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10.09.2023 | 01:20 | Fleischerzeugung 

Den EU-Schlachtunternehmen fehlen Schweine und Rinder

Bonn - Die rückläufigen Viehbestände ließen für 2023 in den Mitgliedstaaten eine sinkende Fleischerzeugung bei Schweinen und Rindern erwarten.

Fleischerzeugung
Im ersten Halbjahr 2023 standen in der EU gut 10 Millionen weniger Schweine für die Schlachter zur Verfügung - Fleischerzeugung sinkt um fast 9 Prozent und damit so stark wie nie - Kleinere Tierbestände führen auch zu einer geringeren Rindfleischproduktion - Rückgange fallen bei beiden Tierarten stärker als prognostiziert aus. (c) proplanta
Dies wird nun durch aktuelle Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) bestätigt, die insbesondere für Schweinefleisch einen stärker als vorhergesagten Produktionsrückgang aufzeigen.

Demnach kamen von Januar bis Juni in den meldepflichtigen Schlachtereien der EU insgesamt 109,2 Millionen Schweine an die Haken; das waren 10,6 Millionen Stück oder 8,9 % weniger als im ersten Halbjahr 2022. Die Schweinefleischerzeugung lag mit 10,30 Mio t um 971.000 t oder 8,6 % unter dem Vorjahresniveau. Selten zuvor, wenn überhaupt, hat es so einen deutlichen Einbruch gegeben.

Die EU-Kommission war bei ihrer Prognose im Frühjahr für das Gesamtjahr 2023 von einem Produktionsminus von 5 % im Vorjahresvergleich bei Schweinefleisch ausgegangen und blieb im Sommer bei ihrer Einschätzung. Die aktuellen Marktdaten und Berichte aus den Mitgliedstaaten lassen jedoch einen stärkeren Rückgang erwarten.

In den Schweinehochburgen Spanien und Deutschland wurden 2,44 Millionen beziehungsweise 2,20 Millionen weniger Schweine an die Schlachtstätten geliefert, was gegenüber der ersten Jahreshälfte einem Rückgang von 8,4 % bei den Iberern und 9,2 % im Bundesgebiet entsprach.

Schweineschwund in Dänemark



Besonders stark nahm das Schlachtschweineangebot im Vorjahresvergleich in Dänemark ab, und zwar um 19,1 % auf 7,44 Millionen Tiere; die dortige Schweinefleischerzeugung brach sogar um mehr als ein Fünftel ein. Der Fleischkonzern Danish Crown reagierte bereits mit Betriebsschließungen und verkürzten Schichten und muss sehen, wie er den Erzeugern einen auskömmlichen Schlachtschweinepreis zahlt, um nicht noch mehr Tiere zu verlieren.

Im zweistelligen Prozentbereich gesunken sind zudem die Schlachtungen sowie die Fleischerzeugung in Belgien, den Niederlanden, Irland, Lettland, und der Slowakei. Nur unterdurchschnittlich rückläufig war im EU-Vergleich die Produktion von Schweinefleisch mit weniger als 5 % in Frankreich, Ungarn, den Niederlanden, Rumänien und Schweden. In keinem EU-Staat wurde mehr Schweinefleisch als in der ersten Jahreshälfte 2022 produziert.

Noch kein Anstieg der Kuhschlachtungen



Moderater als bei den Schweinen fiel der Produktionsrückgang bei den Rindern aus. Laut Eurostat wurden in der EU im ersten Halbjahr 2023 knapp 10,8 Millionen Tiere geschlachtet; das waren rund 407.000 Stück oder 3,6 % weniger als in der Vorjahresperiode. Die Rindfleischerzeugung ging dabei um 4,5 %auf 3,14 Mio t zurück. Auch hier ist der tatsächliche Produktionsrückgang höher als von der EU-Kommission prognostiziert, die für das Gesamtjahr 2023 nur mit einem Minus von 1,6 % rechnet.

Ursprünglich war erwartet worden, dass die rückläufigen Rohmilchpreise das Schlachtkuhaufkommen vergrößern. Davon ist bisher jedoch nichts zu spüren: Die Kuhschlachtungen lagen laut Eurostat um 3,7 % unter dem Niveau des ersten Halbjahres 2022; es wurden rund 113.000 weniger Tiere an die Schlachthöfe geliefert.

Der Abstand zum Vorjahr hat sich im zweiten Quartal noch vergrößert. Vor allem in Italien, Spanien, Frankreich und Polen wurden in den ersten sechs Monaten weniger Kühe geschlachtet; in Deutschland lag das Aufkommen in etwa auf dem Vorjahresniveau.

Produktionseinbruch in Italien



In den einzelnen EU-Staaten entwickelte sich die Rindfleischerzeugung in der ersten Jahreshälfte 2023 unterschiedlich; mehrheitlich kam es in 17 Ländern gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode zu Produktionseinbußen. Besonders stark fiel das Minus laut Eurostat in Italien mit fast 85.000 t oder 22,6 % auf 290.000 Mio t aus. Dies trug wesentlich zum Rückgang in der gesamten EU bei. In Spanien, Portugal und Rumänien wurde zwischen 6,7 % und 12,6 % weniger Rindfleisch erzeugt.

In Frankreich als größtem Produzenten in der Gemeinschaft sank das Aufkommen um 2,9 % auf 662.000 t, während in Deutschland ein moderater Anstieg um 0,9 % auf 481.000 t verzeichnet wurde. Die Niederlande meldeten ein Plus von 3,0 %, und in den skandinavischen Ländern Schweden und Finnland stieg die Rindfleischerzeugung um 2,9 % beziehungsweise 5,0 %.
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Rinder- und Schweineschlachtungen in der EU
AgE
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