Trotzt der verregneten Ernte keine Korrektur der Gesamtmenge gegenüber Juli -Vorjahresaufkommen wird voraussichtlich um 3,6 Prozent unterschritten. (c) proplanta
Gerechnet wird in der am Donnerstag (17.8.) vorgelegten sechsten und letzten Ernteschätzung weiterhin mit einem Getreideaufkommen von 41,90 Mio. t einschließlich Körnermais und Corn-Cob-Mix (CCM), womit das Vorjahresergebnis um rund 1,55 Mio. t oder 3,6 % unterschritten würde. Damit ist der Raiffeisenverband weiterhin optimistischer als der Deutsche Bauernverband (DBV), der nach wie vor von einem Getreideaufkommen in Höhe von insgesamt 40,9 Mio. t ausgeht.
Im Einzelnen hat der Raiffeisenverband allerdings Anpassungen an seinen Ernteschätzungen vorgenommen. So wird die gesamte Weizenerzeugung jetzt auf 21,47 Mio. t veranschlagt, nach noch 21,79 Mio. t im Juli. Demnach würde das Vorjahrergebnis bei der wichtigsten Ackerkultur um gut 1 Mio. t oder rund 5 % verfehlt. Angehoben wurde vom DRV dagegen die Schätzung der Körnermaisernte einschließlich CCM, und zwar um 300.000 t auf jetzt 4,02 Mio. t; im Vorjahr waren 3,84 Mio. t eingebracht worden.
Die Gerstenproduktion beziffert der Verband nahezu unverändert zum Juli auf 10,77 Mio. t; das wären 430.000 t oder etwa 4 % weniger als 2022. Etwas besser, nämlich um fast 80.000 t höher als vor einem Monat erwartet, soll die Triticaleernte ausfallen. Hier rechnet der DRV jetzt mit 1,92 Mio. t, was praktisch der Vorjahresmenge entsprechen würde. Eine nur geringfügige Korrektur wurde im Hinblick auf die Roggenerzeugung vorgenommen; diese soll ebenfalls ähnlich dem Ergebnis von 2022 bei gut 3,1 Mio. t liegen.
Doppelte Verluste
Für Raps erwartet der DRV nun eine Erntemenge von 4,08 Mio. t, nach 4,14 Mio. t im Juli. Im Vergleich zu 2022 wäre das ein Minus von gut 200.000 t beziehungsweise 4,7 %. Laut DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler hat der Witterungsverlauf zu doppelten Verlusten in der Landwirtschaft geführt: „Durch die Trockenheit im Mai und Juni sank das Ertragspotential der Bestände, und das regnerische Wetter der vergangenen Wochen lies die Qualitäten deutlich sinken.“ Entsprechend heterogen fielen die Qualitäten aus.
Für eine abschließende Beurteilung ist es laut Seedler allerdings noch zu früh, da in einigen Regionen noch nennenswerte Mengen an Weizen auf dem Halm stehen. Unbestritten sei aber, dass der Anteil der Getreidepartien, die für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet seien, höher ausfallen werde als in den Vorjahren. Diese Getreidemengen würden je nach Qualität „über den Tiermagen veredelt“ oder für die Energiegewinnung in Biogasanlagen genutzt. „In diesem Jahr können wir dankbar sein, dass es diese Verwendungsmöglichkeiten gibt“, hob Seedler hervor.
Rheinland liegt zurück
Auch im Rheinland machte das unbeständige Wetter die Erntearbeiten für die Landwirte zu einem Nervenspiel. Wie der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) mitteilte, stand bis Dienstag (15.8.) trotz intensiver Bemühungen mit langen Arbeitstagen bis spät in die Nacht noch immer rund ein Viertel des Getreides auf den Feldern. Die Aussicht, trockenes, lagerfähiges Getreide einzufahren, werde von Regenschauer zu Regenschauer geringer, beklagte der Verband. Mit jedem weiteren Tag der Ernteverzögerung sinke die Qualität des Getreides, während die Ertragsverluste immer größer würden.
Es sei daher ungewiss, ob beim Weizen der bisherige geschätzte Durchschnittsertrag von rund 85 dt/ha tatsächlich erreicht werde. Fest stehe allerdings, dass der wichtige Qualitätsparameter „Fallzahl“ immer niedriger ausfalle, da das Getreide durch die Regenfälle am Halm vermehrt zu keimen beginne, so der Landesbauernverband. Das noch zu erntende Getreide und auch die zuletzt eingebrachten Mengen erreichten daher nicht mehr die Qualität von Brotgetreide. Ein Großteil der Weizenernte müsse als Futtermittel verarbeitet oder könne gegebenenfalls als nachwachsender Rohstoff in der Stärkeindustrie einer weiteren industriellen Verwertung zugeführt werden.