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22.03.2024 | 00:35 | agricola pro agricolas 
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Bezwingt der Umweltretter Glyphosat einen Traditionskonzern?

Um erst gar nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, sich in der Thematik rund um den weltweiten Glyphosateinsatz als Lobbyist wider den klaren Menschenverstand positionieren zu wollen, möchte ich mich heute den Gründen widmen, warum die Bayer AG, die sich Stand heute offensichtlich an Monsanto erheblich verschluckt haben könnte.

Wie gefährlich ist Glyphosat
Glyphosat - Ein Herbizid mit vielen Gesichtern. (c) proplanta
Seit Übernahme durch den damaligen BAYER-CEO Baumann - ein augenscheinlich egozentrisch veranlagter, nahezu unbelehrbarer „Übergott“ - jenseits des großen Teiches sind seither Klageverfahren von Glyphosat-Geschädigten mit astronomischen Klagesummen in exorbitanter Milliardenhöhe in der Schwebe. Schlichtweg presst man in Folge da heute die Kapitalkraft eines solchen Agro-Chemieriesen systematisch aus, ein Vorgang der diesen Konzern an den Börsen auf rasante Talfahrt schickte. 55 Mrd. € kostete Bayer die Hochzeit mit Monsanto in 2016. Ein rasanter Wertverfall seither. Heute ist die Bayer AG an der Börse nur noch 31,55 Mrd. € wert. Die Bayer-Aktie ist seit 09.2016 bis dato um etwa 65 % gefallen - ein leibhaftiges Finanz-Gruselszenario für die Anleger. Der Kurs dümpelt aktuell bei knapp unter 26 Euronen... Im Jahr 2015 waren es immerhin noch über 140 Euro!

Wer wird hier persönlich nun zur Verantwortung herangezogen!? Gibt‘s da nicht sogar den „goldenen Handschlag“, um die Manageretagen effizient beschleunigt zu säubern!?

DER SCHADEN ABER BLEIBT!!!

In den Annalen unserer deutschen Wirtschaft wird man schwerlich noch größere Kapitalvernichtungsarien finden; ...allenfalls der VW-Konzern könnte hier noch den Traditionskonzern toppen. Ggf. zu nennen wäre in einem Atemzug die Fusion zwischen Daimler-Benz und der DaimlerChrysler AG, die ebenfalls kläglich scheiterte. Herbe Verluste anstelle von Gewinnen eint diese deutsche arrogante Abgehobenheit namhafter Konzerne.

Vielleicht hätte BAYER doch etwas kritisch detailbewusster einen Blick hinter die Kulissen wagen sollen, bevor man in weltabgewandten Sphären auf Freiersfüßen schwebend eine solche brandgefährlich risikobehaftete Hochzeit schlussendlich dann auch vollzog.

Schon die unterschiedlichen Rechtssysteme - in der UN und EU greift das Vorsorgeprinzip - jenseits des großen Teiches in den Vereinigten Staaten und Kanada ist das Nachsorgeprinzip ein wesentlicher Bestandteil der Umwelt- und Gesundheitspolitik.

Vorsorgeprinzip

Die Verordnung (EG) Nr. 178/2002 dient als Grundlage des harmonisierten Lebensmittel- u. Futtermittelrechts in der EU. Produkten/Lebensmitteln kann demnach der Marktzugang verwehrt werden, wenn aufgrund einer vorläufigen wissenschaftlichen Risikobewertung ein begründeter Anlass zur Sorge besteht, um negative Folgen für die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt abzuwenden.

Wachstumshormone, Beta-Antagonisten (z.B. Ractopamin) sowie Antibiotika-Einsatz zur Wachstumsförderung sind seit vielen Jahren schon verboten, zugelassen sind letztere in der Tiermast allerdings zu therapeutischen Zwecken. Der massenweise Einsatz birgt in diesen Fällen heute aber auch gefährliche Resistenzrisiken in sich, der sogar die Wirksamkeit unserer Reserve-Antibiotika mittlerweile bedroht.

GVO unterliegen in der EU im Einsatz als Tierfutter einem Zulassungsverfahren, bei dem die EFSA die Sicherheit von Mensch, Tier und Umwelt abschätzt.

Nachsorgeprinzip

Für das Inverkehrbringen von Lebensmitteln bzw. die Anwendung von Stoffen oder Verfahren reicht gemäß US-Recht eine hinreichende Sicherheit, dass kein Schaden zu erwarten sei. Regulierungsmaßnahmen werden dann ergriffen, wenn es „Evidenz für tatsächlich entstandenen Schaden gibt“.

In den USA sind Wachstumshormone, Beta-Antagonisten und Antibiotika zur Wachstumsförderung erlaubt; dem Vernehmen nach werden etwa 80 % der verkauften Antibiotika in der Tiermast eingesetzt. Das „Center for Disease Control“ hat bestätigt, dass eben dieser Einsatz in der Landwirtschaft dazu beiträgt, multiresistente Keime entstehen zu lassen, die auch über den großen Teich zu uns herüberschwappen können.

GVOs wurden von der „Food and Drug Administration“ (Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staaten) als im „wesentlichen gleichwertig“ zu nicht veränderten Organismen eingestuft, es erfolgt kein behördliches Zulassungsverfahren vor Anbau und Anwendung. Die FDA verlässt sich bei der Sicherheitsbewertung auf Überprüfungen und Einstufungen der produzierenden Unternehmen.

