«Der massive Einsatz von Reserveantibiotika in der Geflügelmast macht uns Ärzten große Sorgen. Wir brauchen diese Arzneimittel für die Therapie schwerer Infektionen, die mit konventionellen Substanzen nicht mehr behandelt werden können», sagte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch).
«Wenn es keinen freiwilligen Verzicht gibt, muss man den Verbrauch verbieten oder zumindest auf klar umgrenzte Einzelfälle gesetzlich einschränken», forderte Henke. «Resistente Bakterien, die in der Tiermast entstehen, treffen früher oder später auch uns Menschen. Deshalb muss die Politik jetzt handeln.»
Bei Reserveantibiotika handelt es sich um besonders wichtige Stoffe, die auch bei Menschen für schwere Krankheiten verwendet werden, wenn normale Antibiotika nicht mehr wirken. «Wenn mehr und mehr Bakterien selbst gegen Reserveantibiotika wie Colistin Resistenzen entwickeln, ist das Spektrum der therapeutischen Möglichkeiten in vielen Fällen weitgehend aufgebraucht», so Henke.
Der
Antibiotika-Einsatz in Ställen ist nach amtlichen Daten gesunken. Die Verbrauchsmenge bei sechs Masttierarten nahm nach Angaben des Bundesagrarministeriums zwischen 2014 und 2017 insgesamt um fast ein Drittel auf 204 Tonnen ab.
Bei Geflügel machen Reserveantibiotika aber rund 40 Prozent der Gesamtmenge aus, bei Schweinen und Rindern weniger als 10 Prozent. Ministerin Julia Klöckner (CDU) hatte bei Bekanntgabe der Zahlen im Juni gesagt, der hohe Anteil bei Geflügel sei nicht akzeptabel, und die Branche zum Handeln aufgefordert - ansonsten drohte sie mit gesetzlichen Schritten.