt. Die beiden ersten haben bei den Konzepten kaum etwas bewirkt. Diesmal erkenne ich, dass es auch aufgrund der Initiative des WLV anders gelaufen ist.“


Info: Schweinepest

Die Schweinepest ist eine fieberhaft verlaufende, virusbedingte Seuche. Sie ist für Haus- und Wildschweine hochgradig ansteckend und unheilbar. Auf den Menschen wie auch auf andere Tierarten ist sie nicht übertragbar.

Die Schweinepest war zuletzt im März 2006 in den Kreisen Borken und Recklinghausen ausgebrochen. Im Rahmen der Tierseuchenbekämpfung wurden seinerzeit innerhalb von drei Monaten auf Anweisung der Europäischen Kommission 120.000 Tiere aus 300 Betrieben getötet und entsorgt. 98 Prozent der gekeulten Bestände waren nachweislich gesund. Insgesamt beliefen sich die damaligen Schäden (inklusive Entschädigungen, Beihilfen und Verluste durch Handelsbeschränkungen) auf über 70 Millionen Euro. (wlv)
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