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04.03.2020 | 10:42 | Nützlingsförderung 

Bestäubung von Obstbäumen: Obstbauern setzen auf Wildbienen

Gierstädt - Thüringer Obstbauern wollen verstärkt Wildbienen für die Bestäubung ihrer Kirschbäume nutzen. Davon versprechen sie sich nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern auch einen Beitrag zu mehr Biodiversität in Zeiten des Insektensterbens.

Bestäubung Obstbäume Wildbiene
Insekten sind für die Bestäubung von Obstbäumen unverzichtbar. Dabei spielt nicht nur die Honigbiene eine Rolle. Manche Wildbienen etwa fliegen auch dann Blüten an, wenn es der Honigbiene zu kalt ist. Das wollen sich Thüringer Obstbauern stärker zunutze machen. (c) proplanta
Nach einem ersten Projekt im vergangenen Jahr soll nun drei Jahre lang gezielt erprobt werden, wie Wildbienen dauerhaft in Obstplantagen angesiedelt werden können und sich ihre Population vergrößern ließe. Dabei gehe es etwa um den Einsatz von Nisthilfen, eine Verbesserung des Nahrungsangebots für die Insekten sowie gezielte Bestäubungsversuche, sagte Projektleiterin Ann-Kathrin Pöpel-Eisenbrandt vom Landesverband Gartenbau Thüringen der Deutschen Presse-Agentur.

Die Experten setzen dabei auf die Mauerbiene, die mit Blick auf Bestäubung einige vorteilhafte Eigenschaften aufweist. «Sie sammeln den Pollen trocken am Bauch, der sich so leichter von Blüte zu Blüte überträgt», erläuterte Pöpel-Eisenbrandt. «Und sie hat einen kleineren Flugradius als die Honigbiene, sammelt also direkt vor ihrer Haustür und wechselt schneller von Blüte zu Blüte.» Außerdem fliegen Mauerbienen ab etwa vier Grad Celsius zwischen den Blüten.

Daher sind sie vor allem für Kirschplantagen interessant. Kirschbäume blühen im Frühjahr und sind oft kühleren Temperaturen während der Blüte ausgesetzt. Allerdings leben Mauerbienen einzeln und bilden keine Völker. Sie legen ihre Eier zusammen mit einem Vorrat an Pollen als Futter für den Nachwuchs in hohlen Stängeln ab. Um dies zu fördern, könnten Nisthilfen etwa aus Bambus oder Schilf aufgestellt werden, erklärte Pöpel-Eisenbrandt.

Erste Untersuchungen legten die Wirksamkeit solcher Maßnahmen nahe. So sei bei Analysen im vergangenen Jahr auf den Fahner Höhen (Kreis Gotha) aufgefallen, dass der Anteil der Wildbienen an der Bestäubung an Orten mit guten Nistmöglichkeiten bei etwa 20 Prozent lag, während er sonst nur einstellig sei.

Bessere Bedingungen für diese Wildbienen könnten auch mehrjährige Blühstreifen mit einheimischen Pflanzen liefern, erläuterte die Expertin. Das nütze nicht nur der Mauerbiene, sondern auch anderen Insekten. Ziel sei, das Umfeld der Kirschplantagen insgesamt als Lebensraum von Wildbienen aufzuwerten und so neben stabileren Erträgen für die Obstbauern auch die Biodiversität zu erhöhen. An dem bis Ende 2022 angelegten Projekt sind zwölf Partner beteiligt.

Nach Schätzungen des Naturschutzbundes Thüringen leben im Freistaat rund 430 verschiedene Wildbienen-Arten. Den Angaben zufolge ist in Deutschland der Bestand jeder zweiten Art gefährdet. Als Gründe für schwindende Insektenpopulationen gelten die intensive Landwirtschaft, die Zerstörung von Lebensräumen durch neue Straßen und Siedlungen sowie der Klimawandel.
dpa/th
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