Der Glyphosateinsatz hat sich jenseits des großen Teiches seit der Einführung von Gentechnik-Pflanzen verfünfzehnfacht! Glyphosat ist heute das meist verwendete Herbizid in der Geschichte seit der Einführung 1974. Stand 1916 wurden etwa 8,6 Mrd. Tonnen versprüht. Das Fachmagazin „Environmental Sciences Europe“, eine vierteljährlich erscheinende Open-Access-Fachzeitschrift mit Peer-Review, belegte eine dramatische Zunahme der Einsatzmenge insbesondere seit der Einführung von Soja-, Mais- und Baumwollsorten, die mittels Gentechnik resistent gemacht wurden gegen den Unkrautvernichter. Hinzu kommt, dass Glyphosat nach Auslaufen des Patentschutzes von Monsanto billiger geworden ist.

Prinzipiell sollte man sich an dem unverrückbaren Grundsatz orientieren, dass Glyphosat am und im Körper von Menschen nichts zu suchen hat; und hier ist wiederum maßgeblich entscheidend die Lehre von Paracelsus:

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht‘s, daß ein Ding kein Gift sei.“

Laut BMEL wurde in Deutschland der jährliche Glyphosatabsatz 2021 bei etwa 4.097 Tonnen angesiedelt, 2019 bei 3.058 Tonnen, 2016 bei 4.693 Tonnen und 2015 bei 4.315 Tonnen. Glyphosat wird heute angewandt in der Landwirtschaft, Obst- und Gartenbau sowie in den Gleisbereichen der Deutschen Bahn.

Bemerkenswert übrigens ein Vergleich hier in Europa: Laut Einlassungen des LfL (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft) haben die Länder Spanien, Italien und Frankreich in Gegenüberstellung zu Deutschland oder Großbritannien einen etwa doppelt bis fünffach so hohen Verbrauch an Glyphosat.

Heute sich parallel unmissverständlich in den Vordergrund drängende Horrorszenarien infolge des nicht von der Hand zu weisenden, rasant verlaufenden Klimawandels sollten zum Nachdenken anregen: Unsere „GRÜNE LUNGE“ leidet derzeit unter einer unvorstellbaren Trockenheit, die medial weitgehend totgeschwiegen wird.

Der Rio Negro, der zweitgrößte Nebenfluss des Amazonas, ist unterhalb Jahresfrist um gut 15 Meter gesunken, geschuldet eben dem augenscheinlich unaufhaltsam rasant voranschreitenden Klimawandel. Eine katastrophale Jahrhundertdürre hat Brasilien fest im Griff. Wassertemperaturen im Amazonas, angesiedelt bei über 39 Grad einhergehend mit einem niedrigen Wasserpegel, berauben ganze Flussgemeinschaften ihrer Lebensgrundlagen, massenhaft verenden Fische im Niedrigwasser.

Daher müssen wir rund um unseren Globus auch vielschichtig abwägen, welche möglichen unverzichtbaren Puzzleteile wir komplett auslisten können, um eben diesem überaus bedrohlichen Umweltszenario begegnen zu können. Wasser und Boden sind unbestreitbar unsere wichtigsten Ressourcen, darauf müssen wir sehr waches Auge werfen in unabdingbarem Detailblick, um das Facettenreichtum geistig durchdringen zu können. Eine Vielschichtigkeit der mannigfaltigsten Maßnahmenkataloge muss allumfassend vorausschauend gedacht sein, um hernach umsichtig erfolgversprechend auch handeln zu können.

Die Zentralfrage einer Bewirtschaftung unter kompletten Glyphosatverzicht liefert im Ergebnis Stand heute die Faktizität, dass wir damit bewusst den CO2-Anstieg in der Atmosphäre massiv befeuern. Können wir uns das realiter gegenwärtig noch leisten!?

Extrem verlogen ist jedoch die grandiose Gegensätzlichkeit, basierend nicht selten auf dem fulminant narzisstischen Anspruchsdenken innerhalb heutiger „Wohlstands-Systeme“ in einsamem Meistertrainer-Modus weltweiter Leuchttürme:

Vollkommen legitim wollen dort die Massen in Reihen unseres „KÖNIG KUNDEN“ sich äußerst gesundheitsbewusst ernähren. die Vielfalt der verfügbaren Nahrungsmittel rund um unseren Globus MUSS(!) dabei im Okzident jederzeit ganzjährig allerorten in unseren Wohlstands-Versorgungstempeln abrufbar sein. Natürlich am besten nur BIO-Produkte(!!!), und das ALLES(!) in erster Linie spottbillig, so billig, dass ohne schlechtes Gewissen ein hoher quotaler Anteil vollkommen schmerzbefreit in der Tonne verschwinden kann.

„Erst kommt das große Fressen, dann die Moral.“ (frei nach Bertolt Brecht)

Kein Wertewandel ohne tiefschürfend vernetzendes Nachdenken bitte….!!!
agricola pro agricolas
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Kommentare 
Oli schrieb am 08.04.2024 09:29 Uhrzustimmen(0) widersprechen(0)
Steile Theorie, das ein Glyphosatverzicht die CO2-Emissionen steigern lässt. Was für ein Unsinn. Glyphosat ist ein Totalherbizid, es tötet alles! Einzig der Erhalt der Regenwälder hilft gegen die Klimakrise
maximilian schrieb am 29.03.2024 16:44 Uhrzustimmen(0) widersprechen(0)
Guter Vortrag!
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