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29.05.2009 | 10:08 | Düngemitteleinsatz 

Landwirte düngten mehr, aber bedarfsgerecht

Hannover - Viel hilft viel?

Düngemitteleinsatz
(c) proplanta
Dieser Grundsatz gilt beim Düngemitteleinsatz in der Landwirtschaft schon lange nicht mehr. Doch wie ihre Verwandten im Garten müssen auch die Kulturpflanzen auf dem Acker ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden, um gute Erträge zu bringen. Nach mehreren Jahren mit äußerster Zurückhaltung haben die deutschen Landwirte daher im Düngejahr 2007/08 (1.7. bis 30.6.) wieder mehr Mineraldünger auf ihren Flächen eingesetzt, zitiert der Landvolk-Pressedienst Daten des Industrieverbandes Agrar (IVA). So setzten die Landwirte mit insgesamt rund 1,8 Mio. Tonnen (t) Stickstoff rund 12,9 Prozent mehr ein als im Düngejahr zuvor.

Damit entsprach der Absatz stickstoffhaltiger Dünger dem durchschnittlichen Niveau der vergangenen Jahre und hat fast wieder das Niveau von 2005/06 erreicht. Der Einsatz von Kali ist ebenfalls wieder gestiegen, und zwar um gut 15 Prozent auf 511.303 t. Erheblich häufiger griffen die Landwirte sogar bei Phosphordünger zu, mit 316.700 t übertraf der Absatz den des Vorjahres um rund 20 Prozent. Im Jahr 2006/07 war die Phosphatdüngung jedoch auf das niedrigste Niveau seit 1950 gefallen. Außerdem war der Absatz von Kali so stark gesunken, dass Fachleute bereits davor warnten, auf ohnehin knapp versorgten Böden die Vorräte durch zu geringe Düngergaben weiter zu strapazieren. Denn auch eine zu sparsame Düngung entspricht nicht mehr der guten fachlichen Praxis, sondern gefährdet die Bodenfruchtbarkeit. Weiter stabilisiert hat sich im vergangenen Jahr der Absatz des Grunddüngemittels Kalk, von dem die Bauern ihren Böden rund 2,2 Mio. t zuführten.

Generell passen die Landwirte heute die Art und Menge des eingesetzten Düngers gezielt an den Bedarf der Pflanzen in Abhängigkeit vom Bodenvorrat an. Zusätzlich werden bei der Bedarfsermittlung der Pflanzen die Nährstoffe aus organischen Düngern wie Stallmist oder Gülle stärker berücksichtigt als früher. Durch den Einsatz moderner Verfahren können Landwirte zudem die Zufuhr mineralischer Düngemittel gezielt steuern und dabei sowohl die Umwelt als auch den eigenen Geldbeutel schonen. Den gestiegenen Absatz der Mineraldünger führen Experten vor allem auf die bundesweite Ausdehnung der Getreidefläche um 7,3 Prozent auf 7,05 Mio. ha im vergangenen Jahr zurück.

Zumindest in den ersten neun Monaten des abgelaufenen Düngejahrs machten es zudem relativ günstige Rahmenbedingungen für die Landwirte lohnender, wieder mehr Mineraldünger auf ihren Flächen einzusetzen. Ob sich dieser Trend im laufenden Düngejahr fortsetzen wird, erscheint vor dem Hindergrund der derzeitigen Wirtschaftskrise und der desolaten Preissituation, mit der sich die Landwirte derzeit konfrontiert sehen, zumindest fraglich. Denn bereits im letzten Quartal des abgelaufenen Düngejahres verzeichneten die Anbieter einen drastischen Nachfrageeinbruch, so dass Marktexperten für die laufende Saison bei allen Nährstoffen wieder mit einem Absatzrückgang rechnen. (LPD)
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