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20.08.2023 | 01:57 | Ukrainisches Getreide 

Frachtschiff aus der Ukraine passiert humanitären Korridor

Kiew - Erstmals hat vergangene Woche ein Containerschiff einen von der Ukraine eingerichteten „humanitären Korridor“ über das Schwarze Meer befahren.

Ukrainisches Getreide
Deutscher Frachter „Joseph Schulte“ verlässt erstmals seit Kriegsbeginn den Hafen von Odessa. (c) Harald Bolten - fotolia
Das deutsche Frachtschiff „Joseph Schulte“, das unter der Fahne Hongkongs fährt, verließ am Mittwoch (16.8.) den Hafen von Odessa und erreichte am Donnerstagabend ohne besondere Vorkommnisse Istanbul. Das Schiff hatte nach Angaben des Kiewer Infrastrukturministeriums gut 30.000 t Fracht an Bord, verteilt auf mehr als 2.100 Container, darunter auch Lebensmittel. Die „Joseph Schulte“ hatte seit dem 23. Februar 2022, dem Tag vor der Invasion Russlands, im Hafen von Odessa gelegen.

Der temporäre Korridor wurde dem Infrastrukturministerium zufolge für Schiffe angelegt, die nach der Aufkündigung des Getreideabkommens durch Russland am 17. Juli in den ukrainischen Häfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdennyj festliegen. Ein letztes Exportschiff hatte am 16. Juli den Hafen von Odessa verlassen. Nach dem Ausstieg aus dem Getreide-Deal hatte Russland damit begonnen, systematisch die Hafeninfrastruktur der Ukraine aus der Luft zu attackieren, um die Agrarexporte des Landes zu stoppen.

Appell an Russland

Gemäß einer Navigationsverordnung der ukrainischen Marine sind am 8. August 2023 vorübergehende Routen für zivile Schiffe von beziehungsweise nach den Schwarzmeerhäfen des Landes in Kraft getreten. Die Ukraine hat diese Korridore der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) angeboten. Der IMO-Rat erkennt das internationale Recht der Ukraine auf freie Handelsschifffahrt an und appellierte an Russland, jegliche Drohungen zu unterlassen und die internationalen Konventionen einzuhalten.

Der stellvertretende Landwirtschaftsminister Taras Vysotsky betonte, dass es in der jetzigen Situation wichtig sei, die Sicherheit der Schiffe und ihrer Besatzungen zu gewährleisten. „Wir werden in Zukunft genau analysieren, wie dieser Prozess abläuft und welche weiteren Schritte notwendig sind“, sagte Vysotsky im ukrainischen Fernsehen. Laut Vysotsky sind im Staatshaushalt für das Jahr 2023 umgerechnet rund 1 Mrd Euro für die Versicherung von Schiffen vorgesehen, die landwirtschaftliche Erzeugnisse aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen exportieren sollen.

Exporte auf dem Landweg zu teuer

Für den Vorsitzenden des Ukrainischen Agrarrats (UAC), Andriy Dykun, ist die Bereitstellung von F-16-Kampfjets durch die westlichen Staaten die wichtigste Bedingung für die Wiederaufnahme der Exporte über das Schwarze Meer. „Es gibt keine andere Möglichkeit, die Sicherheit in der Schwarzmeerregion zu gewährleisten“, zeigte sich Dykun bei einem Treffen mit Medienvertretern aus fünf EU-Ländern überzeugt.

Ein weiteres Thema, das mit den Journalisten besprochen wurde, waren die EU-Handelsbeschränkungen für ukrainische Agrarprodukte, die bis Mitte September in den vier an die Ukraine angrenzenden EU-Anrainerstaaten und Bulgarien gelten. „Leider zeichnet sich schon jetzt ab, dass nach dem 15. September das Einfuhrverbot für unsere landwirtschaftlichen Produkte nach Polen ausgeweitet wird, aber das ist eine rein politische Frage, die erst nach den Wahlen in diesem Land geklärt werden kann“, erklärte Dykun.

Ihm zufolge sind die Kosten, die von den ukrainischen Landwirten für die Exportlogistik auf dem Landweg zu zahlen sind, zu hoch. Der UAC-Vorsitzende appellierte an die EU-Kommission, einen Mechanismus zu finden, der die landwirtschaftlichen Erzeuger für die Kosten des Transports ukrainischer Agrarprodukte zu den europäischen Häfen entschädigt. „Das Thema wird derzeit geprüft. Die einzige Möglichkeit für uns sind die Donauhäfen, aber die sind nicht sicher für Schiffe“, so Dykun.
AgE
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