Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
17.02.2017 | 10:34 | GAP 

Backhaus sieht EU-Agrarpolitik in der Sackgasse

Nürnberg / Schwerin - Die Europäische Agrarpolitik steckt nach Ansicht von Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) aufgrund überbordender Bürokratie in einer Sackgasse und macht Landwirten und Verwaltungen das Leben schwer.

Till Backhaus
Zu viel Bürokratie, zu viel Kontrolle - Agrarminister Backhaus fordert ein Umsteuern in der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik. Bis zu neun Kontrolleure hinter jedem Mitarbeiter in Ämtern, das sei zu viel. (c) till-backhaus.de
«Hinter jedem Mitarbeiter in den Ämtern, die sich beispielsweise mit Agrarumweltmaßnahmen befassen, stehen mittlerweile bis zu neun Kontrolleure von europäischen und nationalen Behörden», sagte Backhaus am Donnerstag am Rande der Messe Biofach in Nürnberg.

Das Ziel, Gutes und Sinnvolles für Mensch und Natur mit den Steuermillionen zu erreichen, gerate immer mehr in den Hintergrund. Backhaus forderte einen neuen Kurs bei der Ausgestaltung und Umsetzung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik nach 2020.

Für ihn stehe die Produktion gesunder Lebensmittel, ein gerechtes Auskommen für alle in der Landwirtschaft Beschäftigten sowie der Schutz der natürlichen Ressourcen im Vordergrund. Das «Gerangel um die Millionen» halte er für legitim, sofern am Ende ein tragfähiger Kompromiss stehe.

Die Zahlungen der Gesellschaft an die Landwirte müssten stärker an nachvollziehbare, öffentliche Leistungen gebunden werden - nach dem Motto: «Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen». Eine geplante Umschichtung europäischer Mittel von den Direktzahlungen zu den Umwelt- und Tierschutzleistungen lehne er jedoch ab.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) kritisierte diese Haltung. «Die EU gibt Deutschland längst die Möglichkeit, über die Hälfte der jährlich rund fünf Milliarden Euro Direktzahlungen aus Brüssel gezielter für Umwelt, Tierwohl und für den Erhalt der bäuerlichen Betriebe einzusetzen», sagte der AbL-Bundesvorsitzende Martin Schulz.

Die AbL vermutet, dass sich Backhaus allem deshalb gegen Umschichtungen wendet, weil von der jetzigen Verteilung vor allem die flächenstarken Ackerbaubetriebe profitieren. Derzeit würden die Gelder unbegrenzt für jeden Hektar Fläche gezahlt.

«Das führt dazu, dass einige Unternehmen und Agrar-Holdings bis zu fünf Millionen Euro pro Jahr erhalten, während fast die Hälfte aller Betriebe in Deutschland jeweils weniger als 5.000 Euro an Direktzahlungen erhält», sagte Schulz. Das System subventioniere Flächenbesitz und unterstütze damit auch außerlandwirtschaftliche Investoren.
dpa/mv
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Mehr im Büro als auf dem Schlepper

 Bundeswaldgesetz: Waldverbände starten Kampagne gegen Reformvorhaben

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau

 Entlastungen für Bauern in EU-Gipfelerklärung

 Ökostrom-Erzeugung: Beschleunigte Genehmigungsverfahren in Mecklenburg-Vorpommern gefordert

  Kommentierte Artikel

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein