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30.08.2011 | 09:58 | Risikovorsorge  

Studie: Eigenvorsorge und Beratung für Agrarunternehmen entscheidend

Wien - "Angesichts zunehmender Preisschwankungen auf den Agrarmärkten und plötzlicher Konsumeinbrüche wie jüngst bei EHEC ist es eines meiner zentralen Anliegen, die Planbarkeit und Sicherheit für unsere Bäuerinnen und Bauern zu verbessern.

Hagelschäden
(c) proplanta
Parallel zu den diesbezüglichen Plänen auf europäischer Ebene habe ich daher eine Studie in Auftrag gegeben, um alle denkbaren Risikomanagement-Instrumente analysieren zu lassen.

Mit den vorliegenden Ergebnissen haben wir nun eine Diskussionsgrundlage geschaffen, um in Zukunft Preisschwankungen am Lebensmittelmarkt besser entgegenwirken zu können", betont Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich heute bei der Präsentation der Studie „Agrarpolitische und betriebswirtschaftliche Optionen zum Risikomanagement in der Landwirtschaft“, die von der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft, dem Wirtschaftsforschungsinstitut und der Universität für Bodenkultur erstellt worden ist.


Kosten-Nutzen-Relation nicht aus den Augen lassen

Die Studie führt verschiedene Möglichkeiten zum besseren Umgang mit Einkommensrisiken an. Dabei wurde spezielles Augenmerk auf die Vereinbarkeit möglicher Instrumente mit den Vorgaben der Welthandelsorganisation (WTO) gelegt. "Entscheidend ist auch, die Kosten-Nutzen-Relation nicht aus den Augen zu verlieren. So ist etwa ein von der EU-Kommission angedachtes, WTO-greenbox-kompatibles, also nicht wettbewerbsverzerrendes Einkommens-Stabilisierungssystem für alle mit einem jährlichen Mittelvolumen von ca. 150 Mio. Euro kaum finanzierbar. Das würde mit einem Schlag 15% des derzeitigen Budgets für die Ländliche Entwicklung binden. Ich kann mir nicht vorstellen, eine solche Kürzung beim Agrarumweltprogramm oder der Bergbauernförderung durchzuführen", unterstreicht Berlakovich.

Auch die anderen beiden Vorschläge der EU-Kommission zum Risikomanagement im Rahmen der Ländlichen Entwicklung wären laut Landwirtschaftsminister mit einer massiven Kürzung der anderen Maßnahmen verbunden. Diese beiden Tools sind die Stärkung der Unterstützung der Ernte-, Tier- und Pflanzenversicherung und ein Fonds auf Gegenseitigkeit für Tier- und Pflanzenkrankheiten sowie Umweltschäden. Diese wären bereits jetzt im Rahmen der Säule 1 (Art. 68 der DZ-VO) möglich gewesen, wurden aber nicht angewendet, da es zu einer direkten Kürzung der Betriebsprämie gekommen wäre.


Fokus im Risikomanagement auf Stärkung der Eigenvorsorge

"Mit der Österreichischen Hagelversicherung haben wir hingegen ein gut funktionierendes System für zahlreiche Produktionsrisiken, das – wie in vielen anderen Mitgliedsländern – mit bis zu 15 Mio. Euro jährlich unterstützt wird. Im Rahmen dessen sind die Landwirte als Unternehmer gefordert, gegen einige Risiken Vorsorge zu treffen. Bei nicht absicherbaren Risiken unterstützt der Staat zusätzlich im Krisenfall", so Berlakovich. "Angesichts der Studienergebnisse kommen wir zum Schluss, dass der Fokus beim Risikomanagement in der Landwirtschaft auf die Stärkung der Eigenvorsorge der Agrarbetriebe gelegt werden muss."


Verstärkte Beratung über Preisabsicherungs-Instrumente

Genannt werden von den Studienautoren dabei allgemeine Maßnahmen wie Aufklärung, Information und Beratung über Instrumente zur Preisabsicherung - wie zum Beispiel über Warentermingeschäfte. Diese sollen den Landwirten vor großen Investitionsentscheidungen ermöglichen, das Risikopotenzial ihres Betriebes abschätzen zu können. Auch Vorauskontrakte zwischen LandwirtInnen und AbnehmerInnen - etwa über Genossenschaften - können die Planungssicherheit erhöhen. Außerdem wird eine verbesserte Transparenz auf den Agrarmärkten angestrebt.


Mehrgefahrenversicherungen ausbauen, Unterstützung für individuelle Rücklagen

Weiters will Berlakovich zwei Ansätze zur Unterstützung der Eigenvorsorge vertiefend prüfen lassen. Dazu zählen der Ausbau von Mehrgefahrenversicherungen im Rahmen der Hagelversicherung für weitere Risiken sowie die Neuentwicklung einer staatlichen Unterstützung für individuelle Rücklagen in Anlehnung an das Bauspar- oder private Pensionsvorsorge-Modell.

„Die Empfehlungen der Studie liefern eine fundierte Basis für weitere Diskussionen - auf nationaler und europäischer Ebene, wenn es um die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) geht. Eines ist aber klar: Das Risikomanagement darf nicht mehr kosten, als es nützt. Ich will weder eine Hängematte für unsere Bäuerinnen und Bauern, die leisten sollen und wollen, noch ein ineffizientes Bürokratiemonster. Es gilt: Risikobewusstsein schärfen, Krisen vorsorgen“, so Berlakovich abschließend. (BMLFUW)
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