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03.06.2011 | 12:58 | EHEC-Krise 

Spanische Bauern schütten Gurken vor deutschem Konsulat aus

Valencia - Aus Protest gegen das deutsche Krisenmanagement im Kampf gegen den EHEC-Erreger haben spanische Bauern 300 Kilogramm Obst und Gemüse vor dem Konsulat der Bundesrepublik in Valencia ausgeschüttet.

Gemüseberg
Etwa 50 Landwirte warfen am Donnerstag in der ostspanischen Hafenstadt Gurken, Tomaten, Kartoffeln, Paprikas, Aprikosen und Pflaumen auf die Straße.

Wie der Bauernverband La Unió de Llauradors mitteilte, hatte das Obst und Gemüse in Deutschland keine Abnehmer gefunden. Allein in der Region Valencia seien den Landwirten Verluste von mehr als zwei Millionen Euro entstanden. In Hamburg waren EHEC-Erreger auf spanischen Gurken entdeckt worden. Später stellte sich jedoch heraus, dass die Keime zu einem anderen Typ gehörten und nicht die Welle von Infektionen ausgelöst haben.


EHEC: Zapatero bekräftigt Schadensersatzforderung für Bauern

Madrid - Spanien hat seine Forderung nach Schadensersatz für die Millionenverluste bekräftigt, die spanischen Landwirten infolge der EHEC-Krise entstanden sind. Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero übte am Donnerstag zudem scharfe Kritik am Krisenmanagement der deutschen Behörden und der Europäischen Union.

Die deutschen Stellen hätten einen «eklatanten Fehler» begangen, als sie spanische Gurken mit der Ausbreitung der EHEC-Infektionen in Verbindung gebracht hätten. Die EU-Kommission habe «zu langsam» reagiert und sei nicht energisch genug gegen die Importverbote einzelner EU-Staaten für spanische Agrarprodukte vorgegangen.

«Die Regierung hat die Absicht, eine Wiedergutmachung für den gesamten entstandenen Schaden zu verlangen», sagte Zapatero dem staatlichen Rundfunk RNE. Spanien werde die Forderungen bei den zuständigen Gerichten geltend machen. Der Regierungschef ließ aber offen, ob Madrid seine angekündigten Schadensersatzklagen bei der deutschen oder der europäischen Justiz erheben wird.

Konservative Politiker und Bauernverbände hatten in Spanien der sozialistischen Regierung vorgeworfen, die Interessen der Bauern nicht mit genügend Nachdruck vertreten zu haben. Madrid scheue davor zurück, sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel anzulegen, meinten betroffene Landwirte.

Zwei südspanische Agrarbetriebe, auf deren Gurken in Hamburg EHEC-Erreger entdeckt worden waren, kündigten Schadensersatzklagen in Deutschland an. Laboranalysen ergaben mittlerweile, dass die entdeckten Keime nicht zu der Art gehörten, die die Welle von Infektionen ausgelöst hatte. Spanische Bauernverbände beziffern die den Landwirten entstehenden Verluste auf 200 Millionen Euro pro Woche.


Bundesinstitut: «Quelle für Infektionen nicht ermittelt»

Hamburg/Berlin - Auch auf zwei weiteren von insgesamt vier in Hamburg getesteten Gurken haben Experten den derzeit grassierenden EHEC-Keim nicht gefunden. Das ergaben Analysen des Bundesinstituts für Risikobewertung in Berlin, wie eine Sprecherin am Donnerstag sagte. Damit trugen zwar alle vier verdächtigen Gurken in Hamburg EHEC-Erreger - aber eben nicht den Erregertyp O104, der für den derzeitigen Krankheitsausbruch verantwortlich ist: «Keine der vier Proben zeigte den Serotyp O104:H4 des Erregers, der aus den Stuhlproben der Patienten isoliert wurde.»

«Die Quelle der anhaltenden Infektionen ist noch nicht ermittelt», erklärte der Präsident des Bundesinstituts, Prof. Andreas Hensel. «Es gilt weiterhin zu klären, an welcher Stelle in der Lebensmittelkette die Belastung mit Keimen erfolgt ist.»

Die Hamburger Gesundheitsbehörde hatte am vergangenen Donnerstag mitgeteilt, auf vier Salatgurken - drei davon aus Spanien - seien EHEC-Erreger gefunden worden. Seit Dienstag war jedoch klar, dass es sich auf zwei dieser spanischen Gurken nicht um den Typ O104 handelt.


Millionenausfall für Frankreichs Gurkenzüchter

Paris - Die Darmseuche EHEC hat Frankreichs Gurkenzüchtern innerhalb von einer Woche einen Verdienstausfall von rund 1,5 Millionen Euro eingebracht. Das wurde am Mittwoch am Rande eines Krisentreffens von Branchenvertretern und Vertretern des Landwirtschaftsministeriums in Paris bekannt.

Die Angst vor der gefährlichen Seuche habe den Gurkenabsatz beeinträchtigt. Betroffen seien aber auch andere Gemüsesorten wie Salat oder Tomaten, bei denen die Preise angesichts der sinkenden Nachfrage verfielen.

Die Zahl der gemeldeten EHEC-Infektionen und -Verdachtsfälle in Deutschland liegt bei 2.000. Das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) kann zu lebensgefährlichen Nieren- und Nervensystemschäden führen. (dpa)
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