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09.12.2014 | 11:30 | Einkommenssituation 

Landwirte im Südwesten haben kleinstes Einkommen

Stuttgart - Im Bundesdurchschnitt erwirtschafteten die Betriebe mit 40.894 Euro ein um rund 27 Prozent höheres Ergebnis als in Baden-Württemberg mit 32.298 Euro je Arbeitskraft.

Einkommen in der Landwirtschaft
Im Bundesdurchschnitt erwirtschafteten landwirtschaftliche Betriebe mit 40.894 Euro ein um rund 27 Prozent höheres Ergebnis als in Baden-Württemberg mit 32.298 Euro je Arbeitskraft. (c) proplanta
In dieser Bezugsgröße ist der gesamte Personalaufwand berücksichtigt. Das Ergebnis stieg im landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieb im Schnitt um 8,2 Prozent auf 50.753 (46.901) Euro je Unternehmen. Der betriebliche Ertrag nahm dabei durchschnittlich um 3,3 Prozent auf 263.218 (254.745) Euro, der betriebliche Aufwand um 2,5 Prozent auf 208.378 (203.234) Euro je Unternehmen zu.

Große Unterschiede zwischen den Betriebsformen



Die verschiedenen Betriebsformen weisen große Unterschiede in den Unternehmensergebnissen auf. Während die Milchviehbetriebe vor dem Futterbau am stärksten ihr Ergebnis verbessern konnten, mussten die Weinbaubetriebe und der Ackerbau im Durchschnitt die höchsten Ergebnisrückgänge hinnehmen.

Die Milchviehbetriebe steigerten 2013/14 ihr Unternehmensergebnis im Durchschnitt um 34,1 Prozent auf 38.953 (29.056) Euro je Arbeitskraft.
Die Futterbaubetriebe mit Rindermast und Mutterkühen erzielten einen Ergebnisanstieg um 21,1 Prozent auf 28.136 (23.239) Euro je Arbeitskraft. In der Veredlung erhöhten sich die Unternehmensergebnisse im Durchschnitt um 12,0 Prozent auf 34.140 (30.471) Euro je Arbeitskraft.

Im Weinbau mussten die Betriebe den relativ höchsten Ergebnisrückgang mit minus 22,5 Prozent hinnehmen. Im Durchschnitt sank bei dieser Betriebsform das Unternehmensergebnis auf 20.883 (26.929) Euro je Arbeitskraft. Die Ackerbauern müssen ein um 14,4 Prozent gesunkenes Ergebnis verkraften. Je Arbeitskraft erwirtschafteten sie im Durchschnitt 31.976 (37.370) Euro. Die Gemischtbetriebe verbuchten einen Ergebnisrückgang um 2,3 Prozent auf durchschnittlich 29.430 (30.114) Euro je Arbeitskraft. Im Obstbau liegt das Unternehmensergebnis im Durchschnitt um 7,4 Prozent über dem Vorjahr. Sie erwirtschafteten 32.262 (30.054) Euro je Arbeitskraft im vergangenen Wirtschaftsjahr 2013/14.

Besseres Investitionsklima notwendig



Die Haupterwerbsbetriebe im Südwesten liegen bereits seit vier Jahren im Bundesvergleich auf dem letzten Platz. Eine Trendwende ist nach Analyse des Bauernverbandes nicht in Sicht. „Um bei den Unternehmensergebnissen aufzuholen, benötigen wir bessere Rahmenbedingungen für eine moderne Landwirtschaft in Baden-Württemberg. Dazu gehören weniger Reglementierung, ein investitionsfreundliches Klima und mehr Wertschätzung für unsere Arbeit“, betont Bauernpräsident Rukwied.

Immer neue Verbote und Auflagen erhöhen die Produktionskosten, untergraben das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Politik und gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft. „Angesichts der unbefriedigenden Situation an den Märkten sind jetzt deutliche Signale der Unterstützung erforderlich“, erklärt der LBV-Präsident. „Die Bauernfamilien erbringen vielfältige Leistungen für die gesamte Gesellschaft. Sie brauchen wieder bessere Zukunftsperspektiven.“

Daten zu den Unternehmensergebnissen 2013/14



Datenbasis:
Die Ermittlung der Einkommenssituation beruht auf den Buchführungsergebnissen von 2.067 landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben, deren Einkommen aus betrieblichen Quellen höher als aus außerbetrieblichen ist. Die Daten der ausgewerteten Betriebe standen bereits für die vergangenen beiden Wirtschaftsjahre zur Verfügung.

Unternehmensergebnis:
Das Unternehmensergebnis (Bruttoeinkommen) muss neben den Löhnen für beschäftigte Arbeitskräfte und der Entlohnung für die unternehmerische Tätigkeit auch die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals abdecken. Zusätzlich gehen davon die Sozialabgaben, persönliche Steuern, Tilgung für Fremdkapital und finanzielle Verpflichtungen gegenüber der Vorgängergeneration ab. Ein Teil des Unternehmensergebnisses ist für die Finanzierung von Ersatz- und Neuinvestitionen aufzuwenden.

Betriebe:
In Baden-Württemberg gibt es nach der amtlichen Statistik rund 42.300 landwirtschaftliche Betriebe mit mehr als fünf Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt rund 34 Hektar. Etwa 37 Prozent der Betriebe werden im Haupt- und 63 Prozent im Nebenerwerb bewirtschaftet.

Arbeitskräfte:
Der Arbeitskräfteeinsatz liegt bei durchschnittlich 1,9 Arbeitskräften (AK) je Unternehmen oder 2,9 AK je 100 Hektar. Der durchschnittliche AK-Besatz ist im Bundesdurchschnitt rund ein Viertel niedriger (2,4 AK je 100 Hektar).

Fläche:
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche der ausgewerteten Betriebe beträgt knapp 65 Hektar pro Betrieb. Der Anteil der Pachtflächen liegt bei knapp 70 Prozent. Die durchschnittlichen Pachtkosten betragen rund 10.500 Euro pro Jahr (etwa 230 Euro je Hektar).

Eigenkapitalbildung:
Ein baden-württembergischer Haupterwerbsbetrieb konnte im Durchschnitt im Wirtschaftsjahr 2013/14 rund 11.000 Euro Eigenkapital bilden. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 33,6 Prozent erhöht. Die Eigenkapitalbildung liegt im Hinblick auf die dauerhafte Sicherung der betrieblichen Existenz an der unteren Grenze der anzustrebenden 10.000 bis 15.000 Euro je Unternehmen.

Investitionen:
Die Bruttoinvestitionen erhöhten sich 2013/14 um rund 12 Prozent auf 50.700 Euro je Unternehmen. Die Investitionen in Maschinen stiegen um 7 Prozent auf rund 25.000 Euro, die Nettoinvestitionen um 46,4 Prozent auf knapp 16.000 Euro.

Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt rund 40.000 Mitglieder. 24 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig. (LBV)
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