Die jüngst verlängerten Laufzeiten müssten nicht voll ausgeschöpft werden, sagte der Regierungschef in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. "Das muss nicht bis zum letzten Punkt ausgereizt werden, denn die Verlängerung ist ja kein Selbstzweck. Wichtig ist, dass Strom für private Haushalte und Betriebe jederzeit verfügbar und bezahlbar ist."
Nach seinem Wiedereinstieg bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW) will das Land die Nutzung regenerativer Energiequellen vorantreiben. Nach dem Beschluss des Bundestags dürfen auch die beiden älteren Atomkraftwerke im Südwesten länger Strom erzeugen - Neckarwestheim I bis 2019 und Philippsburg I bis 2020. Mappus betonte, je schneller sich die Stromproduktion aus Sonnen-, Wasser- und
Windenergie sowie aus
Biomasse rentiere, desto eher werde der Ausstieg aus der Kernkraft möglich. "Ich wäre der letzte, der dann sagen würde: Ich bin aber überzeugter Kernkraft-Anhänger, und die Reaktoren müssen bis zum letztmöglichen Tag am Netz bleiben."
Mappus bekräftigte, dass sich das Land trotz seiner jüngst erworbenen 45-Prozent-Beteiligung nicht in das operative Geschäft der
EnBW einmischen werde. Aber auf die strategische Ausrichtung werde man schon Einfluss nehmen. So halte er eine Ausweitung auf neue Märkte ebenso für richtig wie Zusammenschlüsse mit anderen Unternehmen. "Alles ist denkbar: Expansionen, strategische Beteiligungen, Partnerschaften, Kooperationen oder Übernahmen." Er halte auch an seinem Vorhaben fest, dass sich das Land in den kommenden Jahren wieder aus der EnBW zurückziehe, sagte Mappus.
Mappus verteidigte erneut den Vertragsabschluss zum Kauf der EnBW-Aktien von der EdF ohne Wissen und vorherige Zustimmung des Parlaments: "Ich weiß, dass ich dem Landtag viel zugemutet habe und wegen der notwendigen Vertraulichkeit auch zumuten musste. Das muss aber die absolute Ausnahme bleiben." Viele zustimmende Reaktionen auch aus der Wirtschaft bestätigten ihm aber, dass es richtig gewesen sei, so zu handeln. (dpa)