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15.04.2015 | 10:31 | Mäuse-Alarm 

Feldmausplage größer als 2012

Erfurt - Landwirte in einigen Regionen Deutschlands fürchten angesichts einer neuerlichen Feldmausplage um Teile der diesjährigen Ernte.

Feldmausplage
Mäuse fühlen sich nach dem milden Winter auf den Feldern und im Wald wohl. Mancher Bauer will nun verstärkt in den Giftschrank greifen - zum Entsetzen von Vogelschützern. (c) proplanta
Nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes sind vor allem Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen von der Massenvermehrung betroffen, aber auch Regionen etwa in Hessen und Rheinland-Pfalz. Um dem Problem Herr zu werden, fordert Thüringens Bauernpräsident Helmut Gumpert eine Sondergenehmigung, um Köder mit dem Wirkstoff Chlorphacinon breitwürfig auf Feldern verteilen zu können. Dann könnten allerdings geschützte Vogelarten wie der Rotmilan vergiftete Mäuse fressen und verenden, warnen Tierschützer.

Nach Angaben Gumperts drohen größere Schäden als bei der jüngsten Mäuseplage 2012. Denn die Nager hätten sich in dem milden Winter nicht nur in den Ackerregionen etwa um Erfurt freudig vermehrt. Auch in höheren Lagen fühlten sie sich pudelwohl. Auf einigen Testflächen sei die Schwelle der kritischen Populationsgröße um das Zehnfache überschritten worden. Auch der Wald ist betroffen. Nach Angaben der Landesanstalt Thüringenforst sind die Schadflächen so groß wie seit 2010 nicht mehr. Auf Nahrungssuche schälten die Mäuse die Rinde junger Bäume ab.

Bisher dürfen Bauern Giftköder nur gezielt mit Legeflinten in die Löcher einbringen, was hohen Aufwand bedeutet. Für Gumpert ist auf diese Weise dem Problem nicht Herr zu werden. «Wir dürfen nicht vergessen, dass Feldmäuse auch für Menschen und andere Tiere gefährliche Krankheiten - etwa Hanta-Viren - übertragen können», betonte er. Mäusekot könne bei der Ernte in den Brotweizen geraten und Nutztiere über Grünfutter mit dem Kot in Kontakt kommen.

Von «Panikmache» spricht der Agrarexperte des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Florian Schöne. Er verweist darauf, dass solche Massenvermehrungen von Mäusen alle drei bis fünf Jahre nicht ungewöhnlich seien. Das Ausstreuen von Giftködern an der Oberfläche könne viele Vögel gefährden - neben dem streng geschützten Rotmilan auch Störche, Eulen, Kraniche und Graureiher. «Wenn die Vögel tote oder sterbende Mäuse fressen, kommt es zu einer Sekundärvergiftung und sie verenden schleichend.»

Das Thüringer Agrarministerium will zunächst abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Es sei noch keine Sondergenehmigung beantragt worden, hieß es. «Sollte das Ausmaß der drohenden Schäden so hoch werden, dass Existenzgefährdungen für landwirtschaftliche Betriebe entstehen, ist nach den dann vorliegenden Gegebenheiten neu zu entscheiden.»

Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe Feldmaus-Management will im Mai über die aktuelle Situation beraten. Derweil setzen Förster statt auf Gift auf die natürlichen Feinde der Mäuse - mit Sitzstangen für Greifvögel und einer geringeren Jagd auf Füchse - «dem Mäusevertilger Nummer 1», wie Thüringenforst-Sprecher Horst Sproßmann sagte. (dpa)
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