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08.06.2022 | 11:57 | Getreideversorgung 

Bauernverband erwartet noch länger angespannte Getreidemärkte

Berlin - Der Bauernverband rechnet noch für längere Zeit mit angespannten Getreidemärkten. «Wir gehen auch unabhängig von der Entwicklung in der Ukraine davon aus, dass das Preisniveau relativ hoch bleiben wird», sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur.

Getreideversorgung
(c) proplanta
Denn Reaktionsmöglichkeiten seien im Moment begrenzt. «Wir haben eine Düngemittelknappheit und exorbitant hohe Düngerpreise.» Es gebe Unterbrechungen in Lieferketten. Manche Maschine stehe schon einmal eine Woche wegen fehlender Ersatzteile. «Insofern bleibt die schwierige Situation bestehen. Wir können wohl keinen relativ schnellen Anstieg der Produktion erwarten.»

Rukwied erläuterte, die internationalen Weizenpreise hätten sich infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine auf relativ hohem Niveau eingependelt, schwankten aber auch stark. So führten Meldungen zur Entwicklung in der Ukraine oder zu Ernteaussichten in Nordamerika zu Ausschlägen.

Zuletzt hätten Landwirte für etwa 380 Euro pro Tonne Weizen Vorverträge schließen können - mehrere Tage zuvor seien noch 405 Euro möglich gewesen. «Einige Vorverträge sind aber schon bei 210 Euro vor dem Ukraine-Krieg gemacht worden, dann lag das Niveau bei 290 Euro. Da haben manche schon gesagt, das konnte ich in den letzten Jahren nie erreichen, und haben abgeschlossen.»

Aktuell dürften nur Teilmengen der diesjährigen Ernte vorab kontrahiert worden sein, sagte Rukwied. «Man kann jetzt schon für die Ernte 2023 Vorverträge zu 300 Euro pro Tonne Weizen schließen, also nach wie vor 100 Euro über dem Niveau von vor einem Jahr. Das ist ein klares Indiz dafür, dass man weiterhin mit einer angespannten Marktsituation rechnet.» Bauern können generell Teile ihrer Getreidemengen zu vorab vereinbarten Preisen vermarkten.

Auf den Feldern seien Getreide und Raps in den nächsten Wochen in der Kornbildung, also einer ganz entscheidenden Phase für den Ertrag. «In manchen Regionen ist es nach wie vor zu trocken», sagte Rukwied. In anderen Gebieten, die vor einigen Wochen noch sehr trocken waren, sei inzwischen Regen gefallen. «Es gibt Landwirte, die optimistisch auf die Ernte schauen. Und es gibt Landwirte, die große Sorgenfalten auf der Stirn haben und jetzt noch auf Regen hoffen.»

Rukwied sagte: «Für eine Einschätzung der Ernte ist es noch ein bisschen zu früh.» Aus heutiger Sicht zeichneten sich insgesamt wohl keine gewaltigen Ausschläge nach oben oder unten von einem Durchschnittsergebnis ab.
dpa
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