Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
19.02.2023 | 03:23 | Rindfleischhandel 

USA: Rindfleischexporteure machen Kasse

Denver - So gut wie im vergangenen Jahr sind die Geschäfte für die Rindfleischexporteure in den USA noch nie gelaufen. Sie konnten so viel Ware an Auslandskunden wie nie zuvor verkaufen und durch höhere Preise einen Rekorderlös einstreichen.

Rindfleisch
Rindfleisch aus den Vereinigten Staaten am Weltmarkt so gefragt wie nie - Ausfuhrmenge 2022 auf Allzeithoch - Exporterlöse steigen um gut 10 Prozent auf fast 11 Milliarden Euro - Deutliches Absatzplus in China - Internationaler Schweinefleischverkauf der USA sinkt hingegen um fast 9 Prozent - Gut ein Viertel weniger Lieferungen in die Volksrepublik. (c) proplanta
Nach Angaben der amerikanischen Exportorganisation für Fleisch (USMEF) nahm die Ausfuhrmenge einschließlich Verarbeitungsfleisch gegenüber 2021 um 2,4 % auf 1,47 Mio t zu.

Aufgrund der gestiegenen Rindfleischpreise und einem etwas höheren Anteil an teuren Teilstücken stiegen die Exporteinnahmen um 10,5 % auf das Allzeithoch von 11,68 Mrd $ oder umgerechnet 10,94 Mrd Euro. Der Durchschnittswert einer ins Ausland verkauften Tonne Rindfleisch nahm um 8,0 % auf 6.954 Euro zu.

„Für die internationale Präsenz von US-Rindfleisch war 2022 ein bahnbrechendes Jahr - mit einer globalen Nachfrage, die stärker war, als ich sie in all meinen Jahren in der Branche erlebt habe“, berichtete USMEF-Präsident Dan Halstrom.

Zum Jahresende hin sei jedoch mehr Gegenwind in Asien zu spüren gewesen. Grund dafür waren ungünstige Wechselkursentwicklungen und die Corona-Probleme in China. Für 2023 erwartet Halstrom aufgrund des Endes der Corona-Krise eine zunehmende Nachfrage im Foodservice-Sektor in weiteren Weltregionen.

Die Schwachstelle für die US-Exporteure dürfte jedoch die knappere Rohstoffversorgung werden. In den USA wird nach den Rekordschlachtungen 2022 vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) für das laufende Jahr mit einem Rückgang der Rindfleischerzeugung zwischen 6 % und 7 % auf ein Mehrjahrestief gerechnet.

Südkorea wertmäßig wichtigster Kunde



Mengenmäßig blieb Japan im Berichtsjahr wichtigster Rindfleischkunde der USA; die Lieferungen dorthin gingen jedoch im Vergleich zu 2021 um 3,7 % auf 308.740 t zurück. Die Ausfuhren nach Südkorea erklommen mit einem Plus von 4,1 % auf 291.750 t dagegen ein neues Rekordniveau.

Die dazugehörigen Exporterlöse legten sogar um 13,2 % auf 2,53 Mrd Euro zu und machten dieses asiatische Land zum wertmäßig wichtigsten Abnehmer von US-Rindfleisch. Dies könnte in Zukunft jedoch China werden. Trotz aller politischen Spannungen nahm der US-Rindfleischabsatz dort einschließlich Honkong 2022 um 15,6 % auf 278.300 t zu. Wird nur die Volksrepublik betrachtet, wuchs der Handel sogar um 27,6 % auf 243.540 t.

Insgesamt spülten den US-Rindfleischexporteuren die Verkäufe nach China und in die ehemalige Kronkolonie fast 2,39 Mrd Euro in die Kassen; das waren 21,8 % mehr als im Vorjahr. Auffällig ist, dass der Durchschnittwert einer dorthin ausgeführten Tonne mit 8.028 Euro überdurchschnittlich hoch ausfiel.

Nur die Kunden in Südkorea und Taiwan zahlten im Schnitt mit 8.111 Euro beziehungsweise 10.109 Euro noch mehr. Deutlich gestiegen, nämlich um 38,7 % auf 19.660 t, sind auch die US-Rindfleischlieferungen in die EU einschließlich Großbritanniens; allerdings machte dies nur 1,3 % der Gesamtausfuhr aus.

Mexiko statt China



Bei Schweinefleisch verzeichneten die US-Anbieter hingegen das zweite Jahr in Folge einen Ausfuhrrückgang. Mit einer Abnahme von gut 250.000 t oder 8,6 % auf 2,67 Mio t fiel dieser recht kräftig aus. Aufgrund der höheren Abgabepreise fiel das Minus bei den Exporterlösen mit 5,3 % auf 7,19 Mio Euro etwas schwächer aus. Verantwortlich für den geringeren internationalen Absatz waren insbesondere die um 192.200 t oder 26,2 % eingebrochenen Schweinefleischlieferungen nach China einschließlich Hongkong.

Der nachlassende Importbedarf der Volksrepublik hat auch den konkurrierenden Exporteuren in Brasilien und der EU im vergangenen Jahr zu schaffen gemacht. Dagegen nahm der Verkauf von US-Schweinefleisch an den Nachbarn Mexiko Fahrt auf. Die über die südliche Grenze verschickte Ware nahm um fast 10 % auf die neue Rekordmarke von 959.700 t zu; die Exporterlöse stiegen sogar um 21,4 % auf 1,91 Mrd Euro. Damit löste Mexiko China als wertmäßig wichtigster Kunde beim US-Schweinefleisch ab.

Schweinefleischexport soll 2023 zunehmen



„Angesichts des wachsenden Wettbewerbs in Mexiko hat die US-Schweinefleischindustrie ihr Produktangebot erweitert und innovative Wege gefunden, um die Bedürfnisse von Verarbeitern, Einzelhändlern und Gastronomiebetrieben zu erfüllen“, erläuterte Halstrom. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Schweinefleischausfuhren dorthin, wie auch in andere Länder, 2023 zunehmen werden.

Der bisher vom USDA prognostizierte Anstieg der US-Schweinefleischerzeugung bei nachgebenden Preisen könnte dabei helfen. Im abgelaufenen Jahr mussten die amerikanischen Exporteure allerdings auch bei anderen Großkunden Absatzrückgänge hinnehmen. So verringerten sich die Verkäufe nach Japan um 9,7 % auf 356.230 t und die nach Kanada um 11,0 % auf 196.100 t. Gegen den Trend legten die Ausfuhren nach Südkorea um 4,5 % auf 175.550 t zu.

Die dortige Regierung hatte Importe forciert, um den Anstieg der Verbraucherpreise zu bremsen. Von den dafür eingerichteten zollfreien Einfuhrquoten profitierten die USA jedoch nicht, da sie bereits Zollvergünstigungen genießen.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9366 Euro
Schweine- und Rindfleischexporte der USABild vergrößern
Schweine- und Rindfleischexporte der USA
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Schlachtkühe in EU weiter gefragt

 USA überholen China als wichtigsten Handelspartner mit Deutschland

 US-Handelsstreit mit China: Außenhandelsverband warnt vor EU-Reaktion

 EU-Kommission reagiert zurückhaltend auf höhere US-Zölle gegen China

 Fleischverkauf: Mehr Geld für US-Exporteure

  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?