Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (
DWD) vom Mittwoch sollten die Temperaturen bei überwiegend wolkenlosem Himmel auf Werte zwischen minus einem und minus vier Grad sinken, für das Bergland waren bis minus sieben Grad angekündigt.
Gefährlich sei «im Prinzip alles, was unter null Grad» liege, sagte der Sprecher des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Andreas Köhr. «Gerade die Blüten sind sehr empfindlich.» Die Landwirte haben allerdings Möglichkeiten, ihre Kulturen vor dem Frost zu schützen - zumindest stellenweise. Ein Beispiel ist die sogenannte Frostberegnung.
Eigentlich seien Minusgrade für Mitte April nichts Außergewöhnliches, sagt Köhr. Wegen des besonders warmen Märzwetters sei die Vegetation derzeit aber weiter als sonst. Es blüht vielerorts, und das birgt Risiken: «Wenn die Blüten erfrieren, gibt es keine Früchte», verdeutlichte der Sprecher. Und auch nach der Blüte könnten die jungen Triebe vom Frost geschädigt werden.
In der Nacht zum Mittwoch sei es glücklicherweise nicht ganz so kalt gewesen, es sei nur an wenigen Stellen wie in Gau-Algesheim (Kreis Mainz-Bingen) unter null Grad gewesen. Von regionalen Kälteschäden könne man nicht sprechen.
«Wir fürchten uns eher vor der kommenden Nacht.» Die werde kritisch, sagt auch Holger Scherhag, Obstbauer aus Dieblich (Kreis Mayen-Koblenz) an der Mosel. «Wir rechnen schon mit Schäden in der kommenden Nacht.»
Ganz schutzlos sind die Kulturen dem Frost aber nicht ausgeliefert: Die
Frühkartoffeln in der Vorderpfalz zum Beispiel erhalten nach Köhrs Angaben oft eine sogenannte Frostberegnung. Dafür wird die Bewässerungsanlage kurz vor Erreichen der Minusgrade eingeschaltet; die Wassertropfen gefrieren auf den Pflänzchen.
«Unter dem Eispanzer sind die jungen Pflanzen geschützt», sagt der Verbandssprecher. So könne eine Abfrieren verhindert werden. Mit Tricks können auch die
Winzer die Rebstöcke vor Frost schützen. In Duttweiler in der Pfalz verwirbelten stationäre Windräder die Luft, so dass sich wärmere mit kälteren Schichten vermischten, sagt er.
Getreide und Zuckerrüben hingegen seien weniger empfindlich. Außerdem verfügten diese Felder auch nicht über Bewässerungsanlagen, so dass die Frostberegnung nicht so einfach ist. Obstblüten hingegen litten unter dem Frost - dort sei der Schutz extrem schwierig.
Für eine gewisse Abhilfe könnten Folien oder Vliese sorgen, die sonst als Schutz vor Hagel oder zur Regulation der Wärme eingesetzt würden. «Das kann bei so einer Frostnacht das entscheidende Grad bringen.» Mitunter hilft auch die Natur selbst - etwa wenn Wolken aufziehen und es wärmer wird. «Das kann entscheiden, ob es Schäden gibt oder nicht.»
Bis zu den Eisheiligen im Mai bestehe die Gefahr von Nachtfrösten, sagt Köhr. «Die Landwirte sind jetzt in erhöhter Alarmbereitschaft. Manche finden nur wenig Schlaf.»
Gespannt verfolgte zum Beispiel Obstbauer Holger Scherhag von der Mosel die Entwicklung. Seine Apfelbäume wachsen auf einer frostanfälligeren Berglage und blühen gerade. Gefährdet seien jene Blüten, die wie ein umgekehrter Regenschirm nach oben zeigten, erklärt er. Denn kalte Luft sinkt ab. «Alles, was nach unten zeigt, ist deutlich frostsicherer.» Zum Schutz hatte er schon für die Nacht zum Mittwoch die Beregnung eingeschaltet.
Gedanken macht er sich über seinen Grünspargel. Die Pflanze, die im Gegensatz zum weißen Spargel über der Erde wächst, verträgt keine Minusgrade. «Alles, was obendrüber rausgeht, wird morgen früh verfroren und damit weich sein», befürchtete er am Mittwoch.
Nicht beregnet hat er seine Süß- und Sauerkirschen sowie Zwetschen, die er in der Tallage nur wenige dutzend Meter von der Mosel entfernt anbaut. Sie profitierten dort von einer gewissen Restwärme. Wie hoch sein Ausfall am Donnerstag sein könnte, vermag er nicht zu sagen.
Immerhin gebe es keine Nacht mit Temperaturen von sechs bis acht Grad unter null. «Dann ist das wie mit einer Sense, was unsere Kulturen angeht», sagt er. «Die sind dann wirklich kaputt.»
Gelassen sieht man die Kälte beim Pfalzmarkt für Obst und Gemüse in Mutterstadt, der von Landwirten aus der Region zwischen Wörth und Worms beliefert wird. «Eigentlich sind die meisten Erzeuger froh, dass es ein bisschen kühler ist», sagt Marketingleiter Hans-Jörg Friedrich. Das Wachstum der Pflanzen sei etwas verlangsamt, das nehme den Druck weg, der durch die großen Mengen im März entstanden sei - «gerade bei Spargel». Die Obstblüten müssten aber mit Beregnung vor dem Frost geschützt werden.