Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
17.09.2020 | 12:23 | Weinbau 4.0 

Schlauer Schlepper steuert selbstständig durch Weinberge

Thüngersheim - Noch sitzt ein Mann am Steuer des Schleppers, doch seine Hände kann er getrost in die Höhe halten: Künftig soll die intelligente Maschine selbstständig durch die fränkischen Weinberge steuern.

Selbstfahrender Schlepper im Weinberg
Einen Vorgeschmack auf die Zukunft gibt es in Unterfranken: Dort fährt ein Schlepper selbstständig durch die Weinberge und hilft den Winzern. (c) proplanta
Quasi als Vorgeschmack auf die Zukunft stellt die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) am heutigen Donnerstag (10.00 Uhr) den Schlepper vor. Die semi-autonome Maschine wird Winzer und Obstbauer bei ihrer Arbeit «wesentlich entlasten», sagte Daniel Heßdörfer vom Institut für Weinbau und Oenologie (IWO) der LWG im Vorfeld der Präsentation am Scharlachberg in Thüngersheim (Landkreis Würzburg).

Der schlaue Schlepper ist mit hochmoderner Lasertechnik ausgestattet: Ein Laser-Scanner im Frontbereich macht während der Fahrt 3D-Bilder von den Rebstöcken und sendet die Signale an die Lenksteuerung des Schleppers. «Das Lenken macht nun das System, die Geschwindigkeitskontrolle der Schlepper.» Das sei weniger ermüdend für die Arbeiter, die bisher den Schlepper und die Geräte steuern müssen.

Am Schlepper sind zudem sogenannte «Anbaugeräte» befestigt, die ebenfalls autonom arbeiten: Sie kommen möglichst nahe an die Rebstöcke heran und können viel von dem Beikraut verarbeiten - ohne die Stöcke zu beschädigen. Denn bisher kommt es immer wieder vor, dass ein Gerät an den Stöcken hängen bleibt. «Dann entstehen Wunden und ein Stock kann kaputt gehen», erklärte Heßdörfer.

Die Experten des LWG überprüfen neue Techniken und haben die Maschine der Firma Braun Maschinenbau auf «Herz und Nieren» getestet, sagte Sprecher Marco Drechsel. Auch unter Echtbedingungen, das heißt auch in den Steillagen und auf ungeraden Wegen. Der neue Schlepper arbeitet herbizidlos, also ohne Glyphoysat - wie es die Landesanstalt seit 2015 vorgibt.

«Natürlich erinnern viele solche landwirtschaftlichen Maschinen zunehmend an ein Flugzeug-Cockpit mit zahlreichen Schaltern», sagte Drechsel. Computer-Experten müssen Winzer aber nicht sein, um das Gerät einzusetzen. Eine Affinität zu Technik sei jedoch durchaus von Vorteil, denn dann könne man sich die aufwendige Handarbeit sparen.

Der Mann muss übrigens nur aus gesetzlichen Gründen am Steuer sitzen. Das Wenden des Fahrzeugs in den Weinbergen führt über rechtlichen Grund und dort gilt die Straßenverkehrsordnung - autonomes Fahren ist dort noch verboten.
dpa/lby
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Spätfröste: Winzer im Saarland befürchten geringere Ernte

 Weinbauverband Saale-Unstrut: Totalausfall bei frühen Trieben

 Wir lassen den sächsischen Obst- und Weinbau nicht alleine

 Niedrige Temperaturen - Obstbauern müssen noch ein wenig zittern

 Weinbauern nach Minusgraden: Ernte 2024 größtenteils passé

  Kommentierte Artikel

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein