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16.09.2022 | 10:31 | Aktueller Rat Pflanzenbau 

Kartoffelanbau: Massive Drahtwurmprobleme in späten Sorten

Karlsruhe - Der Pflanzenproduktionsberater M. Haas Landwirtschaftsamt im Landratsamt Emmendingen weist in einer aktuellen Meldung darauf hin, dass in späten Kartoffelsorten massive Drahtwurmprobleme festgestellt wurden.

Späte Kartoffelsorte
(c) proplanta
Nach Informationen eines Forchheimer Landwirts berichtet der Emmendinger Fachberater aus dem Gesprächsaustausch mit anderen Landwirten, dass es massive Drahtwurmschäden bei allen spät – also ab Mitte August - geernteten Kartoffeln gibt.

„Drahtwürmer sind in Baden-Württemberg bedingt durch den Klimawandel - und die damit verbundene Einwanderung wärmeliebender Arten - sowohl auf ökologisch als auch auf konventionell bewirtschafteten Kartoffelflächen, weiter auf dem Vormarsch,“ bestätigt H.-J. Meßmer, Kartoffelfachmann vom LTZ Augustenberg mit Sitz in Donaueschingen. „Der prozentuale Anteil an Kartoffeln, die durch Drahtwürmer geschädigt wurden stieg in den letzten Jahren stetig, die daraus resultierenden Probleme bekannt,“ informiert der Eschinger Experte in seinen weiteren Ausführungen.

Drahtwürmer können aufgrund fehlender chemischer Pflanzenschutzmittel immer schwieriger bekämpft werden. Starkbefall kann sogar dazu führen, dass die gesamte geerntete Ware nicht verkauft werden kann. Der Kartoffelanbau steht damit auf manchen spezialisierten Betrieben regelrecht vor dem Aus. „Es ist zu befürchten, dass der Anbau wegen des erhöhten Vermarktungsrisikos bei vielen Produzenten insgesamt zurückgeht,“ meint H.-J. Meßmer.

Doch Meßmer und Mitschke vom baden-württembergischen Kartoffelberatungsdienst wollen noch nicht aufgeben und sehen sogar ein kleines Licht der Hoffnung am Horizont. Aktuelle Forschungsaktivitäten haben nämlich zum Ziel, die biologischen Verfahren dahingehend zu optimieren, dass den neben ackerbaulichen Maßnahmen in der landwirtschaftlichen Praxis bei der Anwendung künftig vielleicht sogar eine ausreichende Drahtwurmwirkung sichergestellt werden kann.

Aktuelles - leider situativ etwas Verschärfendes - Problem ist, dass in bundesweiten Versuchen jetzt festgestellt wurde, dass 15 bis 20 verschiedene Drahtwurmarten auf einem Schlag vorhanden sein können. „Das engt natürlich auch die Auswahl des richtigen Pilzes zur biologischen Bekämpfung erheblich ein,“ weiß M. Mitschke.

„Bis das alles soweit ist,“ ergänzt H.-J. Meßmer, „würde es den Anbauern mehr als helfen, wenn die hohen Qualitätsanforderungen an die äußere Beschaffenheit der Kartoffel beim Handel und beim Verbrauch der Realität deutlich angepasst werden.“ „Kunden sollten (müssen) davon abrücken, angebohrte Kartoffeln zu beanstanden und abzulehnen,“ meinen die beiden renommierten und bundesweit engagierten Fachleute einstimmig.

In seinem aktuellen Rat empfiehlt der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Kartoffelexperte M. Mitschke vom Beratungsdienst Kartoffel vom Sitz Heilbronn, den betroffenen Kartoffelanbauern über die Vermarktungsproblematik direkt mit dem jeweiligen Marktpartner zu sprechen. Der Fachmann sieht momentan noch alternative Verwertungsmöglichkeiten und bestätigt: „Vor allem vor dem Ausblick auf die deutlich geringere Erntemenge in 2022 sollte in diesem Jahr keine Kartoffel entsorgt werden.“

Aus Sicht des Heilbronner Experten hilft jetzt nur noch das schnelle Roden in ein Zwischenlager, das geht aber erst, wenn die geerntete Ware schalenfest und stabil ist „und natürlich nur bei einem deutlichen Entgegenkommen von Handel und Kundschaft.“

(Informationen des LTZ Augustenberg vom 14.09.2022)
LTZ Augustenberg
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